Sofreh – pane amore e fantasia dalla Persia tribale

Autor/en: Alberto Boralevi
Verlag: Editore Giorgio Mondadori
Erschienen: Milano 2010
Seiten: 132
Ausgabe: Klappenbroschur
Preis: € 40.–
ISBN: 978-88-6052-337-2
Kommentar: Michael Buddeberg, Oktober 2010

Besprechung:
Es war wohl in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als im Basar von Teheran eine ganz neue Gruppe rustikaler Flachgewebe auftauchte. Das einheitliche und gänzlich abstrakte Design dieser mit sofreh bezeichneten Stücke faszinierte sofort durch seine modern anmutende Form- und Farbgestaltung. Ihre Herkunft war zunächst mit Veramin angegeben worden doch das war, wie vielfach üblich, eine von Aufkäufern bewusst gestreute Falschmeldung, um die wahre Quelle geheim zu halten. Auch das von Tanavoli später als Entstehungsort genannte kleine, unweit von Kashan gelegene Städtchen Kamo ist nur einer von vielen Orten, wo diese Flachgewebe geknüpft und genutzt wurden. Inzwischen weiß man, dass fast alle iranischen, auf nomadische Wurzeln zurückgehenden Stammesgruppierungen Sofrehs gewebt haben. Es sind bei den Lori ebenso wie bei den Afscharen, bei den Shahsavan und den Qashgai und bei vielen anderen Stämmen ein eigenständiges, frei von fremden Einflüssen von den Frauen ausschließlich für einen privaten und ebenso profanen wie rituell bedeutsamen Prozess gewebtes Produkt. Sofrehs haben mit der Herstellung von Brot zu tun und jede Familie hatte grundsätzlich zwei dieser „Brottücher“. Der eine Sofreh diente als Unterlage, wenn der Brotteig gemacht wurde und bedeckte schließlich den Teig bis aus ihm Brote geformt werden konnten. In den anderen Sofreh wurde das fertige Brot eingeschlagen, um es frisch zu halten. Diese Beziehung dieser Flachgewebe zu einem der wichtigsten Nahrungsmittel verleiht ihnen eine fast kultische Bedeutung, einen Status als quasi heiliges Objekt und ist wohl auch der Grund, warum sie so spät auf den Märkten erschienen und Händlern wie Sammlern so lange unbekannt blieben. Ihre kultische Bedeutung ist sicherlich auch der Grund für die Sorgfalt der Weberinnen bei der Gestaltung der Muster, der Auswahl der Farben und für das wohl aus alter Überlieferung herrührende, einheitliche Grunddesign. Ein stets quadratisches oder annähernd quadratisches Maß ist der Rahmen für ein durch seitliche Zackenmuster und gelegentlich durch broschierte Bordürengestaltung auf die Mitte konzentriertes Design. Diese Mitte, der heilige Platz für Brotteig und Brot ist entweder frei, kann aber auch durch ein abstraktes Medaillon oder eine broschierte Verzierung besonders gestaltet sein. Trotz dieser Gemeinsamkeiten sind die Variationen in Form und Farbe eine Spielwiese ursprünglicher Kreativität und der Anteil von Stücken, bei denen die fantasievolle Komposition der sparsamen Gestaltungsmittel, vor allem das durch Farbwechsel und Abrasch geprägte Ineinandergreifen bewegter Zackenbänder wahre Kunstwerke hat entstehen lassen, ist bei Sofrehs besonders hoch. Mittlerweile wagen Kenner der Materie auch bereits Zuschreibungen von Sofrehs zu bestimmten Stämmen und Orten. Zu diesen Kennern ist Alberto Boralevi, Händler, Teppich- und Textilwissenschaftler und Messeveranstalter aus Florenz zu zählen. Auf der von Boralevi im September 2010 zum fünften Male veranstalteten Textil- und Teppichmesse in dem unweit von Mailand gelegenen Kastell von Sartirana, wurde eine Sammlung dieser Sofrehs gezeigt, zu der das Buch mit dem sehr bezeichnend auf Brot, Liebe und Fantasie hinweisenden Titel erschienen ist. Es zeigt nicht nur Fotos vom Gebrauch dieser Sofrehs bei der Herstellung von Brotteig und Brot, sondern vor allem in seitengroßen Abbildungen und mit Ausschnittvergrößerungen, die Einblick in die Webtechnik geben, eine beeindruckende Sammlung von knapp 50 Sofrehs, deren jedes dem Anspruch, ein kleines Kunstwerk zu sein, gerecht wird. Der einführende Text beschreibt – leider nur auf italienisch – Herkunft, Verwendung und Technik dieser reizvollen Gattung persischer Flachgewebe.

Zu beziehen von: Messagerie Libri S.p.A., Via Verdi 8, 20090 Assago (Milano)

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