Alexandra David-Neel – die Frau, die das verbotene Tibet entdeckte

Autor/en: Barbara und Michael Foster
Verlag: Herder Verlag
Erschienen: Freiburg 1999
Seiten: 408
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
ISBN: 3-451-26871-X
Kommentar: Michael Buddeberg, November 1999

Besprechung:
Dies ist nicht die erste, wohl aber die am gründlichsten recherchierte Biographie über das Leben einer der erstaunlichsten Frauen dieses Jahrhunderts. Beinahe muß man sogar das vergangene Jahrhundert mit einbeziehen denn Alexandra David-Neel wurde schon 1868 geboren. Doch das, was diese ungewöhnliche Frau berühmt gemacht hat, ihre abenteuerlichen Reisen durch Indien, China und Tibet, ihr Einsiedlerleben in einer Meditationshöhle im Himalaya, ihr jahrelanger Aufenthalt unter tibetischen Mönchen im Kloster Kumbum und schließlich ihr abenteuerlicher, drei Jahre währender Weg nach Lhasa, das sie 1924 als erste Europäerin erreicht, geschah in diesem Jahrhundert und so mag es bei der Feststellung bleiben. Ihre Berichte erschienen ihren Zeitgenossen und auch manchen früheren Biographen so unwahrscheinlich, daß viele ihre Publikationen als blanke Phantasie abtaten. Bis heute wurde und wird bezweifelt, daß Alexandra David Neel tatsächlich in Tibet gereist ist und Lhasa erreicht hat, und viele steckten sie in dieselbe Schublade wie Karl May. Nun wurden mit der Verwertung geheimer Akten des British India Office die ersten unparteiischen Beweise für die Wahrheit ihrer Berichte geführt. Alexandra Davis-Neel bewegte sich damals in einer Region, in der die vielfältigen Interessen internationaler Politik gefährlich aufeinandertrafen. Ihre Wege und ihr Verhalten waren so ungewöhnlich, daß der Verdacht der Spionage nahe lag und so wurde sie über Jahre vom Secret Service beschattet. Die Aufzeichnungen in den Geheimarchiven des British India Office sind auch der Schlüssel zum Geheimnis ihrer merkwürdigen Reiseroute, die sie durch die damals kaum bekannten Grenzregionen zwischen China und Osttibet führte. Erinnerungen von Charles Bell und Hugh Richardsen runden das Bild der vielleicht erstaunlichsten Frau ihrer Zeit, die als erste den Weg für die Akzeptanz des tibetischen Buddhismus im Westen bereitete. Trotz kleiner Schwächen der Übersetzung eine lesenswerte Biographie.

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