From Desert and Oasis – Arts from the People of Central Asia

Autor/en: George W. O´Bannon
Verlag: Georgia Museum of Art – University of Georgia
Erschienen: Athens/Georgia 1998
Seiten: 114
Ausgabe: softcover
Preis: US-$ 30.–
Kommentar: Michael Buddeberg, April 1998

Besprechung:
Die Vielfalt der Textilkunst Zentralasiens erstaunt immer wieder. Textile Arbeiten aus Kasachstan, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan und Kirgistan, Geknüpftes, Gewebtes, Gesticktes und Appliziertes aus Baumwolle, Wolle, Seide und Filz übertreffen in ihrem Artenreichtum alle anderen Regionen der Welt. So ist es kein Wunder, daß jede neue Publikation Überraschungen enthält und das Wissen bereichert. So auch dieser kleine Katalog einer im Süden der USA gezeigten Ausstellung. Dies umso mehr als verantwortlicher Kurator für Ausstellung und Katalog, für Auswahl, Beschreibung und Analyse der vorgestellten Stücke und Autor der einführenden Texte George W. O’Bannon ist, wohl der führende US-Autor für Textilien aus Zentral-Asien. Knapp einhundert textile Arbeiten und etwas Turkmenenschmuck werden in Wort und Bild (36 sch/w- u. 32 Farb-Abb. Zeichnungen und Karte) sorgfältig vorgestellt, wobei die Spanne von Filzarbeiten der Kirgisen und Usbeken bis zu Ikats und Suzanis aus Buchara, Nurata und Taschkent reicht. Der Gegensatz von nomadischen und städtischen Arbeiten, der sich in Mustern, Farben, Material und Gebrauchszweck ausdrückt, der Gegensatz von Wüste und Oase, Desert and Oasis, ist das zentrale Leitmotiv des Buches. Die meisten Stücke stammen aus der Sammlung von Tamor und Elaine Shah, Atlanta/Georgia und viele davon wurden noch nie zuvor veröffentlicht. Der Hauptteil des Buches ist den turkmenischen Teppichen gewidmet (38 Stück) und gezeigt wird unter anderem ein singuläres Torba-Fragment der Saloren, ein bedeutender Arabatschi-Tschowal, wichtige Hauptteppiche der Ersaren und Kisil-Ajak und Beschiren, ein ungewöhnlicher Jomud-Namazlyk in Flachgewebetechnik und eine noch nie gesehene Beschir-Torba. Ein weiteres Kapitel behandelt die Dschulchir-Teppiche, die wohl archaischsten Teppiche Zentral-Asiens. Es sind rauhe, grobe, sehr unregelmäßige Teppiche aus Schaf-, Ziegen- oder gar aus Yak-Wolle mit geometrischen, abstrakten Motiven, oft nur aus kräftigen Farbstreifen mit langem, zotteligem Flor, die zentralasiatische Variante der Gabbeh. Dschulchir heißt „Bärenfell“ und die Vermutung ist so abwegig nicht, daß wir in der Imitation von Tierfellen den Ursprung der Knüpftechnik zu suchen haben. Obwohl die Dschulchirs schon von Moshkova beschrieben wurden hat man diese ursprünglichen, nur für den eigenen Gebrauch und Verbrauch hergestellten, ungemein kraftvollen Arbeiten erst vor kurzem „entdeckt“ und die Literatur ist bisher rar. Schöne und seltene Knüpf- und Webarbeiten der Kirgisen und Usbeken und der zentralasiatischen Arab-Stämme runden das Bild und Ikats und Suzanis aus den städtischen Zentren der Region beschließen den Reigen der in dieser sehr empfehlenswerten Veröffentlichung vorgestellten Stücke.

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