Mandat des Himmels – Kaiser und Künstler in China – Chinesische Malerei und Schriftkunst aus dem Metropolitan Museum, New York

Autor/en: Barnhart, Fong, Hearn
Verlag: Museum Rietberg
Erschienen: Zürich 1996
Ausgabe: fester Einband
Preis: CHF 45.–
Kommentar: Michael Buddeberg, Juli 1996

Besprechung:
Das Metropolitan Museum of Art in New York besitzt eine der bedeutendsten Sammlungen chinesischer Malerei. Dem Museum Rietberg in Zürich, bekannt für seine herausragende Sammlung asiatischer Kunst, ist es gelungen, eine repräsentative Auswahl von Meisterwerken chinesischer Malerei und Schriftkunst aus dem MMA in einer Ausstellung und einem Katalogbuch vorzustellen. Der Titel „Mandat des Himmels“ deutet die für die chinesische Malerei so wichtigen und befruchtenden Beziehungen und Wechselwirkungen zwischen Hof und Künstler, zwischen Kaiser und Kunst an. Über bloßes Mäzenatentum weit hinausgehend, waren die von den chinesischen Kaisern geschaffenen Palastsammlungen sichtbarer Ausdruck der Legitimation durch die höchste Instanz, und das Sammeln daher auch ein Ausdruck politischer Notwendigkeit. Gleichwohl stehen nicht politische oder propagandistische Zwecke im Vordergrund der im staatlichen Auftrag entstandenen klassischen chinesischen Malerei sondern überwiegend künstlerische und ästhetische Kriterien. Es ist bekannt, daß viele der chinesischen Kaiser nicht nur selbst malten, sondern ihre Sammlungen mit großem Kunstverstand und Urteilskraft mehrten, ordneten und klassifizierten. Die klassische chinesische Malerei ist daher auch niemals anonym; die Künstler, auch der frühesten bekannten Bilder und Kalligraphien sind bekannt, waren hoch geehrt, die Bilder sind datiert, versehen mit Signatur und Sammlungssiegel. Das Buch zeigt 42 Meisterwerke chinesischer Malerei und Schriftkunst vom 11. bis zum 18. Jahrhundert, überwiegend Hänge- und Handrollen – teils in überdimensionalen Formaten, bis 20m Länge – aber auch kleinformatige Alben mit bezaubernden, skizzenhaften Landschaften und Gedichten. Die Darstellungen reichen von der Schilderung historischer Ereignisse, über Tier- und Landschaftsdarstellungen bis zu Porträts und Schilderungen aus dem chinesischen Alltag. Hervorzuheben ist aber nicht nur dieser repräsentative optische Querschnitt durch die chinesische Malerei auf höchstem Niveau sondern auch die wissenschaftliche Aufbereitung des Themas durch die Autoren. An erster Stelle sei hier genannt Prof. Wen C. Fong, Vorsitzender der Abt. asiatischer Kunst des MMA, der in mehreren Aufsätzen wichtige Aspekte der hochklassischen Zeit chinesischer Malerei (v.a. der Song-Zeit) behandelt Eine Auswahl seiner Themen, „Landschaftsmalerei als Urbild kosmischer Ordnung“, „Der Künstler-Kaiser“ oder „Imperiale Schriftkunst der südlichen Song“ zeigen das weite Spektrum seiner Untersuchungen und machen neugierig auf eine vertiefte Beschäftigung mit diesem Buch. Die weiteren Autoren, nicht weniger kompetent, befassen sich mit der Malerei der Ming-Zeit (Richard M. Barnhart) und der Qing-Dynastie (Maxwell K. Hearn). Der Anhang, Bibliographie und Chronologie der Herrscher-Dynastien und der einzelnen Kaiser lassen keine Wünsche offen. Der Qualität der Bilder und Beiträge entspricht die Aufmachung des Buches mit festem Einband, überdurchschnittlich guten Wiedergaben und einer meisterhaften Buchgestaltung. Wer sich für China und chinesische Kunst interessiert, wird an diesem Standardwerk nicht vorbeigehen können.

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