Tripping on Oriental Rugs – A fifty-year Passion

Autor/en: Jacob Avshalomov
Verlag: Jacob Avshalomov – Xlibris Corp.
Erschienen: Portland/Oregon USA 2005
Seiten: 80
Ausgabe: broschiert
Preis: US-$ 26.99
ISBN: 1-4134-9672-5
Kommentar: Michael Buddeberg, Dezember 2006

Besprechung:
Jacob Avshalomovs Buch über seine nun fünfzig Jahre währende Leidenschaft für den Orientteppich, über Freuden und Leiden des Sammlers und über die Glanzstücke einer viele Hundert Exemplare umfassenden Sammlung, ist ein liebenswerter und sehr persönlicher Bericht. Es ist eine Liebeserklärung an die eigene Sammlung, von denen es eigentlich viel zu wenige gibt. Wie wird man zum Sammler, warum sind es gerade Teppiche und nicht Kakteen, japanische Samurai-Schwerter, Expressionisten oder Schwarzwälder Kuckucksuhren? Wie fing das an mit dem Sammeln, warum bildeten sich Schwerpunkte und was ist alles passiert, dass sich aus ersten und wenigen Stücken schließlich eine Sammlung formte? Das ist unterhaltsam zu lesen und hat einen zusätzlichen Reiz, weil es sich bei dem Sammler und Autor um Prominenz aus der us-amerikanischen Szene klassischer Musik handelt. Jacob Avshamolov stammt aus einer Musikerfamilie, wurde 1919 in Tsingtao/China geboren und blickt heute im Alter von 87 Jahren auf eine erfolgreiche Karriere als Komponist und Dirigent mit vielen Glanzpunkten zurück. So war er der erste, die Carl Orffs berühmte Carmina Burana im Westen der USA zur Aufführung brachten, um nur eines dieser Highlights zu erwähnen. Highlights seiner Sammlung sind klassische kaukasische Teppiche aber auch manch schönes Stück aus Turkmenien, Ostturkestan, Persien und Anatolien, hier sind es häufig Gebetsteppiche, hat den Weg in seine Sammlung gefunden. Unterhaltend und lesenswert ist aber vor allem die Plauderei über diese oft erstaunlichen und beglückenden Zufälle, die die Wege eines Teppichs und eines Sammlers kreuzen und die beiden zueinander finden lassen. Jedes Stück hat so seine Geschichte. Manche bringen den Leser zum Schmunzeln, andere wieder lassen so etwas wie ein Neidgefühl aufkommen wie etwa der Bericht von dem bei einer Haushaltsauflösung für 5 Dollar erworbenen Bordjalou oder die Geschichte von dem schönen Ersari-Gebetsteppich, für den Avshalomov immerhin den doppelten Betrag hinblättern musste. Wieder andere solcher Storys, ziehen sich über Jahre hin, bis das begehrte Stück endlich den Besitzer gewechselt hat. Die sympathische, zwanglose Plauderei findet ihre Entsprechung in den Bildern. Die Teppiche wurden zum Fotografieren einfach in die Höhe gehalten, oft sieht man Hände, manchmal schauen unten auch die Füße heraus, gelegentlich lässt der Autor grüßen. Das irritiert zunächst, erschwert den Zugang zur Qualität der Stücke, ist aber wohl Absicht und passt zum Stil des Buches. Da die Schönheit von Mustern und Farben für den Autor stets wichtiger war als der Zustand der Stücke, ließ sich Avshalomov von Fachleuten in die hohe Kunst des Restaurierens einführen und brachte manches Stück von einem beklagenswerten in einen wieder perfekten Zustand. Es ist dies wohl die innigste Art, sich mit diesen Kunstwerken zu befassen und diese innige Beziehung des Sammlers zu seinen Stücken spricht aus jeder Zeile seines Buches. Das ist aber noch nicht alles. Jacob Avshalomov als Komponist und Dirigent weiß um die Melodien und Rhytmen, um die Harmonien, Tempi und Tonfolgen, die Musik zu einem akustisch-ästhetischen Erlebnis werden lassen. Es liegt daher für einen so von der Musik geprägten Menschen nahe, Vergleiche anzustellen, Gemeinsames zu finden und Analogien zwischen klassischer Musik und Teppichen nachzuspüren. Da ist etwa das Prinzip der Wiederholung, das uns in der Musik so oft begegnet, beispielsweise in Maurice Ravels Bolero und das auch in manchen Teppichen, sei es in der Bordüre oder im Feldmuster, für Spannung und Steigerung sorgt. Wie in der Musik Melodien können in Teppichen Musterkonzeptionen Stimmungen erzeugen und Gefühle ausdrücken, gibt es Thesen und Antithesen, Harmonien und Dissonanzen und andere Gemeinsamkeiten mehr. Avsholomov versucht anhand von Notenbeispielen – wir begegnen hier unter anderem Bach, Mozart und Beethoven – solche Analogien aber auch deren Grenzen aufzuzeigen und eröffnet damit ein ganz neues Kapitel für die Betrachtung, Bewertung und Bezeichnung von Knüpfkunstwerken. Schon allein dieser Essay über Teppiche und Musik, der Denkanstösse für einen neuen Zugang in die Welt der Teppiche gibt, lohnt die Lektüre von Jacob Avsholomovs Liebeserklärung an seine Sammlung. (Das Buch kann bestellt werden bei www.xlibris.com)

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