Bencharong – Chinese Porcelain for Siam

Bencharong – Chinese Porcelain for Siam

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Autor/en:        Dawn F. Rooney

Verlag:           River Books

Erschienen:    Bangkok 2017

Seiten:            188

Buchart:         Hardcover

Preis:              GBP 14,95

ISBN:             978-616-7339-68-9

Kommentar:  Michael Buddeberg

 

Besprechung:

Unter den Ming-Kaisern Yongle (1403-1426 und Xuande (1426-1435) wurde chinesisches Porzellan zur wohl wichtigsten Exportware Chinas. Handelsflotten unter dem Befehl des islamischen Admirals Zheng He erreichten die südostasiatischen Inselreiche, segelten durch die Straße von Malakka, trieben Handel mit Ceylon und Indien, gelangten bis nach Hormuz am Persischen Golf, nach Jiddah im Roten Meer und erreichten über die Malediven und Madagaskar sogar Malindi und Mogadishu und damit die ostafrikanische Küste. Und es sind nicht nur Scherben, geborgen von Archäologen auf den Abfallhaufen der Jahrhunderte, die von dem schwunghaften Porzellanhandel in der damals bekannten Welt Zeugnis geben; chinesisches Porzellan im Mogul-Stil oder Kannen und Vasen mit kalligraphischen Inschriften und Versen aus dem Koran, die auf dem See- und Landweg nach Indien, Persien, Arabien und bis ins osmanische Reich gelangten, zeigen, dass China mit seinen für den Export hergestellten Porzellanwaren gezielt lokale Bedürfnisse zu befriedigen wusste. In Europa sind erste Stücke chinesischen Porzellans im 14. Jahrhundert nachweisbar, bevor dann im 17. und 18. Jahrhundert, zunächst durch portugiesische Kapitäne und später durch die niederländische ostindische Kompanie Porzellan aus China nach europäischen Vorbildern und mit europäischen Adelswappen zur millionenfach exportierten Massenware wurde. Den Nachfrageeinbruch durch die Entdeckung des Porzellanrezepts in Europa wusste China durch die Belieferung der Auslandschinesen in Südostasien aufzufangen, wie die Bergung der 1822 vor Batavia gesunkenen „Tek Sing“ mit einer Ladung von hunderttausenden Stücken Porzellans zeigt.

Wenig bekannt ist, dass in den Porzellanöfen von Jingdezhen im 18. und 19. Jahrhundert auch ein in Form und Dekor für den königlichen Hof in Siam bestimmtes Porzellan gefertigt wurde. Dieses „Bencharong“ genannte Porzellan zeichnet sich durch seine kaleidoskopisch bunten Emailfarben aus, die meist die gesamte Oberfläche der Stücke bedecken, sowie durch deren, der buddhistischen und hinduistischen Mythologie ebenso wie der tropischen Vegetation Siams entlehnten Motive. Obwohl in China produziert, ist Bencharong ein gezielt für den Geschmack und den Bedarf der thailändischen Eliten, besonders des königlichen Hofes, hergestelltes Exportprodukt.

Das von der in Thailand lebenden und auf Südostasien spezialisierten Kunsthistorikerin Dawn Rooney geschriebene Buch ist die erste Monographie und damit zugleich das Standard- und Referenzwerk zu einem Thema, zu dem es bisher, sieht man von einigen kurzen Beiträgen in eher entlegenen Periodika ab, keine Literatur gab. Und wie es sich für ein Standardwerk gehört, werden nicht nur Ursprung, Produktion, Typen und Symbolismus von Bencharong eingehend untersucht, beschrieben und mit einer Fülle von Beispielen aus dem Bangkok National Museum und vielen privaten Sammlungen belegt, sondern darüber hinaus der gesamte historische und technische Kontext behandelt. Archäologisch geborgene Scherben von Blauweiß-Porzellan aus den Dynastien der Yuan und Ming zeigen, dass die Geschichte des Porzellanhandels zwischen Siam und China wohl mit dem bereits erwähnten Admiral Zheng He begonnen hat. Porzellan aus China war ein durch die Jahrhunderte nicht versiegender Handelsschwerpunkt Siams, wobei im 17. und 18. Jahrhundert Ayutthaya, die damalige Hauptstadt, zum wichtigen Umschlagplatz im Handel zwischen China und Indien wurde. So war das im späten 18. und im 19. Jahrhundert an den Hof der Könige der Chakri-Dynastie nach Bangkok gelieferte Bencharong-Porzellan aus ökonomischer und ästhetischer Sicht nur ein, wenn auch bemerkenswerter Teilaspekt des für asiatische Märkte in China hergestellten Porzellans. Mit der Geschichte des Bencharong erfährt der Leser auch Vieles über Siam, über seine geschichtliche Entwicklung, vor allen unter der Erbdynastie der Chakri, die seit dem Ende des 18. Jahrhunderts bis heute die Könige stellt. Sie werden „Rama“ genannt. Hier sei König Chulalongkorn „Rama V“ hervorgehoben, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgreich die Unabhängigkeit seines Landes gegen den kolonialen Druck von Großbritannien und Frankreich verteidigte und Siam (seit 1939 Thailand) zu einem modernen Nationalstaat formte. Ein umfangreiches und reich illustriertes Kapitel ist schließlich der Herstellung von Porzellan, und zwar nicht nur des Bencharong, in Jingdezhen gewidmet. Auch wenn bis heute nicht geklärt werden konnte, ob der so spezifisch siamesische Dekor mit bunten Emailfarben noch in Jingdezhen gemalt und gebrannt wurde, oder erst nach dem Transport der Weißware im Verschiffungshafen Guangzhou oder gar erst in Bangkok, so wird das Thema Bencharong mit den lesenswerten Texten, dem reichen Bild- und Anschauungsmaterial für alle Form- und Dekorvarianten und einem umfangreichen Glossar nach heutigem Wissensstand erschöpfend behandelt.

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