Textil Kunst Feuer – Teppiche und Textilien aus österreichischen Privatsammlungen

Autor/en:
Verlag: Gesellschaft zur Förderung der Textil-Kunst-Forschung
Erschienen: Graz 2001
Seiten: 6
Ausgabe: 99 Tafeln in Lederkasette
Preis: EUR 185
Kommentar: Michael Buddeberg, Januar 2002

Besprechung:
Es war vor 10 Jahren beim 10. Jahrestag der Gründung der österreichischen Teppich- und Textilge-sellschaft TKF, als ihr Gründer und Präsident Wilfried Stanzer die Herausgabe eines repräsentativen Mappenwerkes ankündigte. In einzelnen Lieferungen über mehrere Jahre sollte ein Querschnitt durch österreichische Sammlungen entstehen. 10 Jahre später war es geschafft. Anläßlich des traditionellen Hammelfestes in Graz im Juni 2002, zum 20-jährigen Jubiläum der TKF, erschien die letzte Lieferung. Mit der in Marokko aus feinstem Leder handgearbeiteten Mappe und ihrem sorgfältig ausgewählten und gedruckten Inhalt liegt nun nicht nur ein beeindruckender Einblick in österreichische Privatsammlungen vor, sondern darüber hinaus auch eine verlegerische Meisterlei­stung in bibliophiler Qualität. Die kleine, handnumerierte Auflage von 400 Exemplaren wird dafür sorgen, daß Textil Kunst Feuer einmal zur gesuchten Rarität wird. Mehr noch als die gediegene Ausstattung und die hohe Qualität des Drucks wird diese Prognose durch den Inhalt gestützt. Es ist eine ungewöhnliche Auswahl geknüpfter, gewebter und gestickter Kunstwerke von Marokko bis nach Indonesien, vom klassischen Orientteppich bis zum Wiener Jugendstilvorhang aus Nadelspitze, vom komplizierten Doppelikat aus Zentralasien bis zu gestickten Bestandteilen albanischer Trachten. Neben schönen und seltenen Teppichen aus Mujur und Melas, aus Kuba und Karatschoph sehen wir ausgesprochene Raritäten wie einen übergroßen, quadratischen Sarköy-Kelim, einen usbekischen Dschulchir mit einem Muster aus Rechtecken im dynamischen Farbwechsel oder tibetische Altarde­korationen in Appliqué-Technik. Marokkanische Zeremonialtücher, eine aufregende Entdeckung erst der letzten Jahre, sind ebenso vertreten wie wunderschöne Susanis, ausgefallene Teppiche der Belutschen oder ungewöhnliche zentralanatolische Streifenkelims. Es ist hier nicht der Platz für eine detaillierte Inhaltsangabe, doch sei als Besonderheit noch erwähnt, daß ein sarykisches Zeltband auf einer Doppeltafel in seiner vollen Länge von 13.3 Metern abgebildet ist. Textilien und Knüpf­arbeiten, insgesamt 121 Stücke, sind etwa zu gleichen Teilen vertreten und werden von knapp drei dutzend Autoren, Sammlern, Händlern und Wissenschaftlern, allesamt Experten auf ihrem Gebiet, eingehend und mit Literaturhinweisen beschrieben. Nicht nur dem Initiator Wilfried Stanzer, sondern auch dem rührigen Grazer Herausgebertrio Helmut Eberhart, Manfred Leitner und Gert Walter verdanken wir ein Feuerwerk der Textilkunst. (Zu beziehen über Gert Walter, Stattegg-Hub 98, A-8046 Graz).

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