Batiken von Fürstenhöfen und Sultanspalästen aus Java und Sumatra – Sammlung R.G.Smend

Autor/en: Rudolf G. Smend
Verlag: Galerie Smend, Mainzer Str. 31, 50678
Erschienen: Köln
Seiten: 112
Ausgabe: broschiert
Preis: DM 45.–
Kommentar: Michael Buddeberg

Besprechung:

Der Katalog der Batiksammlung Smend ist rundum ausgewogen und gelungen. Interessante Essays von Fachleuten, die von verschiedener Seite in die faszinierende Welt indonesischer Batik einführen, Glossar und Bibliographie, 71 farbig abgebildete Hüft-, Brust- und Kopftücher sowie Zeremonialtextilien höchster Qualität aus der Blütezeit javanischer Batikkunst und historische Fotos vermitteln einen tiefen Einblick in ein wichtiges und wenig bekanntes Kapitel indonesischer Textiltradition. Es sind vor allem die Fotografien von Fürstenhöfen und Sultanspalästen, Aufnahmen des Sultans von Surakarta mit Frau und Tochter, Fotos von einer typischen Kolonialfamilie der 20er Jahre, von Braut und Bräutigam mit Eltern, von Konkubinen und Prinzen im Palast-Interieur, von Frauen bei der Batik-Arbeit und andere mehr, die einen ersten Eindruck von der Schönheit, aber auch von der wichtigen Rolle und Funktion dieser Sarongs und Selendangs bei Hof und im gehobenen Bürgertum geben. Sie machen die kulturelle Funktion dieser Bekleidungsstücke verständlich, daß Farbgebung, Muster und die Art, sie zu tragen von Alter, Status und Rang der Trägerin oder des Trägers künden. Fotos, Beschreibungen, Essays und die ausgewählten Batiken höchster Qualität führen in eine inzwischen untergegangene Welt zwischen verfeinerter höfischer Kultur an traditionellen islamischen Fürtenhöfen und weltoffenem Handel und Reichtum in den lebendigen Hafenstädten. Form, Farben und Dekor der höfischen Tücher, seit dem 17. Jahrhundert an den Sultanshöfen von Surakarta und Yogyakarta vorgeschrieben, folgen einem strengen Kanon. Farblich dominiert bei diesen zentraljavanischen Batiken der Dreiklang Cremeweiß, dunkles Indigoblau und Sogabraun und in den Mustern erscheinen Garudas, Nagas oder Szenen und Figuren aus dem Wayang-Schattentheater – sie stehen für magische oder heilende Kraft. Ganz anders die Batiken aus den nordjavanischen Hafenstädten, aus Pekalongan, Cirebon oder Lasem. Rege Handelsbeziehungen führten dort zur Ansiedelung von Arabern, Indern, vor allem von Chinesen und, während der Kolonialzeit, von holländischen Familien. Freiheit und Vielfalt der Muster zeugen von dieser multikulturellen und gemischtethnischen Bevölkerung. Paradebeispiele hierfür sind ein Tuch mit Rotkäppchen und dem Wolf, Männern auf Fahrrädern, kombiniert mit Garudas und einer Komposition wichtiger Wayang-Figuren oder der Sarong mit dem Fürsten im Schaukelstuhl, umgeben von den Fortbewegungsmitteln seiner Zeit: Rikscha, Doppeldecker, Pferd und T-Modell. Diese phantasievollen und ungemein fein gearbeiteten Batiken stammen überwiegend aus den Werkstätten von europäisch-javanischen Unternehmerinnen, die für ihre Kunden stets neue und besondere Musterungen und Farbgebungen schufen. Aus diesem Umfeld stammen auch die Zeremonialtücher von den Hausaltären reicher chinesischer Kaufleute mit einem gemischt chinesisch-javanischem Musterschatz. Alle Batiken stammen aus der Blütezeit javanischer Batikkunst (ca. 1880 bis 1930) und sie sind eine Sammlung hoher internationaler Qualität. Sammlung und Katalog sind ein bedeutender Beitrag über einen wenig bekannten Bereich indonesischer Textilkunst. Sie erzählen zugleich die Geschichte eines jungen Mannes, eines „Hippies“, der sich in den sechziger Jahren aufmachte, sein Glück im Osten zu suchen, dem eine attraktive Javanerin eine überteuerte Batik andrehte, der in diesen Textilien eine für Land und Leute typische Kunstform entdeckte und der damit eine Passion gefunden hatte, die schließlich zu einer Galerie in Köln führte: Rudolf G. Smend. (- mb -)

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