Borobudur

Autor/en: Louis Fréderic, Jean-Louis Nou
Verlag: Hirmer Verlag
Erschienen: München 1995
Seiten: 228
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: DM 178.–
Kommentar: Michael Buddeberg

Besprechung:
Selbst der Name, Borobudur, ist bis heute nicht entschlüsselt. „Vortrefflicher Buddha“, „Berg der angehäuften Tugenden“ oder „Stätte der Anhänger der Buddha“ sind nur Versuche, die wohl alle der Bedeutung dieses einzigartigen Monumentes nicht gerecht werden. Auch die Entstehung liegt im Dunkel. Es muß so um das Jahr 750 gewesen sein als ein namentlich nicht bekannter Herrscher der malayo-javanischen Shailendra-Dynastie mit dem Bau begann. Heute ein Ort am Rand der Welt muß es damals ein Zentrum des Handels zwischen Indien und China gewesen sein, ein Königreich mit unermeßlichen materiellen Resourcen, die es ermöglichten, ein solches Zeugnis des buddhistischen Glaubens aber auch weltlicher Macht und Potenz nicht nur zu planen sondern auch zu vollenden. Und dann war der Borobudur nicht etwa ein einzelnes, alleinstehendes Bauwerk sondern Teil einer riesigen, wahrscheinlich nicht ganz vollendeten Anlage von Klöstern und Heiligtümern in der Nähe der Königsstadt und des Palastes, des Kraton der Shailandra. Wir wissen es nicht. Es gibt keine alte Literatur über den Borobudur, kein Reisender hat ihn je erwähnt, denn bereits um das Jahr 860, knapp 100 Jahre nach seiner Vollendung wurde der Ort durch die Launen eines Dynastiewechsels verwüstet und das Bauwerk aufgeben, vergessen. So blieb es ein ganzes Jahrtausend. Der landschaftlich traumhaft schöne Platz im Herzen von Java, umgeben von einer Kette über 3000 Meter hoher rauchender und schwefelspeiender Vulkane, wurde vom Dschungel überwuchert. Eingeborene mieden den Platz, der im Ruf stand, nicht geheuer zu sein, voller Geheimnisse und lauernder Gefahren, Wohnsitz der Erd- und Berggeister, ragten doch da und dort Skulpturen aus der üppigen Vegetation hervor, geheimnisvolle Relikte einer längst vergangenen Zeit. Es ist ein Wunder und ein weiteres Rätsel, daß der Borobudur den Angriffen tropischer Regengüsse und steinesprengender Vegetation, den Erdbeben und Vulkanausbrüchen standgehalten hat. Englische und holländische Gewürzhändler, später Reisende und schließlich auch Archäologen begannen sich im 19. Jahrhundert für dieses zur Hälfte von Erde und vulkanischem Tuffstein verschüttete Rätsel zu interessieren. Eine erste Monographie erschien 1873, ein früher Restaurierungsversuch erfolgte Anfang dieses Jahrhunderts, zugleich begann aber weiterer Verfall und Zerstörung des freigelegten Bauwerks bis zur Plünderung des Figurenschatzes. Von 1975 bis 1982 wurde der Borobudur dann mit Hilfe der UNESCO aufwendig restauriert und konserviert. Millionen von Steinen einschließlich der Skulpturen wurden abgebaut, registriert, gesäubert restauriert, konserviert und wieder an ihren Platz verbracht. Dank modernster Computertechnik fanden viele Buddhas ihren Kopf wieder.

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