Die Mongolei heute – Zwei aktuelle Bildbände

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Kommentar: Michael Buddeberg, November 2005

Besprechung:
Achill Moser, Olaf Meinhardt, Mongolei – Im Land des Dschingis Khan, C.J.Bucher Verlag, München 2005, 160 Seiten, gebunden im Schuber, € 39.90, ISBN 3-7658-1488-1.

Sophie Zénon, Mongolei – Zwischen Tradition und Moderne, Benteli Verlag, Wabern/Bern 2005, 128 Seiten, illustrierter Halbleinenband, € 39.–, ISBN 3-7165-1410-1.

Die Mongolei ist in aller Munde. George Bush besuchte als erster Präsident der USA zusammen mit seiner Außenministerin Condoleezza Rice das entlegene Land im fernen Zentralasien. Die Mongolen bereiten sich darauf vor, im Jahre 2006 den 800sten Jahrestag der Grundsteinlegung für ein Weltreich zu feiern und die sensationelle Ausstellung „Dschingis Khan und seine Erben“ vermeldet nach dem Erfolg in Bonn nun Besucherrekorde auch in München. So kommen zwei schöne Fotobildbände zur Information über dieses unbekannte Land gerade recht. Beide Bücher zeigen das Land wie es heute ist und beschreiten dabei doch grundverschiedene Wege. Der Band aus dem Bucher-Verlag versucht, das Land und seine Bewohner dem Leser und Betrachter auf konventionelle Weise mit hervorragenden Farbaufnahmen und begleitenden Texten in allen seinen Aspekten nahezubringen. Mit seinen genauen Karten, eindrucksvollen Landschaftsaufnahmen aus dem Altai, der Wüste Gobi und der mongolischen Steppe, mit wertvollen Reisetips und den vielen eingestreuten Informationen über mongolische Musik, über frühe Asienforscher wie Przewalski oder Leder, über die Nationalsportarten Reiten, Ringen und Bogenschießen und vieles andere mehr ist das Buch eine Art repräsentativer und opulent illustrierter Reiseführer und macht unbedingt Lust, dieses Land möglichst bald zu besuchen. Ganz anders das Buch der französischen Fotografin Sophie Zénon. Man ist zunächst versucht, die 86 grobkörnigen, oft auch bewusst unscharfen schwarz-weiß-Fotos, die mit einer billigen Plastikkamera ohne jede Einstellmöglichkeit entstanden sind, als laienhaft und wenig informativ abzutun, doch rasch ziehen einen diese Bilder in ihren Bann und offenbaren eine Mongolei hinter den Kulissen farbenprächtiger Ansichten. Sie zeigen ein Land, das versucht, 60 Jahre sowjetischer Diktatur abzuschütteln und einen Weg zwischen gelebter Tradition und dem Aufbruch in die globale Welt zu finden. Die Hauptstadt Ulaanbaatar ist hierfür ein Symbol mit heruntergekommenen Plattenbauten, rauchenden Industrieschornsteinen, mit dem modernen Flughafen und von Pilgern und Mönchen belebten buddhistischen Klöstern. Ohne Worte und nur mit einer Serie von Aufnahmen aus der Hauptstadt zeigt Sophie Zénon diese Problematik, während Ulaanbaatar in dem Buch von Moser/Meinhardt nicht vorkommt. Nomaden hingegen sind in beiden Büchern das zentrale Thema. Während Sophie Zénon mehrere Monate bei einer Nomadenfamilie in deren Rundzelt, dem Ger, verbracht hat und aus der so gewonnenen Nähe von den Menschen und ihren Tieren berichtet, erzählt der bunte Bildband in dutzenden schöner Bilder von der Vielfalt und Romantik des Nomadenlebens aber auch von dem nie endenden Kreislauf von harter Arbeit, Verantwortung und Auseinandersetzung mit der Natur. Hier treffen sich die verschiedenen Sichtweisen, denn das Hirtennomadentum ist heute, nach der weitgehend gescheiterten Industrialisierung des Landes unter den Sowjets wieder der wichtigste ökonomische Pfeiler der mongolischen Wirtschaft. Galsan Tschinag, der tuwinische Nomade mit seinem poetischen Deutsch schrieb mit dem Vorwort zu Sophie Zénons Buch eine Hommage an die mongolischen Nomaden. Und er zieht Bilanz: „Das mongolische Nomadentum ist gefährdet wie noch nie, doch wird es lange noch in der Lage sein, die Eckpfeiler, auf welche es sich stützt, weiterhin zu bewahren. Und es sind: die Steppe, die Jurte, der Deel (Nationaltracht der Mongolen) und das Pferd. Vorerst ist keiner von diesen gefährdet. Also werden diese Steppenwelt, dessen unübertreffliche Schönheit sich hin und wieder auch rächt, und das Leben dort fortexistieren – mit einer Einzigartigkeit an Geruch, Farbe und Geschmack.“ Diese Einzigartigkeit der Mongolei wird mit beiden Bildbänden auf ganz verschiedene Art und Weise erschlossen. Der bunte Hochglanzblick hat ebenso seine Berechtigung wie das stimmungsvolle schwarz-weiß-Portait eines Nomadenkindes. So lautet denn der Rat des Rezensenten: Lassen Sie sich von beiden Büchern zu einer Reise in eines der schönsten, interessantesten und aufregendsten Länder inspirieren, die die Welt heute für uns bereit hält.

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