Legacy of the Desert King – Textiles and Treasures Excavated at Niya on the Silk Road

Autor/en: Feng Zhao, Zhiyong Yu
Verlag: China National Silk Museum
Erschienen: Hangzhou 2000
Seiten: 112
Ausgabe: broschiert
Preis: US-$ 20.–
ISBN: 962-85691-2-0. (zu beziehen über Feng Zhao CNSM, Yuhuangshan Rd, Hangzhou 310002, China)
Kommentar: Michael Buddeberg, November 2000

Besprechung:
Das Pompeiji der Seidenstraße liegt im südlichen Teil der Wüste Taklamakan. Heute nur noch Ruinen in einem Meer aus Sand war es einst eine blühende Oase am Unterlauf des Flusses Niya, der aus den schneereichen Kuenlun Bergen genügend Wasser für ein perfektes Bewässerungssystem, für den Anbau von Obst, Gemüse und Getreide und für schattenspendende Pappelwälder mit sich führte, bevor er sich in der Endlosigkeit der Wüste verlor. Zwischen dem 3. und 4. Jahrhundert n.Chr. wurde die Stadt aufgegeben, das Königreich Jingjue und seine kleine Hauptstadt Niya gerieten in Vergessenheit. Erst dem berühmten englischen Archäologen und Asienforscher Sir Aurel Stein kamen Gerüchte über Ruinen in der Wüste zu Ohren und er entdeckte den Platz im Jahre 1901. Bei insgesamt vier Besuchen konnten von ihm hunderte von Artefakten, Skulpturen, Arbeiten aus Holz und Ton, Fragmente von Textilien und Schrifttafeln ausgegraben und für das British Museum „geborgen“ werden. Wieder wurde Niya vergessen bis dann ab 1988 japanische und chinesische Wissenschaftler erneut Grabungen vornahmen. Und wieder waren die Funde so reich, daß wir uns heute ein gutes Bild von den sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Verhältnissen des Königreiches von Jingjue machen können, von seiner Lage an der südlichen Seidenstraße und seiner Bedeutung für den Austausch von Waren und Kulturen zwischen Ost und West. Was für Pompeji Lava und Asche, war für Niya der konservierende, trockene Sand, der vor allem für eine perfekte Erhaltung von Textilien sorgte. Höhepunkt der Expeditionen war im Jahre 1995 die Entdeckung königlicher Gräber. Ausstattung und Grabbeigaben, vor allem aber das vollständige, prächtige Gewand der gut erhaltenen Mumie und die besondere Art der Stoffe lassen kaum einen Zweifel, daß es sich wirklich um den Desert King, einen der Wüstenkönige von Jingjue etwa aus der Zeit des 2. Jahrhunderts n.Chr. handelt. Der Wüstenkönig und seine Schätze waren Gegenstand einer Ausstellung des rührigen China National Silk Museum in Hangzhou, zu der dieser kleine Katalog erschienen ist. Der Schwerpunkt liegt bei den Textilien, die in großer Vielfalt und in ungemein farbfrischer Erhaltung gefunden wurden. Einfache und komplizierte Gewebe, Wirkarbeiten und Stikereien, ein großer Knüpfteppich mit Rautenmuster im unendlichen Rapport. Mit diesem Teppich war der König in seinem Sarg umhüllt, Zeichen der Wertschätzung für ein exotisches Besitztum? Womöglich von noch größerer Bedeutung sind die mit Tieren, Wolken und chinesischen Charakteren versehenen Seidengewebe aus der Jin-dynastie (oder früher?), wie sie bisher noch nie gefunden worden sind. Zwar kennt man frühe Seiden mit glückbringenden Inschriften seit der westlichen Han-Dynastie (ca. 1. Jh.n.Chr), doch waren es stets gängige Segenssprüche, Wünsche für langes Leben, Glück für die Kinder und Ähnliches. Die Texte der Seiden von Niya „Hochzeit der Familien des Königs und Fürsten“ und „Fünf Planeten erscheinen im Osten“ weisen diese einzigartigen Stoffe als königliche Auftragsarbeiten aus und bestätigen den hohen Rang der Verstorbenen. Ein wichtiges Buch über einen der bedeutendsten archäologischen Funde des vergangenen Jahrzehnts in China.

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