Treasured Baluch Pieces

Autor/en: Frank Martin Diehr
Verlag: Frank Martin Diehr (Eigenverlag)
Erschienen: 1996
Seiten: 112
Ausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
Preis: DM 98
Kommentar: Michael Buddeberg, Juli 1997

Besprechung:
Um das Ergebnis gleich vorwegzunehmen: Frank Martin Diehrs Belutsch-Buch ist neben Black/Loveless, Boucher, Azadi und Craycraft eines der fünf Standardwerke der Belutsch-Literatur. Und es ist ein ungemein symphatisches, engagiert gemachtes, durch und durch gelungenes Buch. Mit der Einführung durch Robert Pittenger, einem profunden Kenner der Materie, einer Einleitung des Herausgebers, mit dem Interview von Dr. Dietrich H.G.Wegener, der als Arzt von 1949 bis 1963 an Ort und Stelle Feldforschung betrieben hat, mit dem Abdruck eines Beitrages von Prof.Brian Spooner „Who are the Beluch?“ (1983 erstmals erschienen) und einer vollständigen und vom Herausgeber kommentierten Bibliographie wird ein Maximum an Information für den Sammler und Liebhaber von Belutsch-Teppichen geboten – und auch für diejenigen, die es erst noch werden wollen oder durch dieses Buch werden. 78 geknüpfte Belutscharbeiten in farblich und drucktechnisch hervorragenden Wiedergaben, begünstigt auch durch das gewählte große Format des Buches, alle aus privaten Sammlungen und zum größten Teil bisher unveröffentlicht runden das Buch ab und vermitteln ein eindrucksvolles Bild von der Vielfalt an Formen, Farben und Mustern, die die Knüpfarbeiten der Belutschen auszeichnet. Eines aber kann auch dieses Buch nicht: Präzise Antworten auf die alten und immer wieder gestellten Fragen, wer, wo und wann ein bestimmtes Stück geknüpft hat findet man auch hier nicht und es wird sie wohl auch nie geben. Dennoch finden sich hochinteressante Informationen, etwa über die erstaunliche Anzahl von Belutsch-Arbeiten, die in der Literatur vor 1914 veröffentlicht worden sind. Wir finden so bemerkenswerte Tatsachen, daß man dem Prince of Wales 1875 in Indien als königliches Gastgeschenk einen Belutsch-Teppich überreichte, daß das Victora and Albert schon 1876 zwei Belutsch Taschenfronten erwarb, daß acht Belutsch-Teppiche in der Wiener Ausstellung von 1891 zu sehen waren und daß eine ganze Anzahl großer Sammler schon relativ früh ihre Aufmerksamkeit auf diese Teppiche richteten. Was uns leider fehlt sind frühe zuverlässige Informationen über die textile Kultur des von zahlreichen Stämmen kurdischen, arabischen, iranischen, türkischen, drawidischen und mongolischen Ursprungs bevölkerten iranisch/afghanischen Grenzgebietes, dem Lebensraum der Belutschen. Frühe ethnographische, anthropologische und geographische Forschungsarbeiten (siehe hierzu die Bibliographie im Buch von Azadi) sind für Teppiche wenig ergiebig und die spätere Feldforschung, etwa durch Wegener, kam einfach zu spät – zu viel hatte sich Mitte dieses Jahrhunderts schon verändert. Der Mangel an Information und Wissen dämpft gleichwohl nicht den Enthusiasmus des Sammlers, der ein neues Stück für seine Sammlung findet. Und dieser Enthusiasmus war es auch, der dieses Buch entstehen ließ. Es läßt sich nachfühlen, was für ein Einsatz und welche Begeisterung erforderlich waren, Sammler aus Österreich, Kanada, Deutschland, Italien, Schottland, Singapore und USA zu bewegen, die schönsten Stücke aus ihren Sammlungen zu veröffentlichen, von der Mühsal der Koordination des Abbildungsmaterials und der Strukturanalysen (die selbstverständlich ebenfalls enthalten sind) ganz zu schweigen. Diese Begeisterung von Frank Martin Diehr, seine große Liebe zum Objekt, ist durch das ganze Buch spürbar, vor allem auch in der Zusammenstellung der Teppiche, die nicht nach Alter oder ethnischer und geographischer Herkunft erfolgte sondern, nach guter Sammlerart, subjektiv und nach ästhetischen Gesichtspunkten. Wenn dann der Herausgeber am Ende seines Vorwortes als Fazit vermerkt: „Es war ein großes Vergnügen“, dann kann man ihm zum Ergebnis von ganzem Herzen gratulieren.

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