100 Views of Mount Fuji

Autor/en: Timothy Clark
Verlag: The British Museum Press
Erschienen: London 2001
Seiten: 160
Ausgabe: broschiert
Preis: 20.– engl.Pfund
ISBN: 0-7141-1494-4
Kommentar: Michael Buddeberg

Besprechung:
Matterhorn, Mount Everest oder Fujijama – man kann darüber streiten, welcher von diesen Bergen der berühmteste ist. Sicher aber ist, daß keiner so oft abgebildet wurde wie der Fuji. Seit jeher hat der höchste Berg Japans (3776 Meter), perfekt geformt und an zentraler Stelle im Lande gelegen, in Geschichte, Religion, Politik, Literatur und nicht zuletzt in der Kunst eine wichtige Rolle gespielt. Auch heute noch, in einer sich immer schneller ändernden Welt, ist der Fuji nationales Identitätssymbol für ein ganzes Volk geblieben. Sichtbar von der größten Stadt Japans, dem alten Edo und heutigen Tokio, ist der Fuji die Heimstatt von Göttern, das Ziel von Pilgern, eine Metapher klassischer japanischer Liebespoesie und – immer wieder – eine Inspirationsquelle für Künstler. Der Band mit hundert Ansichten des Fuji aus der eindrucksvollen Sammlung des British Museum bietet deutlich mehr als der Titel verspricht. Er ist ein Kompendium japanischer Malerei und Graphik vom 17. Jahrhundert bis heute. Rollbilder und Druckgraphik, Buchillustration und Farbholzschnitte zeigen 400 Jahre japanischer Kunst, zeigen die Einflüsse Chinas und des Westens und machen bewußt, welche Rolle die japanische Kunst beim Weg europäischer Künstler in das zwanzigste Jahrhundert gespielt hat. Hokusai und sein jüngerer, aber nicht minder berühmter Nachfolger Hiroshige hatten mit ihren Ansichten des Fuji im charakteristischen Farbholzschnitt, Höhepunkte der Ukiyo-e Technik, einen unglaublichen Erfolg im eigenen Land. Nach der Öffnung Japans verbreiteten sich die Drucke und der Ruhm ihrer Schöpfer über die ganze Welt – die Weltausstellungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten daran wesentlichen Anteil – und inspirierten europäische Künstler. Für Millet, Rousseau, Whistler und viele andere öffnete sich eine neue Welt des Sehens. Van Goghs Portrait des Père Tanguy zeigt im Hintergrund eine Fuji-Ansicht von Hiroshige, und die 36 Ansichten des Eiffelturms von Rivière wären ohne die 36 Ansichten des Fuji von Hokusai nicht denkbar. Die hundert Ansichten des Fuji aus dem British Museum sind nur eine kleine Investition für ein lohnendes Lese- und Sehvergnügen. (- mb -)

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