Bright Flowers – Textiles and Ceramics of Central Asia

Autor/en: Christina Summer, Guy Petherbridge
Verlag: Powerhouse Publishing and Lund Humphries
Erschienen: Sydney and Aldershot 2004
Seiten: 160
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: 32.50 engl.Pfund
ISBN: 1-86317-106-1
Kommentar: Michael Buddeberg, April 2005

Besprechung:
Die einzigartige Möglichkeit, Stickereien und Keramik aus zentralasiatischen Museen in Samarkand, Buchara, Almaty, Nukus, Dushanbe und Taschkent, also Schätze aus den staatlichen Museen von Tadschikistan, Usbekistan und Kasachstan in einer großen Ausstellung sehen und bewundern zu können gab es von September 2004 bis Februar 2005 ausgerechnet im fernen Australien. Das rührige Powerhouse Museum für angewandte Kunst und Wissenschaften in Sydney und seine für Zentralasien zuständigen Kuratoren haben 10 Jahre an diesem Vorhaben gearbeitet und ein eminent wichtiges Ausstellungsprojekt realisiert. Es ist vorüber und nur wenige Besucher aus Europa oder aus Amerika werden dieser Ausstellung wegen die Reise um den halben Erdball gemacht haben. Umso wichtiger ist es, dass das schöne Katalogbuch in einem namhaften englischen Verlag erschienen und daher im Fachbuchhandel problemlos erhältlich ist. Denn gute Literatur über zentralasiatische Stickereien und erst recht über die kaum bekannte glasierte Keramik – vom Fliesenschmuck der Architekturdenkmäler einmal abgesehen – ist rar, und der zusätzliche Reiz, bisher meist unveröffentlichte Stücke aus den Ländern zu sehen, in denen sie gemacht wurden, ist hoch. Man weiß eigentlich nur, dass nach 70 Jahren Sowjetregime mit der Verachtung und Geringschätzung für alles Alte und Überlieferte einerseits und nach der raschen Vermarktung des noch Vorhandenen nach dem Fall dieses Regime andererseits, nicht mehr viel in den neuen zentralasiatischen Ländern verblieben ist. Umso größer sind Überraschung und Freude, dass die Museen eine ganze Anzahl vorzüglicher und teilweise außerordentlich schöner Gebetstücher, Wandbehänge und Hochzeitsdecken, hierzulande allesamt bekannt unter ihrer Sammelbezeichnung „Susani“, vorzuweisen haben. Ergänzt werden sie durch eine Anzahl bestickter Roben, zum Teil mit aufwendiger Goldfadenstickerei in „Zardosi“-Technik, und anderer Kleidungsstücke sowie um einige der nur selten gesehenen „Tuskis“, Stickereien der nomadisierenden Kasachen. Während die etwa 50 Textilien überwiegend dem 19. und frühen 20. Jahrhundert zuzuordnen sind, spannt sich der Rahmen bei der Keramik – immerhin über einhundert Stück – erheblich weiter, nämlich vom 9. Jahrhundert bis heute. Hier ist es vor allem die Gegenüberstellung antiker Keramik mit der Produktion von heute, die zeigt, dass alte Traditionen noch vorhanden sind oder zumindest in den letzten Jahren erfolgreich wieder belebt wurden. Traditionen, ihr Überleben in schwierigen Zeiten und ihre Wiederbelebung nach 1990 sind auch ein zentrales Thema der einleitenden Texte. Sie berichten darüber hinaus von Land und Leuten, von der ethnischen Vielfalt, der wechselhaften Geschichte der Region und vom bedeutenden Einfluß des Islam auf Kunst und Kunsthandwerk. Zu den Textilien selbst ist der begleitende Text eine schöne und lesenswerte Zusammenfassung des Wenigen, was man heute über diese zentralasiatischen Stickereien, über ihre Herkunft, ihr Alter und über den Ursprung ihrer meist floralen Muster weiß, begleitet von interessanten Überlegungen und einigen Spekulationen. Die Stickkunst hatte ohne jeden Zweifel eine Blüte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, doch wann, wie und aus welchen Anfängen sich diese textile Kunst entwickelt hat, bleibt bis heute ein Geheimnis. So ist es denn reine Spekulation aber doch ein interessanter Gedanke, dass im 15. Jahrhundert, mit der Verlagerung der Seidenstrasse auf den Seeweg, die kostbaren Seidenstoffe ausblieben, die jahrhundertelang mit Kamelkarawanen in die Oasen Zentralasiens gelangt waren. So waren die Frauen gezwungen, sich auf ihre eigenen Fähig- und Fertigkeiten zu besinnen, woraus sich dann letzten Endes diese großartigen Stickereien entwickelt haben. Das mag so gewesen sein oder auch nicht, jedenfalls fehlt vom Niedergang der Seidenstrasse bis zu den frühesten Susani, die wir kennen, ein Zeitraum von etwa 200 bis 300 Jahren, aus dem Stickereiarbeiten nicht bekannt sind. Längst nicht so spekulativ ist die Entwicklung bei der Keramik, da archäologische Funde, der Fundzusammenhang und wissenschaftliche Möglichkeiten der Alterbestimmung sehr viel weniger Rätsel aufgeben. Mit den Stickereien und der Keramik wird in Wort und Bild ein wesentlicher Teil der materiellen Kultur Zentralasiens gezeigt. Die gut zwei Dutzend Susani zeigen dabei wieder einmal, dass im 19. Jahrhundert nirgendwo schönere Textikunst entstanden ist als in den Oasenstädten Zentralasiens. Autor/en: Christina Summer, Guy Petherbridge
Verlag: Powerhouse Publishing and Lund Humphries
Erschienen: Sydney and Aldershot 2004
Seiten: 160
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: 32.50 engl.Pfund
ISBN: 1-86317-106-1
Kommentar: Michael Buddeberg, April 2005

