Rustic and Tribal Weaves from Varamin

Autor/en: Parviz Tanavoli
Verlag: Yassavoli Publication
Erschienen: Teheran 2001
Seiten: 144
Ausgabe: Hardbound
Preis: 40.– US-$
ISBN: 946-306-211-2
Kommentar: Michael Buddeberg, Dezember 2001

Besprechung:
Veramin ist eine kleine Stadt, südöstlich von Teheran, noch im Dunstkreis der Großstadt gelegen. Veramin ist zugleich die Bezeichnung der fruchtbaren Region von den hügeligen Ausläufern am Südhang des Elbrus-Gebirges bis zum Beginn des wüstenhaften zentraliranischen Hochlandes einige Dutzend Kilometer weiter süd-lich. Kaum jemand ahnt, daß viele der im Basar von Teheran angebotenen nomadischen oder dörflichen Textil-erzeugnisse aus der unmittelbaren Nachbarschaft stammen, eben aus Veramin. Und das kam so: Als der Qajare Aga Mohammed Khan 1795 das bis dato unbedeutende Teheran zur Hauptstadt erhob, kamen Stämme, Gruppen und Familien aus allen Teilen des Reiches und siedelten in der Nähe von Teheran, um dem Zentrum der Macht nahe zu sein. Luren und Kurden, Bachtiaren und Shasavan, Afshari und Arabi, Quashqai und andere mehr waren so beteiligt am Werden und Wachsen der Hauptstadt und vor allem an deren Versorgung mit den Produkten der Landwirtschaft. Unzählige Esel, Pferde und Kamele brachten in textilen Packtaschen Korn, Gemüse und Obst auf die städtischen Märkte. Diese Textilien aus Veramin sind so vielfältig wie die ethnische Herkunft ihrer We-berinnen. Tanavoli ist der erste, der den Versuch unternimmt, die Teppiche und Kelims aus Veramin, die Rukor-si und Soffrehs, Schlafdecken und Brottücher, vor allem die vielfältigen Behältnisse für Transport und Vorrats-haltung, die Khorjins und Mafrash, die Namakdans, Behälter für Salz, sowie Sattel- und Pferdedecken und sons-tigen Tierschmuck bestimmten Stämmen zuzuordnen. Es soll, meint Tanavoli, der Anfang eines sicher langen und mühevollen Weges zur gesicherten Erkenntnis über die ethnische Zuordnung der einzelnen Stücke aus Ve-ramin sein. Ob diese Erkenntnis erreichbar ist erscheint zweifelhaft. Zu verwirrend ist die Vielfalt an Mustern und Techniken, und die Zuschreibungen erscheinen oft willkürlich und systemlos. Das Nebeneinander von Stämmen in enger Nachbarschaft über einen langen Zeitraum wird klare Abgrenzungen kaum möglich machen. Der Schönheit und Seltenheit der 81 in guter Qualität abgebildeten Stücke tut das keinen Abbruch. Tanavoli ist Experte genug, um in diesem Buch fast ausschließlich ungewöhnliche und kaum je gesehene Stücke vorzustellen – eine Augenweide für den Freund rustikaler iranischer Textilien.

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