Arts of Korea

Autor/en: Judith G. Smith
Verlag: The Metropolitan Museum of Art
Erschienen: New York 1998
Seiten: 512
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: US-$ 50.–
ISBN: 0-87099-850-1
Kommentar: Michael Buddeberg

Besprechung:
Anläßlich der Einrichtung einer Dauerausstellung der Kunst Koreas hat das Metropolitan Museum in New York – dieses Schatzhaus der Weltkulturen – 1998/99 eine bedeutende Ausstellung dieser im Westen nur wenig bekannten Kunst gezeigt und dazu ein umfangreiches Katalogbuch veröffentlicht. Der repräsentative, gewichtige Band zeigt 100 bedeutende Werke koreanischer Kunst und enthält reich illustrierte Essays führender koreanischer Kunsthistoriker. Vier Bereiche künstlerischen Schaffens werden behandelt: Keramik, dekorative Kunst in Metall, Lack und Holz, die buddhistische Skulptur und schließlich die Malerei. Die ausgestellten und im Buch beschriebenen Objekte stammen überwiegend aus koreanischen Sammlungen und Museen, meist aus dem Nationalmuseum von Korea in Soeul und viele davon sind als nationaler Kunstschatz eingestuft. Vor allem in den Bereichen Keramik und Malerei werden die Leihgaben aus Korea durch gleichwertige Exponate aus dem Besitz des Metropolitan Museums ergänzt. Das Ziel dieser wissenschaftlichen Publikation, einem westlichen Auditorium eine bessere Kenntnis und ein besseres Verstehen der eigenständigen und auf höchstem Niveau stehenden koreanischen Kultur und ihres künstlerischen Erbes zu vermitteln, wird zweifellos erreicht, und sowohl ein lockeres Blättern wie auch ein vertieftes Studium des Kataloges vermitteln einen Zugang zur faszinierenden Kunst Koreas. Da 1999/2000 koreanische Kunst auch das Thema einer Ausstellung in Deutschland und der Schweiz war (Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung in München und Rietberg-Museum in Zürich) und da auch zu dieser europäischen Veranstaltung ein Katalog erschienen ist (Besprechung in der Literaturübersicht von Juli 1999) drängt sich ein Vergleich der beiden Bücher geradezu auf: Im Gegensatz zum Metropolitan-Katalog gliedert sich der deutsche Katalog nicht nach künstlerischen oder kunsthandwerklichen Gattungen sondern er zeigt die Entwicklung der Geschichte koreanischer Kunst chronologisch vom Neolithikum bis ins 20. Jahrhundert, insbesondere in der Abfolge der Korea beherrschenden Dynastien und der sie jeweils bestimmenden Religionen, des Schamanismus, des Buddhismus und des Konfuzianismus. Damit wird im deutschen Katalog die Kunst in einen Kontext zur kulturellen Entwicklung gestellt, die den Zugang erleichtert und verständlicher macht. Es kommt hinzu, daß die Bildlegenden im deutschen Katalog mit Vergleichsmaterial und Literaturhinweisen wissenschaftlich weiterführende Texte sind, während sich der New Yorker Katalog hier mit allgemein gehaltenen Beschreibungen begnügt. Besonders deutlich wird dies bei Exponaten, die sowohl in New York zu sehen waren wie auch in München und Zürich. Interessant und spannend wird die Gegenüberstellung aber dort, wo sich die Exponate unterscheiden und doch für dieselbe Aussage stehen. So zeigen zum Beispiel beide Publikationen als eines der zentralen Kunstwerke einen nachdenklich sitzenden Miruk, den Boddhisattva Maitreya, beides buddhistische Skulpturen von herausragender Qualität, beide in der Periode der Drei-Reiche um die Wende vom 6. bis zum 7. Jahrhundert im Abstand von wenigen Jahrzehnten entstanden, die aber dennoch einen vollkommen unterschiedlichen Stil aufweisen. Oder da ist das Thema „Bambus im Wind“, das von dem berühmten Maler Yi Chong (1541 – 1622) in verschiedenen Rollbildern festgehalten wurde, das sind etwa verschiedene Holzkästen, verziert in der einzigartigen „hwagak“-Technik, bei der papierdünne, hintermalte Scheiben aus Ochsenhorn auf einen Holzgrund geklebt sind oder schließlich verschiedene Steinzeug-Gefäße aus dem 12. Jahrhundert, die unter der hauchdünnen, transparenten Seladonglasur in der nur in Korea bekannten „sanggam“-Einlegetechnik verziert sind, ein Höhepunkt koreanischen Kunsthandwerks schlechthin. Im direkten Vergleich gebührt dem deutschen Katalog wegen seiner wissenschaftlichen Tiefe und der breiteren Darstellung der koreanischen Kultur der deutliche Vorzug, während das New Yorker Buch durch sein ästhetisches Lay-Out und durch den im deutschen Katalog schwächer vertretenen Schwerpunkt der frühen buddhistischen Malerei aus dem 13. und 14. Jahrhundert brilliert. Beide Bücher zusammen ergänzen sich somit vortrefflich und die mit ihnen gegebenen Vergleichsmöglichkeiten eröffnen einen Zugang zur Kunst Koreas, wie sie weder die eine noch die andere Publikation alleine schafft. (- mb -)

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