Himalaya

Autor/en: Éric Valli
Verlag: Knesebeck Verlag
Erschienen: München 2002
Seiten: 400
Ausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
Preis: EUR 68.–
ISBN: 3-89660-108-3
Kommentar: Michael Buddeberg, Juli 2002

Besprechung:
Bücher, insbesondere Bilderbücher mit dem Titel Himalaya, gibt es mehr als genug. Offenbar hat das höchste Gebirge dieser Welt mit seinen zahlreichen Achttausendern eine Faszination und Zugkraft, die Autoren, Fotografen und Verleger immer wieder zu dem gleichen Titel greifen läßt. Auch einen Film mit diesem Titel hat es gegeben. Mißt man den Erfolg dieses Filmes daran, wie schnell er von den Spielplänen der Kinos wieder verschwunden ist, war es keiner. Wer vermutet auch hinter dem Sachtitel „Himalaya“ einen Spielfilm um den Konflikt der Generationen, um Leidenschaft und Liebe, garniert mit Spannung und Abenteuer, voller Action und Poesie und das alles vor einer Naturkulisse, wie sie aufregender und schöner nicht sein kann. Èric Valli, Kunsttischler und Senffabrikant aus Dijon, war der Regisseur dieses außergewöhnlich schönen Films und er ist auch der Fotograf und Autor dieses großartigen Bildbandes, einer GEO-Produktion, die in knapp 200 poster- oder foliogroßen Fotos einen Zugang zum Himalaya, zu den dort lebenden Menschen vermittelt, wie kaum eines der anderen Bücher mit diesem Titel. Valli kam vor 30 Jahren in den Himalaya und war gebannt von einer fremdartigen und faszinierenden Welt, auf die er fortan nicht mehr verzichten konnte. Er bezeichnet diese drei Dekaden selbst als eine nie aufhörende Pilgerfahrt und seine Fotos als Zeugnisse von Begegnungen, Entdeckungen, emotionalen Erschütterungen und optischen Irritationen. Das gilt für die oft unwirklich erscheinenden Landschaften aber noch viel mehr – und hier liegt ohne Zweifel der Schwerpunkt und die Besonderheit dieses Buches – für die Fotos von Menschen des Himalaya. Ob es nun reine Portraits sind oder Fotos von Menschen bei ihrer harten Arbeit in einer oft feindlich gesonnenen Natur, von Mönchen bei ihrer Andacht, von Jägern, Hirten oder Honigsammlern, von Pilgern oder Händlern, die auch heute noch mit Karawanen von Yaks oder Schafen Salz, Wolle oder Gerste transportieren, von Alten oder von Kindern, stets vermitteln Vallis Fotos eine Nähe, eine Intimität und eine Vertrautheit, die den Betrachter tief in dieses beschwerliche, naturverbundene und dennoch ausgeglichene und heitere Leben dieser Menschen hineinführt. Es sind Fotos, die nur einer machen kann, der ganz zu denen gehört, die er fotografiert, der zum integralen Bestandteil dieser fremden, exotischen Welt geworden ist. Èric Valli zählt in dieser Eigenschaft und mit seinem fotografischen Können zweifellos zu den herausragenden Fotografen des Himalaya und er hat mit diesem Bildband ein Denkmal seiner Bildkunst aber auch der Menschen der Region gesetzt. In einem sehr persönlich gehaltenen Vorwort schildert Éric Valli seine emotionale Beziehung zu diesem Lebensraum und wie er dort sich selbst gefunden hat. Weitere knappe Texte, eingestreut in das Kaleidoskop der Bilder, stammen aus der Feder der Ethnologin Anne de Sales und widmen sich der Entstehungsgeschichte des Himalaya, vor allem aber den ethnischen Besonderheiten dieser Region, den Völkerwanderungen und den Eigenarten der vielfältigen nomadisierenden oder sesshaften Ethnien, die sich bekämpften, Allianzen eingingen oder auch miteinander verschmolzen, und die heute das kaum überschaubare Völkergemisch im Himalaya bilden. Dies alles ist weder neu noch aufregend. Die faszinierenden Menschenbilder von Éric Valli aber sind es und sie allein lohnen unbedingt die Anschaffung von Himalaya.

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