Die Nomaden der Mongolei – Eine Hirtenkultur zwischen Tradition und Moderne

Autor/en: Melvyn C. Goldstein, Cynthia M. Beall
Verlag: Verlag Das Andere
Erschienen: Nürnberg
Preis: DM 58.–
Kommentar: Michael Buddeberg, Januar 1996

Besprechung:
Die immer wieder diskutierte Frage, ob es mongolische Teppiche gibt, kann auch dieses Buch leider nicht beantworten. Frühe Feldforschungen in diesem Gebiet fehlen offensichtlich ganz. In der Literatur aber finden sich immer wieder Hinweise auf und sogar Abbildungen von mongolischen Teppichen (z.B. Eiland, Chinese and Exotic Rugs, Seite 101) und auch Auktionatoren greifen gelegentlich zu dieser Zuschreibung (zuletzt Nagel, Auktion vom Mai 1995, Nr. 1040 unter Hinweis auf Lorentz). Kein Wunder! Sind doch die Mongolen ein nomadisches Hirtenvolk par excellence. Als Züchter von Schafen und Ziegen in einer Region mit ausgeprägtem Kontinentalklima und entsprechend rauhen und kalten Wintern zum einen und den seit alter Zeit bestehenden – wenn auch meist kriegerischen – Kontakten zu teppichknüpfenden Völkern und Stämmen liegt es nahe, daß sie auch selbst geknüpft und gewebt haben und dies auch heute noch tun. Die Autoren des Buches „Die Nomaden der Mongolei“, beides Anthropologen, bisher befaßt mit Feldforschungsarbeiten über Menschen und Völker des Himalaya, waren – zumindest seit vielen Jahrzehnten – die ersten, die in der Mongolei Feldforschung betreiben konnten. Sie haben mehrfach und über einen längeren Zeitraum mit mongolischen Nomaden im Altai Gebirge gelebt. Das Ergebnis ist eine äußerst eindrucksvolle Studie über den Weg dieser traditionellen Hirtenkultur durch die Sackgasse des Kommunismus und ihren Aufbruch in die moderne Marktwirtschaft, versehen mit herrlichen Aufnahmen schöner mongolischer Landschaften, mit Bildern von Tieren und – vor allem – von den Nomaden bei der Arbeit mit ihren Tieren, bei Feiern und Festen und in der Familie. Es findet sich aber kein einziger Hinweis auf eine Teppichproduktion noch auf das Vorhandensein von Teppichen oder auch nur Reitertextilien. Allein die Herstellung von Filzen, auch heute noch traditioneller „Baustoff“ der mongolischen Jurten, der „Ger“, wird erwähnt. Gibt es also doch keine mongolischen Teppiche? Kommen oder kamen auch die sakral in der Mongolei benutzten Teppiche immer aus China? Die Fragen müssen weiterhin offen bleiben.

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