Threads of Gold – Chinese Textiles – Ming to Ch´ing

Autor/en: Paul Haig, Marla Shelton
Verlag: Schiffer Publishing Ltd.
Erschienen: Atglen/USA 2006
Seiten: 304
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: US-$ 79.85
ISBN: 0-7643-2538-8
Kommentar: Michael Buddeberg, Januar 2007

Besprechung:
Hierzulande viel zu wenig bekannt sind die Sammler-Bücher des Schiffer Verlages aus Atglen/USA. Ob Sie nun Paperweights sammeln oder Rolex-Uhren, amerikanische Fliegerjacken oder Silber von Jensen, Schmuck der Hopi-Indianer oder Teddys von Steiff, Korkenzieher oder Kelims, klassische Fotoapparate oder Steinzeuggeschirr aus Staffordshire, Schokoladenwerbung oder Memorabilia von Lenin – es gibt kaum ein Sammelgebiet, für das es nicht ein Buch von Schiffer gäbe. Die Verlagsliste umfasst ca. zweitausend verschiedene Titel! Und noch eine Besonderheit: Schiffer-Books enthalten stets Bewertungshinweise und aktuelle Marktpreise. (In Europa bei Bushwood Books Ltd.: www.bushwoodbooks.co.uk, info@bushwoodbooks.co.uk).

Auktionen, Ausstellungen und eine Anzahl wichtiger Publikationen lassen keinen Zweifel zu: Im Zentrum des internationalen Interesses für alte Textilien standen in den vergangenen zwei Jahrzehnten spektakuläre frühe chinesische Textilien, die in tibetischen Klöstern und Tempeln oder aus Gräbern in den Wüstengebieten des westlichen China ans Tageslicht gekommen waren. Spektakulär und teuer, haben diese Funde sowohl das Wissen um die frühe chinesische Textilkunst und einige, vorwiegend amerikanische Museen und potente Privatsammlungen bereichert. Sie haben aber nichts daran geändert, dass die Masse chinesischer Textilien nicht älter ist als ein- oder zweihundert Jahre, bestenfalls vielleicht einmal dreihundert Jahre und nur in seltenen Ausnahmefällen noch ein wenig älter. Doch die neuen Funde und die Bereicherung des Wissens um das Alter, die Entwicklung und die Schönheit chinesischer Textilien haben die Popularität dieses Sammelgebietes gefördert, einen Markt geschaffen und die Nachfrage aber auch das Angebot vermehrt. Und noch etwas kommt hinzu: Die seit Jahren unvermindernd boomende chinesische Wirtschaft, der neue chinesische Reichtum und eine nostalgische Rückerinnerung an die während der dunklen Zeiten Chinas verteufelte Kaiserzeit haben einen ganz neuen Markt geschaffen. Während am Anfang des 20 Jahrhunderts ein Ausverkauf Chinas stattgefunden hat – viele der heute auf dem Markt befindlichen chinesischen Antiquitäten und natürlich auch Textilien haben damals den Westen erreicht – läuft der Warenstrom am Anfang des 21. Jahrhunderts in umgekehrter Richtung. Käufer aus Hongkong und aus den Metropolen Chinas sind es, die heute das Geschehen und die Preise der Ostasiatika-Auktionen in London und New York diktieren Es war also hoch an der Zeit, dass das aktuelle und reizvolle Gebiet chinesischer Sammlertextilien durch ein Schiffer-Book erschlossen wird. Dieses liegt nun vor und wird mit seinen über 300 Seiten und mehr als 500 abgebildeten und beschriebenen chinesischen Textilien der ungeheuren Vielfalt dieses Themas mehr als gerecht. Dabei ist die Beschränkung auf die Dynastien der Ming und Qing, also auf Textilien vom 16/17. bis zum frühen 20. Jahrhundert sachgerecht, denn die eingangs genannten spektakulären Stücke aus den Dynastien der Han, Tang oder Liao sind so teuer wie sie selten sind und bewegen sich daher ganz außerhalb des normalen Sammlermarktes. Wie gewohnt finden sich vor dem eigentlichen Hauptteil des Buches eingehende Hinweise für die Bewertung dieser Textilien, Hinweise darauf also, welchen Einfluß Alter und Farben, vor allem aber Zustand und Erhaltung auf den aktuellen Marktwert haben. Aus diesen Hinweisen entwickeln die Autoren getrennt nach Qualität, Seltenheit, Farben und Zustand ein jeweils in 5 Stufen unterteiltes Bewertungsschema, das dann auf alle abgebildeten und beschriebenen Stücke angewandt wird, ein ausgesprochen brauchbares und für jeden Sammler hilfreiches System für die Vornahme eigener Bewertungen. Der Hauptteil des Buches, eingeteilt nach dem Verwendungszweck der Textilien, von höfischen Drachenroben über Accessoires bis zu Wandbehängen, ist natürlich weit mehr als ein bloßes Bewertungshandbuch, sondern eine komplette und spannende Einführung in die Schönheit und Vielfalt gewebter und gestickter chinesischer Seiden-Textilien seit der Ming-Dynastie. Neben allen Arten von Bekleidung für Männer, Frauen und Kinder, für Priester und – besonders phantasievoll und prächtig – für Schauspieler, nehmen die Rangabzeichen – wohl das beliebteste Sammelgebiet in diesem Bereich – den breitesten Raum ein. Bedeutung und Verwendung, die verschiedenen Techniken und das gesamte Spektrum der zivilen und militärischen Rangsymbole können studiert werden, von seltenen Exemplaren aus der Mingzeit in Kesi-Technik bis hin zu modernen Fälschungen. Buddhistische Priesterroben im Flickenstil, phantasievolle Theaterkostüme, Hemden und Röcke, Hochzeitsgewänder und Kinderkleider, Westen, Schuhe und Börsen, Gürtelgehänge, Taschentücher, Brillenbehälter, Krägen, eine extrem seltene Bambus-Weste und schließlich Dekorationstextilien aller Art, Wandbehänge aus Kloster, Tempel und Palast, Thron-Kissen, Sitzbezüge und rein für den Export in den Westen gefertigte Stücke formen einen bunten Reigen chinesischer Textilien, wie er in kaum einer anderen Publikation in diesem Unfang zu finden ist. Entsprechend den Marktverhältnissen dominieren die Stücke aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, dazwischen finden sich aber immer wieder frühere und frühe Exemplare und auch ausgesprochene Raritäten, kurzum, ein Schiffer-Buch über ein interessantes textiles Thema, wie es besser kaum sein könnte. (in Europa bei Bushwood Books für 59.95 engl. Pfund zzgl. 5.50 Pfund für Versand außerhalb UK – info@bushwoodbooks.co.uk)

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