Sculpture of Angkor and Ancient Cambodia – Millenium of Glory

Autor/en: Helen Ibbitson, Jessup Zephir, Thiery Zephir
Verlag: Thames & Hudson
Erschienen: London 1997
Seiten: 381
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: 40.– engl. Pfund
Kommentar: Michael Buddeberg, Oktober 1997

Besprechung:
Das zuvor besprochene Bilderbuch ist der ideale Einstieg in das bedeutendste Vermächtnis der Khmer-Kunst, Skulpturen aus einem Jahrtausend, Höhepunkte sakraler Bildhauerei in Stein und Bronze, ästhetische Gipfelleistungen einer hinduistisch-buddhistischen Hochkultur. Dieses Vermächtnis war 1997 erstmalig in dieser Vollständigkeit im Westen (Paris – Washington) zu sehen, wird jetzt in Tokio, dann in Osaka ausgestellt, bevor die meisten Objekte wieder in das National-Museum von Kambodscha in Phnom Penh und in das Musee Guimet in Paris zurückgehen. Millenium of Glory ist das Katalog-Buch zu dieser säkularen Ausstellung, das weit mehr bietet als eine Beschreibung und Abbildung der 117 ausgestellten Kunstwerke. Nicht weniger als 15 Autoren – deren kurze Vorstellung man allerdings vermißt – führen in fundierten Beiträgen in die Geschichte und Kunstgeschichte, vor allem aber in die Religionsgeschichte und in Details der hinduistisch-buddhistischen Ikonographie ein, ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis der Skulpturen. Weitere Beiträge befassen sich eingehend mit der Architektur der Khmer, mit den Tempeln und Palästen von Angkor, ihrer Bedeutung und Funktion, auch dies eine Hinführung zur Skulptur, bildete diese Architektur doch den Rahmen für die Bildwerke. Auch die Geschichte der Entdeckung dieser Kultur im 19. Jahrhundert, die Entdeckung von Angkor wird beleuchtet, ein Kapitel sehr spezieller französischer Kunstgeschichte. Ganz legal, so schreibt Jean-Francois Jarrige, habe das Musee Guimet unter den Kuratoren Joseph Hackin (1923 -1941) und Philippe Stern (1954 -1965) die bedeutendste Sammlung von Khmer-Kunst im Westen aufgebaut, erwähnt aber auch eine der spaktakulärsten Kunstraubaffären. Der junge Andre Malraux, betraut mit offizieller archäologischer Mission wurde 1923 verhaftet weil er mit Säge und Meißel bedeutende Skulpturen von ihren Standorten entfernt hatte. Das ist Geschichte während die Legende, daß auch die zahhlosen Köpfe ohne Körper – oder vice versa – dem archäologischen Eifer eines Malraux zuzuschreiben sind, eher der Gerüchteküche entstammt. Es bleibt aber handfester Zweifel, ob sich tatsächlich alles so legal zugetragen hat. Die Lektüre dieser einführenden Beiträge ist also spannend und zugleich wertvoll denn sie eröffnet eine neue und wichtige Perspektive auf diese uns heute in ihrer Reduziertheit fast modern, sicher aber zeitlos anmutende Kunst. Jede einzelne der Plastiken ist Zeugnis einer sowohl aristokratischen wie sakralen Kunst. Jede der Skulpturen hat eine tiefe religiöse Bedeutung und es wäre falsch, sie ausschließlich unter Anwendung ästhetischer Kriterien zu betrachten. Was uns an der Khmer-Skulptur so fasziniert, diese Harmonie von Form, Proportion und Ausdruck, die fast monumentale Einfachheit, das sind archetypische ikonographische Posen, die die anonymen Khmer-Künstler in einzigartiger Weise beherrschten. Warum gerade die Khmer über einen Zeitraum von tausend Jahren, mit dem Höhepunkt in der Angkor-Vat-Zeit im 12. Jahrhundert, solche künstlerischen Maßstäbe setzen konnten, bleibt ein Geheimnis. Vielleicht war es das befruchtende Nebeneinander von Hinduismus und Buddhismus, die Vermengung dieser beiden asiatischen Religionen, die es schwer, oft sogar unmöglich macht, die Skulpturen der einen oder anderen Religion zuzuordnen. Der Avalokitesvara aus dem 7./8. Jahrhundert, Ringkämpfer aus dem 10.Jahrhundert, ein Elefant und eine kniende Tara aus der Angkor-Zeit, eine subjektive Auswahl aus den sicher schönsten Skulpturen, die uns die Kunst Asiens hinterlassen hat.

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