Carpets of the People of Central Asia of the Late XIX and XX Centuries (V.G.Moshkova)

Autor/en: George W. O´Bannon, Ovadan K. Amanova Olsen (Übersetzer und Hersg)
Verlag: G.W.O´Bannon
Erschienen: Tucson Arizona/USA 1996
Seiten: 388
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: 250.– Us-Dollar
Kommentar: Martin Tischer und Michael Buddeberg, Januar 1997

Besprechung:
Rechtzeitig zur ICOC wurde eine englische Übersetzung des 1970 in russischer Sprache erschienenen grundlegenden Werks von Valentina Georgievna Moshkova (1902 – 1952) über turkmenische Teppiche vorgelegt. Das im englischsprachigen Raum – wenn man von der in der Oriental Rug Review von 1983 bis 1984 veröffentlichten, wenig präzisen und auch nicht vollständigen Übersetzung einmal absieht – bisher weitgehend unbekannte wichtige Werk sollte, so die Absicht des Herausgebers, in einer brauchbaren, exakten und vollständigen Übersetzung mit farbigen Abbildungen aus zentralasiatischen Museen präsentiert werden. Diese Absicht ist zweifellos gelungen. Die Voraussetzungen im deutschen Sprachraum aber sind andere. Der Turkmenenfreund kennt und schätzt seine Moshkova seit 1977 obwohl sie in der Schletzerschen Übersetzung damals ohne die 14 Farbbilder des Originals wie eine graue Maus daherkam. Aber die sorgfältige Übersetzung und die 99 ganzseitigen Mustertafeln in Verbindung mit den Bilderbüchern von Schürmann, Loges, Bogolju-bow und anderen war bis jetzt durchaus ausreichend. Hat sich das durch den „O’Bannon“ geändert? Ich meine ja. Das sind zunächst die Illustrationen: 147 zum größten Teil bisher nicht publizierte, oft außergwöhnliche turkmenischeTeppiche aus sieben usbekischen und turkmenischen Museumssammlungen, auch aus den nicht allgemein zugänglichen Depots (soweit vorhanden) und aus einer Privatsammlung. Die Einbindung der Illustrationen in den Text ist stimmig, die Druck- und ganz offensichtlich auch die Farbqualität hervorragend, und, bei genauer Lektüre, entdeckt man sogar gelegentlich die Identität mit Stücken aus der Originalausgabe. Zweitens: O’Bannon beschränkt sich nicht auf die Rolle des Herausgebers. Er kommentiert und ergänzt und – nach anfänglicher Skepsis -erscheint auch dies ganz sinnvoll und gelungen. Hat sich doch in den 25 Jahren seit dem Erscheinen der Moshkova durch neuere Forschung, durch zahlreiche Publikationen und durch das Bekanntwerden zahlreicher alter und interessanter Stöcke die Sicht der Dinge oft entscheidend verändert. Das Verdienst Moshkovas wird keineswegs geschmälert, wenn O’Bannon auf Lücken, Irrtümer oder gar Fehler hinweist und auch die Hinzufügung neuer Kapitel über Teppiche der Karakalpaken und der Arabachi oder über neue Mustergruppen {Eagle Gol Group Weavings; Lattice Group Rugs) ist nicht Sakrileg sondern Abrundung. In einem Punkt aber ist Kritik angebracht: Was im Original und auch in der deutschen Ausgabe seitenfüllende Mustertafeln sind, wird von O’Bannon erheblich verkleinert und noch dazu um 90 Grad verdreht abgedruckt. Das Tekke-Göl wird also plötzlich schmal und hoch gezeigt. O’Bannon hat sich damit zwar etwa 45 Seiten Papier gespart, das angestrebte Ziel einer optimalen Brauchbarkeit und Exaktheit seiner Neuausgabe der Moshkova hat er hier indessen knapp verfehlt. Das ist aber wirklich die einzige Schwäche. Neben einem umfangreichen Glossar, Strukturanalysen der abgebildeten Teppiche und einer Bibliographie sieht der Leser endlich ein Foto der Moshkova, findet die Abbildung einer ihrer Karteikarten und Anmerkungen zu ihrem Leben und Werk, etwa den Hinweis auf einen verschwundenen Ehemann. Auch hierdurch wird etwas deutlich, was man beim Lesen dieses Buches niemals vergessen darf: Die Forschungsarbeit von Moshkova wurde im stalinistischen Rußland geleistet, in einem Land des offiziellen Atheismus. Fazit: O’Bannon ist für die bedeutende Leistung bei der Herausgabe dieses sehr empfehlenswerten Buches zu danken.

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