Textiles, Costumes and Ornaments of the Western Himalaya

Autor/en: O.C.Handa
Verlag: ndus Publishing Company
Erschienen: New Delhi 1998
Seiten: 312
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: 1250 ind.Rupien
ISBN: 81-7387-076-4
Kommentar: Michael Buddeberg

Besprechung:
Das Buch beginnt mit einer Philippika gegen 50 Jahre Markwirtschaft und Entwicklungsplan, gegen den Fortschritt der Wirtschaft auf Kosten von Kultur und Moral, gegen die Macht von Kommerz und Konsum, gegen kulturelle Auszehrung durch falsch plazierte Entwicklungsprioritäten. Die Räder des industriellen Monster, so schreibt der Autor bildhaft, haben die uralten traditionellen Infrastrukturen, auf denen das dörfliche Handwerk der Region gründete, niedergewalzt. Die Region, das sind die entlegenen und unzugänglichen Talschaften des westlichen Himalaya in den nordwestlichen indischen Provinzen Jammu, Kaschmir und Himachal Pradesch. Lahul, Spiti, Ladakh und Kinnaur sind nur die bekanntesten von ein oder zwei Dutzend abgrenzbarer und durch hohe Pässe, tiefe Schluchten und reißende Flüße abgegrenzte Gebiete, Heimat ganz unterschiedlicher ethnischer Gruppen mit einem reichen traditionellen Erbe. Hier haben sich bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts handwerkliche Traditionen erhalten, die ein Spiegel sind der ethnischen Vielfalt, ein Spiegel auch von Einflüssen von nah und fern, Einflüsse banachbarter Länder, Einflüsse aus dem indischen Tiefland, aus Zentralasien, aus Europa gar oder aus China, Zeugnis für die Bedeutung dieser Region als Handelsweg und als Schmelztiegel von Stämmen, Völkern und Kulturen. Konsumorientierte und marktwirtschaftliche gesteuerte Massenproduktion haben diese handwerklichen Traditionen in wenigen Jahrzehnten zerstört. Dies ist der Boden, auf dem diese interessante Studie entstanden ist. Der Autor, Insider und Enthusiast, Wissenschaftler und Abenteurer zugleich, seit den sechziger Jahren in zahlreichen Expeditionen, natürlich immer zu Fuß, in der Region unterwegs, versucht eine Bestandsaufnahme der materiellen Kultur, die in Textilien, in Kleidung und Schmuck ihren deutlichsten Ausdruck gefunden hat. Der Vergleich zwischen heute und früher, zwischen industrieller Massenproduktion und Handwerk macht deutlich, was hier verloren ging: Die Gleichwertigkeit von Ästhetik und Nützlichkeit. Es gab früher keine Unterscheidung zwischen Kunst und Handwerk, jeder hergestellte Gegenstand mußte authentisch, nützlich und schön sein, jedes Objekt mußte brauchbar sein, zugleich aber auch eine Quelle von Schönheit und Freude. Ästhetik und Brauchbarkeit als selbstverständliche Eigenschaften aller handwerklichen Produkte waren tiefverwurzelt in der allgemeinen Überzeugung. Nirgendwo kommt dies besser zum Ausdruck als in Textilien und Schmuck, die beide seit jeher eines der Grundbedürfnisse des Menschen befriedigen. O.C.Handa breitet in seiner Studie ein Kaleidoskop an Mustern und Techniken, an Kostümen und Schmuckstücken vor uns aus, wie es vielfältiger nicht sein kann. Dabei versteht sich, daß diese Vielfalt nicht nur genau klassifiziert und bezeichnet sondern auch die Zuordnung zu den ethnischen Gemeinschaften versucht wird. Das Buch ist ein ungemein wichtiger Beitrag zur materiellen Kultur des westlichen Himalaya und es ist nur zu bedauern, daß die ca. 80 Farb- und schwarz/weiß-Bilder, ergänzt durch viele Zeichnungen, den reichen Inhalt nur unvollkommen illustrieren. (- mb -)

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