Sammlung Aichhorn – Ikat – Batik – Stickereien (3 Bände)

Autor/en: Ferdinand Aichhorn
Verlag: Anton Pustet Verlag
Erschienen: Salzburg 2016
Seiten: 168/228/300
Ausgabe: Klappenbroschur
Preis: € 28,00/30,00/32,00 (als Paket: € 79,00)
ISBN: 978-3-7025-0825-5; 978-3-7025-0827-2; 978-3-7025-0828-9
Kommentar: Michael Buddeberg, März 2016

Besprechung:
Bücher über Kollektionen, die ein einziger Sammler zusammengetragen hat, haben stets einen besonderen Reiz, denn was sie zu erzählen haben ist mehr als die Summe der gesammelten Objekte; sie sind immer auch ein Portrait des Sammlers, offenbaren seinen Zugang und Umgang mit den Sammlungsgegenständen, geben Auskunft über seine Vorlieben in Fragen der Technik und der Ästhetik und erzählen fast immer Geschichten, wie sie das Sammeln schreibt. Ferdinand Aichhorn, Architekt, Chef eines international tätigen Büros für Raumplanung und seit nunmehr 10 Jahren Inhaber der „textil-kunst-galerie“ in Salzburg will seine drei nach unterschiedlichen textilen Techniken geordneten Sammlungskataloge denn auch nicht als eine wissenschaftliche Dokumentation verstanden wissen, sondern als eine Art Reisebericht, als ein Bericht von Ländern, von Orten und vor allem von Menschen und den Textilien, die sie herstellen und benutzen. So begegnen wir auch immer wieder diesen Menschen, haben teil an ihrer Arbeit am Webstuhl oder beim Färben der Wolle und sehen ihr Umfeld, ihre traditionellen Dörfer und Häuser, Monumente und Landschaften. Doch nun zu den Textilien: Des Sammlers Reise und seine Sammelleidenschaft begann vor fast 40 Jahren und entzündete sich an den als Doppelikat in dem balinesischen Dorf Tenganan – und nur dort – hergestellten geringsen-Tüchern, die ihre ästhetische Verwandtschaft mit den schon vor Jahrhunderten in das indonesische Inselreich aus Indien importierten Doppelikatgeweben nicht leugnen können. Weitere und stets ortstypische Ikatgewebe stammen aus der Region des Toba-Sees in Sumatra, von den Inseln Flores und Sumba und aus dem noch ganz ursprünglichen Hochland von Sulawesi. Von dort geht es nach Indien in die alten Hochburgen der Patola-Herstellung in Gujarat auch wenn sie dort, wie der Sammler erfahren musste, heute nur noch von wenigen Mitgliedern einer einzigen Familie hergestellt werden. Schultertücher aus Hyderabad und Ikatgewebe aus dem Bundesstaat Odisha sind weitere Beispiele dieser Technik, bevor die Reise über Burma, Thailand und Kambodscha bis in den Iran und nach Usbekistan führt. Die Informationen über die Stücke der Sammlung sind spärlich; außer der Bezeichnung, den Maßen und einer knappen Beschreibung von Material und Technik finden sich keine Angaben. Hinweise auf das Alter findet man nur bei wenigen älteren Stücken, alle anderen haben als neuzeitlich zu gelten. Dem Sammler Aichhorn geht es vor allem um die außerordentliche und bei gleicher oder ähnlicher Technik von Ort zu Ort immer wieder andere ästhetische Vielfalt. Diese wird dadurch eindrucksvoll dokumentiert, dass fast jedes der abgebildeten Stücke durch Detailaufnahmen, oft auch mehrere, weiter erschlossen wird. Auch der Band über Batik ist eine Reise durch weite Teile Asiens, wobei neben der eigentlichen Wachstechnik mit dem Schwerpunkt in Java auch tie-dye-Verfahren, Blockdrucke und Malerei auf Baumwollstoffen Erwähnung finden. Neben gebatikten Sarongs, Schals und Schultertüchern und einer eindrucksvollen Sammlung von Mustertüchern aus dem Batik Research Institute in Yogyakarta sprengen Thangkas aus Ladakh und Tempelmalereien aus Kalamkari fast schon den textilen Rahmen. Ein Schwerpunkt dieses Bandes sind dann die außerordentlich feinen Batiken der Miao aus der südchinesischen Provinz Guizhou, allesamt graphische Meisterwerke. Mit den Stickereien im dritten Band wird schließlich ein Thema aufgegriffen – und durch Einbeziehung von Applikations- und Filzarbeiten sogar noch erweitert -, das wegen seiner in allen Regionen und Ethnien gegenwärtigen Präsenz und unendlichen Vielfalt nur kleine, zufällige und von den Reiseschwerpunkten des Sammlers geprägte Ausschnitte und Einblicke gewähren kann. Pulkaharis aus dem Punjab, Spiegel-Stickereien der Banjaren aus Rajasthan, ein Filzteppich der Lakai, Susanis aus Usbekistan, Kanthas aus Bengalen, pakistanische Stickereien aus Hazara sowie bestickte Krägen, Wandbehänge und Kleiderborten der Miao sollen hier als Beispiele für eine Reise durch einige der Sticktraditionen Asiens genannt werden. Die Sammlung Aichhorn ist damit vor allem eine reiche Fundgrube für die Präsenz traditioneller textiler Techniken und einer kaum überschaubaren Vielfalt an Mustern in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis heute, eine Studiensammlung und Dokumentation vom Überleben des textilen Handwerks im Zeitalter der Globalisierung. (Alle Texte sind durchgehend zweisprachig: deutsch und englisch).

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