The Sofreh of Kamo

Autor/en: Parviz Tanavoli
Verlag: Yassavoli Publication
Erschienen: Teheran 1998
Seiten: 112
Ausgabe: Hardcover
Preis: 35.– US-$
ISBN: 946-306-064-0
Kommentar: Michael Buddeberg, November 1998

Besprechung:
1988 tauchte im Basar von Teheran eine ganz neue Gruppe rustikaler Flachgewebe, sogenannter sofreh , auf, die zunächst Ve-ramin zugeordnet wurden. Das aber war, wie vielfach üblich, eine bewußt von den Aufkäufern gestreute Falschmeldung, um deren wahre Quelle geheim zu halten. Tanavoli gelang es indessen, Kamo, ein Städtchen unweit von Kashan als Herkunftsort dieser ungewöhn-lichen Soffreh auszumachen. Kamo, eine kleine, geschäftige, gut mit Wasser von den umliegenden schneebedeckten Bergen versorgte Stadt ist auch als Knüpfort von Teppichen bekannt. Doch die Soffrehs, die einzigen Flachgewebe, die dort gemacht wurden, haben mit den für den Handel hergestellten Tep-pichen nichts gemein. Sie sind ein vollkommen eigenständiges, frei von fremden Einflüssen von den Frauen von Kamo ausschließlich für den eigenen Nutzen gewebtes Produkt für einen sehr privaten Gebrauch. Soffrehs haben mit der Herstellung von Brot zu tun und jede Familie hatte zwei dieser „Brottücher“. Der eine Soffreh diente als Unterlage wenn der Brotteig gemacht wurde und bedeckte schließlich den Teig bis aus ihm die Brote geformt werden konnten. In den anderen Soffreh wurde das fertig gebackene Brot eingeschlagen, um es frisch zu halten. Diese Beziehung dieser Flachgewebe zum wichtigsten Nahrungsmittel verleiht ihnen eine fast kultische Bedeu-tung, einen Status als quasi heiliges Objekt und war wohl auch der Grund, warum sie dem Handel und Sammlern so lange unbekannt blieben. Die kultische Bedeutung ist sicher auch der Grund für die Sorgfalt der Weberinnen bei der Gestaltung der Muster und der Auswahl der Farben. So ist jeder der 44 abgebildeten Soffrehs eine sorg-fältig komponierte, ausgewogene Webarbeit. Trotz ihrer Gemeinsamkeiten, dem annähernd quadratischen Maß, einem freien oder mit Medaillon oder geometrischen Symbolen geschmückten Feld, streifenförmigen Abschlüs-sen und ganz typischen, ins Feld ragenden Zackenmustern als seitliche Bordüren, sind die Variationen in Form und Farbe schier unendlich. Die Feststellung von Tanavoli, daß diese Webarbeiten jenseits ihrer handwerklichen Qualität wirkliche Kunstwerke sind, ist voll zu bejahen.

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