Autor/en: Her Majesty the Queen of Bhutan Ashi Dorji Wangmo Wangchuk
Verlag: Serindia Publications
Erschienen: London 1999
Seiten: 128
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: £ 20
ISBN: 0-906026-49-0
Kommentar: Michael Buddeberg, Februar 1999
Besprechung:
Von Regenbögen und von Wolken, von Glück und Leid, vom wechselvollen Schicksal einer außergewöhnlichen Familie im buddhistischen Königreich Bhutan handelt dieses Buch. Es ist die Biographie des heute 74 Jahre alten Yab Ugyen Dorji, eines der direkten Nachkommen von Shabdrung Ngawang Namgyel (1594 – 1651), des Gründers von Bhutan, erzählt von seiner Tochter Ashi Dorji, Königin von Bhutan. Von privilegierter Geburt, eingebettet in Pracht und Luxus, umgeben von Bediensteten, verbrachte er seine frühe Kindheit in dem prächtigen mittelalterlichen Festungspalast von Sangchhoekor, dem Familienwohnsitz. Familiäre Beziehungen zu den Reinkarnationen des Shabdrung, die bis zur Errichtung der Dynastie der Wangchuk im Jahre 1907 das Land in ungebrochener Folge regiert hatten und als Götter, als Bodhisattvas, angesehen wurden, begründeten eine herausragende soziale, gesellschaftliche und religiöse Stellung der Familie. Doch das Schicksal wollte es anders. 1931 wurde Yab Ugyen Dorjis Onkel, der 26-jährige Shabdrung Jigme Dorji, die sechste Reinkarnation von Shabdrung, ermordet. Kurz darauf brannte Sangchhoekor nieder, es mehrten sich unglückliche Vorzeichen, die Familie fiel in Ungnade und mußte nach Tibet fliehen. Das gesamte Familienvermögen wurde konfisziert und es folgten Jahre wirtschaftlicher Not und Hoffnungslosigkeit im Exil in Sikkim und in Indien, ein Nomadenleben, eine stete Wanderung von Ort zu Ort. In dieser schwierigen Zeit bewährte sich ein ungemein starkes Familiengefühl, eine buddhistische Grundhaltung und ein unerschütterliches Vertrauen in die Tradition und in die Zukunft der Familie. Die behutsame Rückkehr nach Bhutan, die allmähliche Rehabilitierung der Familie, langsamer wirtschaftlicher Aufstieg, Freigabe des beschlagnahmten Familienvermögens und schließlich der Wiederaufbau von Sangchoekor sind Stationen des ungewöhnlichen Schicksals von Yab Ugyen Dorji. Seine Biographie ist zugleich ein spannender und inhaltsreicher Bericht aus einem kaum bekannten Land. Wir erleben die letzte Phase des traditionellen Bhutan und sind Zeugen der Veränderung des Landes in einen modernen Staat unter Beibehaltung alter kultureller und religiöser Werte. Wir erfahren vom Lieblingssport der Bhutaner, dem Bogenschießen, von der Webkunst, von den bäuerlichen Grundlagen der Gesellschaft, von Hirten, Mönchen und Adeligen. Wir erfahren aber auch von der ständigen Präsenz spiritueller Meditation, von übernatürlichen Erscheinungen, von Riten und Gebräuchen, von gelebtem Buddhismus. Und wir nehmen Teil an einer privaten Lebensgeschichte, die mit der Geschichte dieses buddhistischen Königreiches im Himalaya eng verwoben ist. Wir lesen eine Liebesgeschichte, die irgendwann in der Vierzigern beginnt als Yab Ugyen Dorji seiner Thuiji, seiner späteren Frau, das erste Mal begegnet. Es ist wohl das lebendigste Kapitel dieses Buches, die Schilderung der Liebe zu Thuiji, die Beschreibung ihres Elternhauses, der bäuerlichen Arbeit, ihres Schmuckes, ihrer alltäglichen und festlichen Tracht, des ganz alltäglichen Lebens in Bhutan. Yab Ugyen Dorji und Thuiji haben neun Kinder und vier seiner Töchter wurden in einer geheimen Zeremonie schon 1979 seiner Majestät dem König von Bhutan, Jigme Singye Wangchuk, dem vierten König der Wangchuk-Dynastie, angetraut. Die offizielle Staatstrauung SM des Königs mit den vier Töchtern von Yab Ugyen Dorji fand im Oktober 1988 statt. Diese Hochzeit, an der acht inzwischen geborene königliche Kinder teilnahmen, war ein Höhepunkt im Leben von Yab Ugyen Dorji. Aufgeschrieben wurde die Biographie von Ihrer Majestät Ashi Dorji Wangmo Wangchuk, der ältesten der Königinnen von Bhutan und ihr Interesse an der Geschichte Bhutans, an den Legenden und Mythen dieses Landes und seiner reichen Volkskunst findet ebenfalls Eingang in dieses außergewöhnliche Buch, das reich mit bisher unveröffentlichten Fotos, unter anderem aus den Familienalben der königlichen Familie versehen ist.
