Konya Cappodocia Carpets from the 17th to 19th Centuries

Autor/en: Ayan Gülgönen
Verlag: Eren Publishers
Erschienen: Istanbul-Beyoglu 1997
Seiten: 116
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: US-$ 79.–
Kommentar: Michael Buddeberg, April 1998

Besprechung:
Nur wenig Beachtung fand eine Ausstellung im Museum für türkische und islamische Kunst in Istanbul (TIEM) vom 27.09. bis 30.11.1997, zu der dieses Buch erschienen ist. 48 bisher unveröffentlichte Teppiche aus der Sammlung des türkischen Chirurgen Gülgönen und 13 dazu passende Stücke aus dem TIEM ermöglichen einen Überblick über eine kleine und außergewöhnliche Gruppe anatolischer Teppiche, wie man ihn so bisher kaum gewinnen konnte. Die Konya-Kappadokien-Teppiche, bisher besser bekannt als „gelbgrundige Konya-Teppiche“, waren bis in die 80er-Jahre so gut wie unbekannt. Friedrich Spuhler „entdeckte“ sie als Gruppe etwa 1985, begann sie zu sammeln, gab ihnen den Namen und veröffentlichte erste Erkenntnisse in der Weltkunst im November 1987. Die Sammlung Spuhler ging dann geschlossen in die Teppichsammlung „Orient Stars“ und kann seit 1993 in dem gleichnamigen Buch bewundert werden. Es sind aber dort nur 20 mehr oder eher weniger vollständige Teppiche und ca. 30 kleinere Fragmente zu sehen, die aber ausreichten, um ihre Bedeutung und Schönheit zu erkennen. Seit den Funden seldschukischer Teppiche in der Alaeddin-Moschee in Konya im Jahre 1905 und in der Esrefoglu-Moschee in Beysehir im Jahre 1930, Teppiche deren Entstehung im 13. Jahrhundert heute als gesichert gelten kann, weiß man um die Bedeutung dieser Region für den frühen anatolischen Teppich. Konya war bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts die Hauptstadt der seldschukischen Sultane von Rum und blieb bis heute Heimat traditionellen Gedankengutes in Religion und Kunst. In Konya blieben Traditionen unverändert, die ebenso 200 wie 500 Jahre alt sein können. So ist die Datierung der „Gelbgrundigen“ bis heute ein noch ungelöstes Problem. Sicher stammt die Mehrzahl aus dem 17. und 18. Jahrhundert, es erscheint aber durchaus möglich, daß das eine oder andere Stück aus den Sammlungen Kirchheim oder Gülgönen auch schon sehr viel früher geknüpft wurde. Sicher ist nur, daß diese kraftvollen Teppiche nie für den Handel oder gar für den Export gemacht wurden. Sie gelangten nie in europäische Sammlungen und Inventare, kein Reisender hat sie beschrieben und kein Maler auf seinen Bildern verewigt. Sie wurden ausschließlich für den eigenen Gebrauch im Haus, im Zelt und für die Aussteuer geknüpft, verbraucht und – zu unserem Glück – manchmal weggepackt und verwahrt. Gemeinsam ist ihnen das überwiegend lange Format, die lockere Knüpfung, eine ungemein glanzreiche Wolle und eine brillante Farbpalette, in der ein leuchtendes Gelb dominiert. Gemeinsam sind ihnen die archaisch anmutenden Muster in Bordüre, Schürze und Feld, die sie als Überlebende wirklich alter Traditionen ausweist. Die von Spuhler begonnene Einteilung in Gruppen wird von Gülgönen mit seinem reichen Material fortgesetzt und vertieft. Bemerkenswert schön sind seine Exemplare aus der Gruppe mit Memling-Göls, hier ein ungewöhnliches Stück mit reziproken Memling-Göls, und einige sehr schöne Exemplare mit Doppelhaken. Zweifel an der Gruppenzugehörigkeit können bei einigen Teppichen mit Streifen- und Holbein-Muster oder mit solchen, die man von Bergama-Teppichen kennt, angemeldet werden. Gleichwohl: Das Material zum Studieren oder auch nur zum Bewundern dieser ursprünglichen Teppiche mit hoher ethnischer und künstlerischer Bedeutung ist mit dieser schönen und wichtigen Publikation zum anatolischen Teppich erheblich erweitert worden. Gülgönen zieht den Vergleich zu anatolischen Kelims und kommt zu dem Ergebnis, daß auch die Knüpferinnen dieser Teppiche nur Motive verwendet haben, die für sie traditionelle, kulturelle, religiöse oder symbolische Bedeutung hatten. Es wäre schön, wenn auf der Grundlage dieser These, ähnlich wie das bei Kelims mit Erfolg versucht worden ist, im Laufe der Zeit eine bessere regionale Zuordnung der gelbgrundigen Konya-Teppiche als sie heute mit „Konya-Karaman-Nevsehir“ angegeben wird, gefunden werden kann. Bleibt als leider wesentliche Kritik nur noch eines anzumerken: Bei einem Buch über vorwiegend gelbgrundige Teppiche sollte man eine farbechtere Wiedergabe gerade des Gelb erwarten können, das hier leider stets einen Stich nach Ocker oder Orange zeigt – im Gegensatz zu dem „unverschämt leuchtenden Gelb“ (Spuhler) der Originale.

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