Il Montefeltro e l´Oriente Islamico

Il Montefeltro e l´Oriente Islamico

Autor/en:        Peter Aufreiter, Alessandro Bruschettini (Hrsg)

Verlag:           Fondazione Bruschettini, SAGEP Editori

Erschienen:    Genua 2018

Seiten:            352

Buchart:         Hardcover oder Klappenbroschur

Preis:              z.Zt. reduziert: € 35,00 und € 30,00

ISBN:            978-8863-7356-73 (Klappenbroschur)

Kommentar:  Michael Buddeberg

 

Besprechung:

Schon die Römer begehrten Waren aus dem Orient und schätzten Seide aus China höher als Gold. Es waren dann die Kreuzzüge, die dem Orienthandel ungeahnten Aufschwung gaben. Protagonisten und Nutznießer waren hier vor allem die italienischen Stadtstaaten, allen voran die so genannten Seerepubliken Genua, Venedig, Pisa und Neapel. An dem Ringen um Reichtum und Macht beteiligten sich aber auch Mailand, Lucca, Florenz und selbst die Päpste suchten durch geschicktes Taktieren aus den häufig wechselnden Allianzen Vorteile zu ziehen. Lokale Kriege waren an der Tagesordnung und da die kleinen Fürsten zwar Geld aber meist nicht genug Soldaten hatten war das späte Mittelalter und das komplizierte italienische Machtgefüge die hohe Zeit für die Condottieri, Unternehmer die mit ihren bunt zusammengewürfelten Söldnerheeren Kriege für den Meistbietenden führten und gegen höhere Gebote gerne auch mal die Seiten wechselten.

Einer der berühmtesten und vielleicht der erfolgreichste dieser Condottiere war Federico da Montefeltro (1422-1482), der besonders geschickt zwischen den Machtblöcken der Medici, der Sforza und des Papsttums lavierte. Schon als junger Mann erwarb er sich den Ruf als unbesiegbar, wurde reich und trotz zweifelhafter Herkunft legitimer Nachfolger des Grafen de Montefeltro und damit Herrscher über die kleine Grafschaft Urbino. Vorübergehend exkommuniziert gelang ihm schließlich durch Diplomatie und geschickte Heiratspolitik die Aufwertung von Urbino zum Herzogtum und sein Aufstieg zu einem der machtvollsten Fürsten der italienischen Renaissance. Als Erbauer eines der bedeutendsten italienischen Renaissance-Paläste, des Palazzo Ducale in Urbino, als Sammler und als Mäzen der Schönen Künste und Literatur wird er noch heute gefeiert. Was also lag näher, seine nicht zuletzt dem Orienthandel zu verdankende Förderung der Schönen Künste mit einer Ausstellung islamischer Kunst im Palazzo Ducale zu begehen. Die von dem genuesischen Sammler Alessandro Bruschettini und dem österreichischen Direktor der Galleria Nazionale delle Marche kuratierte Ausstellung geriet zu „one of the most beautiful small exhibitions ever put together“ (Kommentar von Michael Franses).

Die Ausstellung schloss ihre Pforten am 30. September. Der gewichtige Katalog ermöglicht es aber allen Liebhabern islamischer Kunst an dieser einzigartigen Zusammenstellung von Meisterwerken aus der Zeit von 1430 bis 1550 teil zu haben. Mehr als zwei Dutzend Teppiche aus dieser Zeit gehören zu den jeweils besten ihrer Art und fanden aus einen knappen Dutzend privater und öffentlicher Sammlungen – darunter vor allem das Museum für Islamische Kunst in Berlin – ihren Weg nach Urbino. Groß- und kleingemusterte Holbein-, Lotto- und Bellini-Teppiche, Medaillon-Muster aus Ushak und Täbris, eine begeisternde Kollektion von „Mamluken“, darunter eine von nur drei bekannten runden Knüpfarbeiten, der atemberaubend schöne Kairener Cintamani-Teppich aus dem Nationalmuseum von Krakau, Teppiche aus Damaskus und dem maurischen Spanien, ein übergroßer Vogel-Ushak aus dem Palazzo Comunale in Assisi und schließlich das Fragment eines blaugrundigen Holbein-Teppichs aus der Keir-Collection bilden den Auftakt und Schwerpunkt der Ausstellung. Bei den Textilien dominieren Samte von den osmanischen Vorbildern aus Bursa bis zu frühen italienischen Kopien und immer eigenständiger werdenden Arbeiten aus Florenz und Genua. Zwei nasridische Seidengewebe stehen für die hohe Kunst der spanisch-maurischen Webarbeiten. In der Abteilung Keramik lässt sich die Entwicklung von den chinesischen Vorbildern aus der Yuan- und Ming-Dynastie über Keramik aus Iznik bis zur Lüsterware aus Manises und Majolika aus Deruta anschaulich verfolgen. Bedeutende Metallarbeiten aus Syrien, Ägypten, Iran und Anatolien und eine ausgesuchte Auswahl von Manuskripten, islamischen Bucheinbänden und Miniaturen vervollständigen die Kollektion von islamischen Objekten und vermitteln ein imaginäres Bild von der Ausstattung des Palazzo Ducale zur Zeit des Federico da Montefeltro. Dieses durch den zugleich machtvollen wie eleganten Renaissance-Palast vermittelte Flair der Ausstellung vermag der Katalog natürlich nicht zu ersetzen. Die Essays des Kataloges, etwa über Federico da Montefeltro und die Teppiche – hier sei ein Botticelli zugeschriebenes Doppelportrait erwähnt, das den Herzog von Urbino im Gespräch mit dem Dichter und Philosophen Cristoforo Landino (1428-1498) mit einem kleingemusterten Holbein-Teppich mit Kufi-Bordüre zeigt – oder über den Palazzo Ducale, dessen zwei Türme seldschukischen Minarets nachempfunden sein mögen, zeigen, dass der Ort für die glanzvolle Präsentation islamischer Kunst zur Zeit der Renaissance nicht besser hätte gewählt werden können.

(Der Katalog ist in italienischer Sprache erschienen).

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