Die Mongolei

Autor/en: Gregor Schmid
Verlag: Nymphenburger
Erschienen: München 2006
Seiten: 200
Ausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
Preis: € 49.90
ISBN: 3-485-01073-1
Kommentar: Michael Buddeberg, August 2006

Besprechung:
Was ist wohl die exotischere Sportart, Kamel-Polo im Schnee der Wüste Gobi oder das Knochenschießen, eine mongolische Art des Kegelns. Beides sind auch in der Mongolei verhältnismäßig junge Sportarten und sie stehen für den Einzug moderner Zeiten in diesem traditionellen Land. Sie zeigen aber bei aller Trendigkeit zugleich die Verwurzelung der Mongolei in der Tradition, zählt doch das Kamel zu den fünf wichtigsten Tierarten des Landes, und das Spiel mit den Wirbelknöchelchen der Schafe ist jedem Mongolen seit seiner Kindheit weit mehr vertraut als das Spiel mit dem Ball. Der Umgang mit den Traditionen, ihre Bewahrung, aber auch ihr Verlust, ist denn auch eines der Themen dieses Mongolei-Bilderbuches. Die schönen Bildfolgen sind nur gelegentlich unterbrochen oder ergänzt von knappen aber informativen Texten, etwa über die Geschichte dieses Landes, von den Anfängen unter Dschingis Khan bis zur Zeit der Sowjetherrschaft und zur politischen Wende, über das Verhältnis der Mongolen zur Staatsreligion des Buddhismus und zu dem bis heute praktizierten Schamanismus oder zu dem wichtigsten Ereignis im mongolischen Jahreslauf, dem Nadam-Fest, womit wir wieder beim Sport angekommen wären. Hier wie im ganzen Buch dominieren die hervorragenden Fotos von Gregor Schmid, der die traditionellen Sportarten dieses Nadam-Festes, Bogenschießen, Pferderennen und Ringen, letzteres in der Mongolei nach seiner Akzeptanz und Wichtigkeit wohl nur vergleichbar mit der deutschen Bundesliga, wundervoll in Szene setzt. Die Ringer in ihren selbstbewussten Posen, die Konzentration der Bogenschützen und der Zieleinlauf der fünf- bis zwölfjährigen Jockeys auf den eigens gezüchteten Rennpferden, oftmals ohne Sattel und Steigbügel und nach einer Renndistanz von 12, 20 oder 35 Kilometern, ist so spannend, als wäre man selbst dabei. Ein weiteres großes Thema dieses Mongolei-Fotobuches sind die grandiosen Landschaften. Endlose Sanddünen, karge Gebirgszüge und spektakuläre Sonnenuntergänge in der Wüste Gobi, schneebedeckte Berge und Hochweiden im Altai-Gebirge prägen das Land an seiner Peripherie, doch ungleich beeindruckender ist die unendliche Weite der Grassteppe in der zentralen Mongolei, sind die durch grüne Landschaften mäandernde Flüsse und sanfte Hügel mit sparsamem, nordseitigen Baumbestand und über allem ein zum Greifen naher tiefblauer Himmel mit weißen Wolken. Diese mongolische Steppe gehört zu den schönsten und beruhigendsten Landschaften der Erde. Sie ist vor allem von Tieren bewohnt und genutzt und von den verstreut lebenden Viehzüchtern, Nomaden in ihren weißen Gers, mobilen Rundzelten aus Filz. Wir nehmen teil am traditionellen Leben dieser Nomaden, an ihrer Arbeit mit den Tieren, dem Einfangen halbwilder Pferde mit der Urga, einer an einer langen Stange befestigten Schlinge und lernen die Vorteile des Gers kennen. Dieses nur aus wenigen Bestandteilen bestehende Zelt aus Filz ist in kurzer Zeit abgebaut, transportiert und an anderer Stelle wieder aufgebaut und bietet durch seine Wandelbarkeit sowohl im Sommer wie im strengen mongolischen Winter Schutz und Behaglichkeit. Der Tourist in der Mongolei kann das am eigenen Leibe erleben, denn die vielen Camps außerhalb der Hauptstadt Ulaanbaatar, oft neben dem eigenen Zelt die einzige Möglichkeit der Übernachtung, bestehen meist aus diesen traditionellen Rundzelten. So präsentiert sich die Mongolei in diesem Buch als ein ungewöhnliches aber in seiner Vielseitigkeit und Schönheit ungemein reizvolles und empfehlenswertes Reiseziel. Dazu gehört natürlich auch die Beschreibung und Bilder von der Hauptstadt, der einzigen Millionenstadt auf dieser Welt, in der noch Nomaden leben, mit sowjetischen Prachtbauten im Zentrum und ungezählten Nomadenzelten in den Vorstädten. Die Sehenswürdigkeiten Ulaanbaatars, das alte Kloster Gandan, die Staatsbibliothek, das Naturkundemuseum mit den in der Wüste Gobi gefundenen, versteinerten Skeletten und Eiern von Sauriern und die wundervollen Kunstmuseen, die die jahrhundertealte buddhistische Kunst und Kultur dieses Landes präsentieren, werden ebenso gezeigt wie das wieder lebendig gewordene buddhistisches Leben in Kloster und Tempel. Dass die Mongolei auch allerhand abenteuerliches zu bieten hat, zeigen Bilder vom Pferdeschlittenrennen auf dem winterlich bei minus 40 Grad zugefrorenen Huvsgul See, das Fehlen von Brücken oder die Tatsache, dass die mongolische Steppe so gut wie keine Strassen kennt, sondern nur ein Labyrinth von scheinbar ziellos durch das Grasland führenden Pisten. Gregor Schmids Buch über die Mongolei macht Lust, dieses schöne Land kennenzulernen oder wiederzusehen.

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