Buddha and Shiva, Lotus and Dragon – Masterworks from the Mr. and Mrs. John D. Rockefeller 3rd Collection at Asia Society

Buddha and Shiva, Lotus and Dragon – Masterworks from the Mr. and Mrs. John D. Rockefeller 3rd Collection at Asia Society

Autor/en:        Adriana Proser

Verlag:           Hirmer Verlag, Asia Society

Erschienen:    München New York 2020

Seiten:            292

Buchart:         Hardcover

Preis:              39,90

ISBN:             978-3-7774-3433-9

Kommentar:  Michael Buddeberg

 

Mit dem Ende des blutigen Bürgerkrieges zwischen den us-amerikanischen Süd- und Nordstaaten am 23. Juni 1963 begann, etwas zeitversetzt zu Europa, die explosionsartige Industrialisierung der USA. In kurzer Zeit entstanden in den wichtigsten Wirtschaftzweigen monopolistisch ausgerichtete, mächtige Großunternehmen. Geniale aber auch skrupellose Unternehmerpersönlichkeiten prägten den Aufbruch in eine neue Epoche. Cornelius Vanderbilt (1794-1877 – Eisenbahn), Andrew Carnegie (1835-1919 – Stahl), John Davison Rockefeller (1839-1932 – Öl) und Henry Clay Frick (1849-1919 – Kohle) machten in kurzer Zeit märchenhafte Vermögen und wurden zu den Gründervätern amerikanischer Dynastien. Es ist eine Besonderheit der amerikanischen Geschichte, dass diese Geldaristokraten, wenn nicht der ersten, so doch der zweiten oder dritten Generation fast regelmäßig als bedeutende Philantropen, als Förderer von Bildung, Kultur, Wissenschaft, Medizin und sozialer Fürsorge gelten. Mit Milliarden von Dollars gründeten sie Universitäten, Stiftungen, Museen und andere Institutionen, die bis heute Bestand haben und der Allgemeinheit dienen.

Mit der Gründung der Asia Society im Jahre 1956 setzte John D. Rockefeller der Dritte (1906-1979) einen Schwerpunkt auf die Verbesserungen der kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zwischen der westlichen Welt und Asien. Dabei ist ein wesentliches Anliegen der Asia Society die Förderung des Zugangs zur asiatischen Kunst und deren Vermittlung, um so ein vertieftes Verständnis und einen verbesserten Austausch zwischen der westlichen Welt und Asien zu erreichen. Diesem Zweck dient neben der Unterstützung kultureller Partnerschaften vor allem die hochbedeutende Sammlung asiatischer Kunst, die John D. Rockefeller und seine Frau, Blanchette Hooker Rockefeller, in den 50er, 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts zusammengetragen haben und die sie 1979 als großzügiges Vermächtnis der Asia Society überließen.

Eine Auswahl von knapp siebzig der schönsten Kunstwerke aus der etwa dreihundert Objekte umfassenden Sammlung tourt seit März dieses Jahres durch amerikanische Museen in New Orleans, Jacksonville, Chapel Hill und Fort Worth und wird ab Oktober 2021 auch in Europa (Fundación Barrié in La Coruña/Spanien) zu sehen sein. (So jedenfalls der ursprüngliche Plan, der sich durch die Corona-Krise wohl ändern wird). Den Besucher ebenso wie den Leser des Kataloges erwarten Highlights asiatischer Kunst aus zwei Jahrtausenden, von einem grandiosen Bronzegefäß aus der Zhou-Dynastie, ca. 6. Jh. v.Chr., bis zu feinem japanischen Porzellan aus der Edo-Zeit. Entsprechend den Vorlieben des Sammlerpaares dominieren Objekte aus Keramik und figürliche Plastik. Hinreißende Beispiele von Steinzeug aus der Zeit der nördlichen Song, seltene Blau-Weiss-Porzellane der Ming-Dynastie, Khmer-Plastik aus Angkor, indische Bronze-Figuren aus den Perioden Gupta, Chola und Pala, Tang-Ladies mit attraktiver Sancai-Glasur und viele andere mehr gehören zu den faszinierendsten Objekten aus dem reichen künstlerischen Erbe Asiens.

Der bei Hirmer in München erschienene Katalog in englischer Sprache versammelt nicht nur alle Exponate der Ausstellung in vorzüglichen Bildwiedergaben, Ausschnittvergrößerungen und genauer wissenschaftlicher Beschreibung, sondern enthält darüber hinaus eine ausführliche und lesenswerte Einführung über die Sammlern und über das Entstehen ihrer Kollektion. Obwohl John D. Rockefeller III, dem Enkel des gleichnamigen Begründers der Familien-Dynastie, die Liebe zur asiatischen Kunst von seinen ebenfalls asiatische Kunst sammelnden Eltern gleichsam in die Wiege gelegt worden, begann er erst in fortgeschrittenem Alter selbst ernsthaft mit dem Aufbau einer Kollektion, wobei er großen Wert darauf legte, stets das beste erreichbare Beispiel der jeweiligen Zeit und des Objekt-Typs zu erwerben. Zahlreiche Reisen in Asien und der Besuch von Museen und privaten Sammlungen schulten sein Auge und dennoch versicherte er sich frühzeitig eines hochrangigen Beraters, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte. Der Kunsthistoriker Sherman E. Lee (1918-2008), lange Jahre Direktor des Cleveland Museum of Art, prägte mit seinem Sachverstand die Sammlung Rockefeller und die Parallelen zur Sammlung asiatischer Kunst des Cleveland Museums sind daher wenig erstaunlich. Ganz wesentlich für Umfang und Qualität der Sammlung war schließlich, dass Rockefellers Frau Blanchette, obwohl ihr primäres Interesse Moderner Kunst galt – sie war lange Jahre Präsidentin des Museum of Modern Art in New York -, ihren Mann und seine Sammlungsaktivität mit großem Geschmack und Engagement unterstützte. So wurde die Sammlung Rockefeller asiatischer Kunst zu einer der bedeutendsten ihrer Art in den Vereinigten Staaten.

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