Besprechung:

Die einzigartige Möglichkeit, Stickereien und Keramik aus zentralasiatischen Museen in Samarkand, Buchara, Almaty, Nukus, Dushanbe und Taschkent, also Schätze aus den staatlichen Museen von Tadschikistan, Usbekistan und Kasachstan in einer großen Ausstellung sehen und bewundern zu können gab es von September 2004 bis Februar 2005 ausgerechnet im fernen Australien. Das rührige Powerhouse Museum für angewandte Kunst und Wissenschaften in Sydney und seine für Zentralasien zuständigen Kuratoren haben 10 Jahre an diesem Vorhaben gearbeitet und ein eminent wichtiges Ausstellungsprojekt realisiert. Es ist vorüber und nur wenige Besucher aus Europa oder aus Amerika werden dieser Ausstellung wegen die Reise um den halben Erdball gemacht haben. Umso wichtiger ist es, dass das schöne Katalogbuch in einem namhaften englischen Verlag erschienen und daher im Fachbuchhandel problemlos erhältlich ist. Denn gute Literatur über zentralasiatische Stickereien und erst recht über die kaum bekannte glasierte Keramik – vom Fliesenschmuck der Architekturdenkmäler einmal abgesehen – ist rar, und der zusätzliche Reiz, bisher meist unveröffentlichte Stücke aus den Ländern zu sehen, in denen sie gemacht wurden, ist hoch. Man weiß eigentlich nur, dass nach 70 Jahren Sowjetregime mit der Verachtung und Geringschätzung für alles Alte und Überlieferte einerseits und nach der raschen Vermarktung des noch Vorhandenen nach dem Fall dieses Regime andererseits, nicht mehr viel in den neuen zentralasiatischen Ländern verblieben ist. Umso größer sind Überraschung und Freude, dass die Museen eine ganze Anzahl vorzüglicher und teilweise außerordentlich schöner Gebetstücher, Wandbehänge und Hochzeitsdecken, hierzulande allesamt bekannt unter ihrer Sammelbezeichnung „Susani“, vorzuweisen haben. Ergänzt werden sie durch eine Anzahl bestickter Roben, zum Teil mit aufwendiger Goldfadenstickerei in „Zardosi“-Technik, und anderer Kleidungsstücke sowie um einige der nur selten gesehenen „Tuskis“, Stickereien der nomadisierenden Kasachen. Während die etwa 50 Textilien überwiegend dem 19. und frühen 20. Jahrhundert zuzuordnen sind, spannt sich der Rahmen bei der Keramik – immerhin über einhundert Stück – erheblich weiter, nämlich vom 9. Jahrhundert bis heute. Hier ist es vor allem die Gegenüberstellung antiker Keramik mit der Produktion von heute, die zeigt, dass alte Traditionen noch vorhanden sind oder zumindest in den letzten Jahren erfolgreich wieder belebt wurden. Traditionen, ihr Überleben in schwierigen Zeiten und ihre Wiederbelebung nach 1990 sind auch ein zentrales Thema der einleitenden Texte. Sie berichten darüber hinaus von Land und Leuten, von der ethnischen Vielfalt, der wechselhaften Geschichte der Region und vom bedeutenden Einfluß des Islam auf Kunst und Kunsthandwerk. Zu den Textilien selbst ist der begleitende Text eine schöne und lesenswerte Zusammenfassung des Wenigen, was man heute über diese zentralasiatischen Stickereien, über ihre Herkunft, ihr Alter und über den Ursprung ihrer meist floralen Muster weiß, begleitet von interessanten Überlegungen und einigen Spekulationen. Die Stickkunst hatte ohne jeden Zweifel eine Blüte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, doch wann, wie und aus welchen Anfängen sich diese textile Kunst entwickelt hat, bleibt bis heute ein Geheimnis. So ist es denn reine Spekulation aber doch ein interessanter Gedanke, dass im 15. Jahrhundert, mit der Verlagerung der Seidenstrasse auf den Seeweg, die kostbaren Seidenstoffe ausblieben, die jahrhundertelang mit Kamelkarawanen in die Oasen Zentralasiens gelangt waren. So waren die Frauen gezwungen, sich auf ihre eigenen Fähig- und Fertigkeiten zu besinnen, woraus sich dann letzten Endes diese großartigen Stickereien entwickelt haben. Das mag so gewesen sein oder auch nicht, jedenfalls fehlt vom Niedergang der Seidenstrasse bis zu den frühesten Susani, die wir kennen, ein Zeitraum von etwa 200 bis 300 Jahren, aus dem Stickereiarbeiten nicht bekannt sind. Längst nicht so spekulativ ist die Entwicklung bei der Keramik, da archäologische Funde, der Fundzusammenhang und wissenschaftliche Möglichkeiten der Alterbestimmung sehr viel weniger Rätsel aufgeben. Mit den Stickereien und der Keramik wird in Wort und Bild ein wesentlicher Teil der materiellen Kultur Zentralasiens gezeigt. Die gut zwei Dutzend Susani zeigen dabei wieder einmal, dass im 19. Jahrhundert nirgendwo schönere Textikunst entstanden ist als in den Oasenstädten Zentralasiens.

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