Yastiks – Cushion Covers and Storebags of Anatolia

Autor/en: Brian Morehouse
Verlag: International Conference on Oriental Carpets
Erschienen: Philidelphia 1996
Seiten: 110
Ausgabe: Hardbound mit Schutzumschlag
Preis: 55.– US-Dollar
Kommentar: Michael Buddeberg, Januar 1997

Besprechung:
Für die Besucher der ICOC in Philadelphia war es Genuß und Entspannung zugleich, zwischen den „lectures“ immer wieder in diese großartige Ausstellung zu gehen. Zur Erinnerung und für diejenigen, die dieses Vergnügen nicht hatten, gibt es das sorgfältig editierte und erste überhaupt veröffentlichte Buch über Yastiks. Auch die Ausstellung – so der Herausgeber – soll die erste zu diesem Thema gewesen sein. Es sei ihm nachgesehen, daß er von der Yastik-Ausstellung der Pazyryk Gesellschaft anläßlich des Mitgliedertreffens in Karlsruhe 1995 nichts gewußt hat. Yastiks, das sind liebenswerte kleine geknüpfte oder gewebte Kissen, im nomadischen Bereich auch Vorratstaschen, die – länger als andere Textilerzeugnisse – ausschließlich für den eigenen Gebrauch hergestellt wurden und die daher eine Fundgrube für traditionelle Gestaltungsideen, Muster und Symbole sind. Vorgestellt werden hier ausschließlich geknüpfte Yastiks, deren Vorbild oft bekannte Teppichmuster sind. So findet mal Holbein-Muster in vielen Variationen, Memling-Güls oder Musterelemente aus Ushakteppi-chen. Oft aber, und das macht den besonderen Reiz der Yastiks aus, spürt man, daß diese allein für den häuslichen oder nomadischen Bereich gefertigten Kissen eine größere Freiheit zuließen mit der Folge einer überraschenden Vielfalt an Gestaltungen, Mustern und Symbolen in Feld und Bordüre. Der Bildteil des Buches mit nicht weniger als 145 alten (19. bis frühes 20. Jhrdt.) Yastiks ist daher ein aufregender Streifzug durch ganz Anatolien, von West nach Ost. Daß jedes einzelne Stück auch sorgfältig beschrieben und analysiert ist, versteht sich von selbst. Im Text versucht der Autor Herkunft, Funktion und Bedeutung der Yastiks in der anatolischen Gesellschaft zu analysieren. Mangels Quellen und angesichts der Vielschichtigkeit der anatolischen Bevölkerung bleibt hier vieles Spekulation und werden auch in Zukunft viele Fragen, etwa nach den ersten Yastiks, unbeantwortet bleiben, Immerhin, die Verwandtschaft mit den Catmas, luxuriösen Kissen aus Samt und Seide, die schon im 16. Jahrhundert bei osmanischen Würdenträgern in Gebrauch waren, ist offensichtlich und die Vermutung, daß damals auch schon Knüpfarbeiten für diesen Zweck hergestellt wurden, naheliegend. Für den Freund anatolischer Teppiche ist dieses Buch zweifellos ein Gewinn, für den Sammler aber ein Muß.

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