Kunst aus Afrika – Museum für Völkerkunde München

Autor/en: Maria Kecskési
Verlag: Prestel Verlag
Erschienen: München London New York 1999
Seiten: 240
Ausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
Preis: DM 98.–
ISBN: 3-7913-2290-7
Kommentar: Michael Buddeberg

Besprechung:
Die Neueinrichtung der ständigen Afrika-Ausstellung im Münchner Völkerkunde Museum ist ein Meilenstein afrikanischer Kunst. Sie ist ein Zeugnis dafür, daß die afrikanische Kunst nach langem Ringen um Anerkennung zur Weltkunst aufgestiegen ist. Stammeskunst oder gar primitive Kunst sind inzwischen überholte Begriffe und so erfolgt die Gliederung der gezeigten Werke nicht mehr, wie das bisher üblich war, nach geographischen oder ethnischen Kategorien sondern nach den Themen afrikanischer Künstler. Die Ausstellung und der schöne, sorgfältig gestaltete, bei Prestel erschienene Katalog repräsentieren damit den neuesten Stand ethnologischer Kunstforschung. Sie repräsentieren darüber hinaus eine der im Hinblick auf Alter, Qualität und Authentizität bedeutendsten Sammlungen afrikanischer Kunst schlechthin, stammen doch die ältesten Stücke noch aus den Schatz- und Wunderkammern der bayerischen Herzöge. Den Schwerpunkt der knapp 230 gezeigten Objekte (von ca. 30.000) bilden skulpturale Kunstwerke aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die von Generationen von Ethnologen, Forschungsreisenden, Ingenieuren, Ärzten und Missionaren vor Ort gesammelt wurden und die zu einem großen Teil schon Ende des 19. Jahrhunderts in das Museum gelangten. Die berühmten Bronzen aus dem Königreich von Benin, wuchtige Holzmasken aus dem nordöstlichen Grasland von Kamerun, Wächterfiguren der Fang aus Südkamerun, Karyatiden-Stühle aus dem Luba-Reich und schließlich die magischen, mit Spiegelstücken oder Nägeln ausgestatteten Zauberfiguren, die der Münchner Agronom Friedl Martin 1892 im Kongo erwarb, gewähren faszinierende Einblicke nicht nur in herausragendes Kunstschaffen sondern auch in Ritual, gesellschaftliches Brauchtum und in die Welt der Mythen, Götter und Geister. Aus den Objektbeschreibungen von Maria Kecskési, Kuratorin der Münchner Sammlung, vor allem aber aus den jedem Themenkomplex vorangestellten Einführungen ergeben sich wertvolle Informationen über den geistigen Hintergrund dieser Kunst. Diese Themenkomplexe reichen von Einzelfiguren, die Verstorbene, Ahnengeister, die Mutter oder die Geliebte darstellen bis zu Tieren und geheimnisvollen Mischwesen, von der Darstellung von Paaren, der Einheit der Dualität, bis zu Gebrauchgegenständen mit figuraler und nicht figuraler Ornamentik, von Herrschern, Priestern und Orakelwesen. Diese thematische Ordnung gewährt einen ganz neuen Einblick in afrikanische Kunsttraditionen. Sie öffnet den Blick für eine Bewertung afrikanischer Kunst, bei der der Künstler, auch wenn er in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle anonym bleibt, im Vordergrund steht. So gelingt es in vielen Fällen die älteren Objekte, denen in der Regel jede Dokumentation über Herkunft- oder Fundort fehlt, bestimmten Kunstzentren, Schulen oder gar Künstlern zuzuordnen, Ein wichtiges Buch und die Vorstufe einer künftigen überregionalen Ikonographie afrikanischer Kunst. (- mb -)

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