Mythos und Mystik – Alte und Antike Teppichkunst

Autor/en: Adil Besim
Verlag: Adil Besim, Graben 30, A-1010
Erschienen: Wien 1999
Seiten: 178
Ausgabe: 82 Farbtafeln, Hardcover
ISBN: 3-9500941-1-3
Kommentar: Michael Buddeberg

Besprechung:
Pünktlich im Jahresabstand legten die Familien Besim und Langauer Band 2 der Serie Mythos und Mystik vor und beweisen damit eindrucksvoll, was ein traditionsreiches und namhaftes Teppichhandelshaus Jahr für Jahr an Teppichantiquitäten zu bieten hat. Es ist Handelsware gehobener Qualität, 87 Stück Teppiche, Flachgewebe und einige Textilien und Tappisserien auf 82 Farbtafeln mit sorgfältigen Beschreibungen. Einen Schwerpunkt bildet der Kaukasus, hier mit schönen Exemplaren der Standardprovenienzen Lori Pampak, Sewan, Karatschoph und einem musterkundlich hochinteressanten Unikat, dessen Zuschreibung in die Hafenstadt Baku im Ostkaukasus diskussionswürdig ist. Ein weiterer Schwerpunktbereich sind persische Teppiche und hier werden gleich zwei Stücke des 19. Jahrhunderts mit dem geheimnisvollen Vaq-Vaq Muster gezeigt, Dämonenköpfe, die auf Bäumen wachsen, ein Muster, über dessen Ursprung und Bedeutung noch immer gerätselt wird. Von herausragender Bedeutung ist ein weißgrundiger kaukasischer Dorfteppich aus dem 18. Jahrhundert, der wegen seines Widderhornmotivs als Perepedil geführt wird. Vielleicht sehen wir hier wirklich eine archaische Urform der oft sehr steif wirkenden Perepedil Teppiche des 19. oder gar 20. Jahrhunderts. Die Überlegung, daß das Widderhorn sich aus dem chinesischen Wolkenband entwicklt hat, das über die safawidische und osmanische Hofknüpfkunst Eingang auch in die Volkskunst fand und dort zu einem unverstandenen zoomorphen Motiv mutierte, steht im Widerspruch zur Auffassung von Christine Klose, für die am Anfang ein Blütenmotiv stand (HALI, 55, 110). Der einleitende Essey behandelt das Thema „Wissen und Werte“, postuliert den Zusammenhang zwischen dem Wissen über Teppiche und deren Wertschätzung und beleuchtet kurz die Entwicklung der Wissenschaft von der Tapitologie in den letzten 100 Jahren. Ein Zusammenhang zwischen Wissen und Wert ist sicherlich gegeben und so muß man als Sammler dankbar sein, daß der gleichsam explosiven Wissenvermehrung im letzten Quartal des 20. Jahrhunderts keine entsprechende Preisexplosion zur Seite steht. (- mb -)

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