Tacheh

Autor/en: David Sorgato
Verlag: Galleria David Sorgato
Erschienen: Mailand 2006
Seiten: 128
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: € 50.–
ISBN: 88-902228-1-6
Kommentar: Michael Buddeberg, Dezember 2006

Besprechung:
Dem Mailänder Teppich-Galeristen David Sorgato ist es gelungen, eine Sammlung von 53 dieser ungewöhnlichen persischen Transporttaschen zusammenzutragen, die aufgrund ihres ungewöhnlichen Design und ihrer Farben zu beliebten und begehrten Sammelobjekten geworden sind. Zu der ab Juni 2006 gezeigten Ausstellung in Mailand ist ein schön gestalteter Katalog erschienen, der die ganze Vielfalt und Farbigkeit und die eigenartige Schönheit dieser Tacheh zeigt. Da sich Sorgato selbst auf den besten Kenner dieser Materie beruft, auf Parviz Tanavoli, sei es gestattet, hier auf die Besprechung von Tanavolis 1998 erschienenen Buches „The Tacheh of Chahar Mahal“ zurückzugreifen:

Der Rezensent erinnert sich genau: Als anlässlich der VII. ICOC in Hamburg und Berlin eine Berliner Galerie erstmals eine kleine Sammlung dieser eigenartigen, mit unregelmäßigen Streifen versehenen Flachgewebe mit dem in Form einer Salztasche eingeknüpften Zierstück vorstellte, hielten nicht wenige Fachleute diese Stücke für Fälschungen, in die nachträglich ein Musterteil eingeknüpft worden war, um sie attraktiver zu machen. Inzwischen ist die Herkunft geklärt. Tacheh sind Transporttaschen sesshafter Bachtiaren aus der Region um Chahar Mahal. Bis vor 30 oder 40 Jahren muss es sie zu Tausenden gegeben haben; jeder Bauer benutzte sie zum Transport oder zum Lagern von Weizen oder Gerste. Dann kamen praktischere und billigere Behälter aus Kunststoff auf den Markt und die Tacheh verschwanden. Gäbe es nicht den ländlichen Brauch, niemals etwas wegzuwerfen und für alles immer noch eine Verwendung zu finden, gäbe es heute wohl überhaupt keine Tacheh mehr. So sind die vielleicht wenigen hundert Stück, die überlebt haben, eine Erinnerung an eine wichtige Gruppe von Textilien aus Chahar Mahal. Über die Bedeutung und den Zweck des geknüpften Musterteils kann gerätselt werden. Eine Amulettfunktion ist die wohl nächstliegene Möglichkeit. Wird die Tacheh, der Behälter mit dem wertvollen Korn, auf den Boden gestellt, so steht auch der geknüpfte Teil auf dem Boden und schützt den Inhalt vor schädlichen Einflüssen, die vom Boden ausgehen können. Doch warum diese gleichbleibende, von Salztaschen bekannte Form? Ist hier vielleicht eine Verwandtschaft zu Gebetsteppichen zu sehen? Die Antwort muss offen bleiben. Natürlich ist es diese geknüpfte Sektion, die die Tacheh zu einem beliebten und begehrten Sammelobjekt machte. Der ganze Musterreichtum und die ganze Farbenpracht der Teppiche der Bachtiaren findet sich in diesen geknüpften Partien. Blumen, Rosen, Rosetten, Medaillons, Botehs, Streifen und geometrische Muster und Symbole in den warmen und satten Farben der Bachtiaren bilden einen auffälligen Kontrast zur Strenge des braunen oder beigen Grundgewebes.

Bleibt noch hinzuzufügen, dass auch diese Grundgewebe, unifarben oder gestreift, oft mit broschierten Mustern versehen und häufig selbst mit farblich und mustermäßig ganz verschiedenen Bereichen, die eigenartig verzahnt und gezackt ineinander übergehen, wesentlich zum ästhetischen Reiz dieser Tacheh beitragen.

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