Mongolia – The Legacy of Chinggis Khan

Autor/en: Patricia Berger, Terese Bartholomew
Verlag: Thames & Hudson
Erschienen: London 1996
Seiten: 339
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: 40.– englische Pfund
Kommentar: Michael Buddeberg, April 1997

Besprechung:
Die Mongolei – nur wenigen fällt da mehr ein als Dschingis Khan und sein im 13. Jahrhundert geschaffenes Weltreich vom chinesischen Meer bis an die Donau. Vielleicht noch geheimnisvolle Schamanenrituale, uriges Nomadenleben, Stutenmilch, Leben in runden Jurten, die dort Gher heißen, Hirten mit der Urga, einer Art Lasso und wilde Reiterfeste; auch Teppiche sollen in der Mongolei geknüpft worden sein. 70 Jahre sowjetischer Beherrschung haben die Erinnerung an dieses zentralasiatische Land mit alter Geschichte und Kultur beinahe getilgt. Seit dem Ende dieser dunklen Zeit aber hat dort eine faszinierende Entwicklung begonnen: Eine Öffnung zur modernen Welt und zugleich eine Rückbesinnung auf Traditionen, die unter der Sowjetherrschaft beinahe ganz verloren gingen. Das ist vor allem der Buddhismus tibetischer Prägung, zu dem sich die Mongolei in ihrer Geschichte zweimal bekannt hat. Das erste Mal bereits im 13.Jhrdt unter Kublai Khan, dem berühmten Enkel des Dschingis Khan, dann aber noch einmal in enger Verbindung mit dem alten Tibet des 16. Jahrhunderts bis zum Beginn der sowjetischen Herrschaft. Dieser zweiten buddhistischen Bekehrung, der sogenannten mongolischen Renaissance, ist die in den USA gezeigte Ausstellung mongolischer Kunst und mongolischen Kunsthandwerks und der dazu erschienene Katalog gewidmet. Um es gleich zu sagen: Der Katalog ist das beste Buch, das es heute über die alte Mongolei gibt. Dies nicht nur wegen der 115 hochrangigen, exzellent abgebildeten und beschriebenen Exponate aus mongolischen Museen und Bibliotheken, sondern vor allem auch wegen der Essays über die Geschichte der Mongolei (Morris Rossabi), über das Leben der mongolischen Hirtennomaden (James Bosson), über die Renaissance der buddhistischen Kultur vom 16. bis zum 18.Jahrdt. (Patricia Berger) und vor allem über die Ausdrucksformen und die Bedeutung mongolischer Kunst (J.Bosson). Der Katalog zeigt in thematischer Gliederung herausragende Beispiele nomadischer Gebrauchsgegenstände, Schmuck, seidene Prunkgewänder, Thankas, Masken, Handschriften, Ritualgegenstände und vor allem und immer wieder Skulpturen. Ein ganzes Kapitel und wesentliche Teile der einführenden Essays sind Zanabazar gewidmet, einer der faszinierendsten Persönlichkeiten der Kunst- und Kulturgeschichte dieser Welt. 1635 als direkter Nachkomme von Dschingis Khan geboren, wurde er gewählter Führer der Mongolen und Initiator der buddhistischen Renaissance. In Tibet wurde er als Inkarnation erkannt, war Vertrauter des berühmten 5. Dalai Lama, erlebte in Lhasa den Bau des Potala-Palastes, war Schüler tibetischer und nepalesischer Künstler und wurde zu einem der größten Meister des Bronzegusses. Figuren von Zanabazar – nicht weniger als 10 aus seiner Hand stellt der Katalog vor und eine ganze Anzahl weiterer aus seiner Schule – sind exemplarische Beispiele eleganter, harmonischer und friedvoller buddhistischer Plastik, Höhepunkte mongolischer Kunst. Allein wegen der faszinierenden Darstellung dieses ersten Bogdo-Gegen der Mongolei und seines einzigartigen Kunstschaffens lohnt die Anschaffung dieses Katalogbuches. Die Frage indessen, ob die Mongolen Teppiche geknüpft haben bleibt auch hier unbeantwortet.

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