‚La maladie de porcelaine …‘ – Ostasiatisches Porzellan aus der Sammlung August des Starken

Autor/en: Eva Ströber
Verlag: Edition Leipzig der Dornier Medienholding
Erschienen: Berlin 2001
Seiten: 224
Ausgabe: Hardbound mit Schutzumschlag
Preis: DM –.–
ISBN: 3-361-00530-2
Kommentar: Michael Buddeberg

Besprechung:
August der Starke, Kurfürst von Sachsen und König von Polen (1670-1733), war nicht nur ein machtvoller Herrscher, sondern auch ein manischer Sammler. Sein leidenschaftlich-maßloser Sammeltrieb konzentrierte sich auf den Erwerb von Orangenbäumchen und Porzellan. Die kostspieligen Orangenbäumchen, welche die Gärten und Orangerien seiner Paläste schmückten, sind längst verwelkt und vergangen, doch der „maladie de porcelaine“, der „Porzellan-Krankheit“ des Königs verdankt die Nachwelt eine der bedeutendsten Sammlungen chinesischen und japanischen Porzellans des 17. und frühen 18. Jahrhunderts. An den europäischen Höfen des Barock gehörte das Sammeln und Zurschaustellen von Porzellan zur Aufgabe und zum Ausdruck der Repräsentation der Herrschers, und August der Starke hat es hier zur wahren Meisterschaft gebracht. Sein Porzellanschloß, das Japanische Palais am Elbufer war, glaubt man den erhaltenen Inventaren, neben anderen ostasiatischen Einrichtungsgegenständen mit kaum vorstellbaren 22.000 Stück Porzellan ausgestattet. Etwa 12.000 Teile haben die diesem zerbrechlichen Gut nicht immer wohlgesonnenen Zeiten überdauert und bilden heute des Bestand der Porzellansammlung im Zwinger zu Dresden. Die Sammlung umfaßt nahezu das gesamte Spektrum chinesischer und japanischer Porzellankunst des 17. bis zum frühen 18. Jahrhundert und beschränkt sich nicht auf Exportware, sondern besitzt auch zauberhafte und seltene Stücke, die für den einheimischen chinesischen und japanischen Markt bestimmt waren. 100 Meisterwerke aus der Sammlung vereinen sich in dem Katalogbuch zu einer opulenten Schau ostasiatischen Porzellans. Es ist das Nebeneinander prachtvoller königlicher Luxuswaren, die sich an schierer Größe und künstlerischer Qualität der Dekore gegenseitig überbieten und zarter kleiner Gebilde, etwa der reinweißen Becher aus der Manufaktur Dehua, in Europa „Blanc de Chine“ genannt, die besonders fasziniert und die dem königlichen Sammler Geschmack und Gespür attestiert. Großartiges Blau-Weiß aus China und Japan ist stark vertreten, ebenso die chinesischen Dekor-Stile der „famille vert“ und „famille rose“, aus Japan vor allem Beispiele im Imari-Stil und der Kakiemon-Malerei, dies wohl der Höhepunkt japanischer Porzellankunst. Aus dem einführenden Text, insbesondere aber aus der ausführlichen Kommentierung der einzelnen Stücke erfahren wir die Geschichte der Sammlung und manch interessantes Detail über deren Herkunft oder Erwerb. So wurde Porzellan damals durchaus nicht immer nur mit Geld bezahlt. Die berühmten „Drogonervasen“ etwa, drei rundbauchige monumentale Deckeltöpfe und zwei Stangenvasen, erhielt August der Starke zusammen mit anderem Porzellan aus den Schlössern Oranienburg und Charlottenburg von Friedrich Wilhelm I von Preußen im Austausch gegen 600 Reiter aus seiner Armee. Die Sammlung August des Starken markiert zweifellos den Höhepunkt barocker Chinamode und fürstlicher Wertschätzung von ostasiatischem Porzellan in Europa. Des Fürsten Leidenschaft für das „Weiße Gold“ inspirierte damals aber auch die Nacherfindung des Porzellans durch Friedrich Böttger, den Siegeszug dieser neuen Ware aus Meissen und damit den Verlust an Exklusivität und Prestige für das asiatische Vorbild. „Maladie de porcelaine …“ ist so nicht nur ein Kompendium der schönsten chinesischen und japanischen Porzellane, sondern Bild einer Zeit im Wandel der Mode. (- mb -)

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