Splendour of Antique Rugs and Tapestries

Autor/en: Parviz Nemati
Verlag: PDN Communications and Antique Collectors Club
Erschienen: New York and Woodbridge 2001
Seiten: 408
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: 80.– engl.Pfund
ISBN: 1-85149-381-6
Kommentar: Michael Buddeberg

Besprechung:
Es ist zwanzig Jahre her, daß Parviz Nemati, einer der etablierten New Yorker Teppichhändler ein vielbeachtetes Buch publizierte: „Rugs as an Investment“ war damals ein großer Erfolg. Es war zu einer Zeit erschienen als Investitionen in Sachwerte, in Antiquitäten vor allem, ein hochaktuelles Thema war. Dies blieb auch so bis Anfang der neunziger Jahre. Meistergeigen aus Cremona, Sportwagen mit dem springenden Pferd aus Maranello, die Hauptwerke der Impressionisten, van Goghs berühmte Blumenbilder und Portraits, erzielten niemals für möglich gehaltene Preise und verschwanden in amerikanischen und vor allem japanischen Tresoren – „as an investment“. Auch so mancher Teppich mag damals diesen Weg genommen haben. Seither hat sich vieles geändert, in der Musik, in der Kunst, auf dem Oldtimermarkt und auch in der Welt der Teppiche. Berühmte neue Sammlungen sind entstanden, etwa „Orient Stars“ von Heinrich Kirchheim, und andere, nicht weniger berühmte Kollektionen, wurden wieder aufgelöst. Bernheimer, Mikaeloff oder Vigo-Sternhoff seien hier als einige für viele andere genannt. Wichtige Ausstellungen, bedeutende Konferenzen, aufregende Entdeckungen und Erkenntnisse vor allem aber eine Flut von Publikationen haben das Wissen um Teppiche im letzten Quartal des 20. Jahrhunderts ungemein bereichert. Die Erwartungen an einen neuen, aufwendigen und teuren Prachtband sind daher hoch. Dies umso mehr, als er in den Vertrieb von HALI books übernommen wurde und dort mit der Behauptung „one of the most comprehensive books on the art of rugs and tapestries …“ beworben wird. Diesen Erwartungenm wird das zweite Buch von Parviz Nemati nicht gerecht. Es ist beileibe nicht das letzgültige Buch über den antiken Teppich, von Tapisserien gar nicht zu reden, sondern es ist nicht mehr aber auch nicht weniger als die aufwendige Präsentation eines repräsentativen Teils der vielen tausend Teppiche, die im Verlauf von 40 Jahren von Parviz Nemati erworben und wieder verkauft wurden. Diese Schwäche ist zugleich die Stärke dieses Buches: Es zeigt Teppiche, wie sie auch heute noch im Handel sind. Nehmen wir den berühmten „Angeli“-Teppich von Wilhelm von Bode aus den Berliner Museen, sicher einer der schönsten Teppiche der Welt und wohl auch definitiv unverkäuflich, bei Nevati sehen wir eine Nachknüpfung aus dem frühen 20. Jahrhundert und fragen uns, wer für diese eher fragwürdige Nachknüpfung wohl Interesse haben kann. Also ein überflüssiges Buch? Das kann man so nicht sagen, denn der aktuelle und weltweite Trend zum dekorativen, großen Einrichtungsteppich aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wird hier trefflich und eindrucksvoll dokumentiert. Täbris, Heris und Bijar, vor allem aber Serapi, Bachscheich und Mahal, hier insbesondere die hochaktuelle Export-Variante der Ziegler-Mahal, alles Teppiche, die, vor allem in großen Formaten, derzeit zu den weltweit am meisten begehrten Exemplaren gehören, sind umfangreich vertreten, begleitet von Teppichen aus Isfahan, Senneh, Saruk, Kirman, Ferahan und anderen iranischen Provenienzen. Der Schwerpunkt liegt damit klar beim persischen Teppich, verständlich natürlich, denn Parviz Nemati ist Perser und er ist im Knüpfzentrum Kirman aufgewachsen. Entsprechend knapp fallen dann die weiter behandelten Regionen aus: Der Kaukasus ist vor allem mit den europäisch beeinflußten Karabagh-Teppichen mit Blumenmotiven vertreten, China mit der dekorativen Ware aus dem Peking der 20er Jahre, Turkmenistan mit einem Palast-Beschir von knapp 6 Meter Länge und Indien mit späten Teppichen aus Agra und Amritsar. Aus der Türkei sehen wir eher mäßige Melas, Ghiordes und viel Einrichtungsware des 19. und frühen 20. Jahrhunderts aus Uschak. Der sich davon deutlich absetzende und dennoch etwas steife Ladik, wohl um 1800 oder etwas später entstanden, wird von Nemati kühn in das 17. Jahrhundert datiert. Volkskunst, Teppiche der Afscharen oder Gaschgai, in Europa aus Finnland und aus der Ukraine, wird nur am Rande behandelt. Ein Buch also nicht für den Sammler, sondern für das „interior design“, das heute einen beträchtlichen Teil des internationalen Teppich-Marktes dominiert. (- mb -)

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