The Thakali – A Himalayan Ethnographhy

Autor/en: Michael Vinding
Verlag: Serindia Publications
Erschienen: London 1998
Seiten: 470
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: £ 25
ISBN: 0-906026-50-4
Kommentar: Michael Buddeberg, Juli 1999

Besprechung:
Wer von Kathmandu kommend den kleinen Flugplatz Jomson im Westen Nepals anfliegt wendet sich von dort wohl regelmäßig nach Norden und besucht das Königreich Lo mit seiner alten Haupt­stadt Mustang. Kaum jemand weiß, daß südlich von Jomson, dem Lauf des Kali Gandaki folgend, eines der interessantesten Täler des Himalaya zu besuchen ist. Zwischen den gewaltigen Massiven des Annapurna (8091 Meter) und des Dhaulagiri (8167 Meter) und mit einer Talsohle zwischen 2750 und 1900 ist das Thak Khola Tal eines der tiefsten Täler der Welt. Und in diesem Thak Khola Tal lebt in einem guten Dutzend Dörfern das kleine Volk der Thakali, dem dieses Buch gewidmet ist. Die politische Abgeschlossenheit Nepals bis 1951 und die Unzugänglichkeit der Region bewirkten, daß bis vor einigen Jahrzehnten die Thakali gänzlich unbekannt blieben. Giuseppe Tucci und Toni Hagen gehörten zu den Ersten, die von den Thakali berichteten. Und der Autor, Michael Vinding, ist der erste, der Herkunft, Geschichte, Kultur und Gesellschaft dieses Volkes genauer erforscht hat. Vin­ding hat seit 1972 wiederholt und oft für längere Zeit bei den Thakail gelebt und sein Buch ist ein lebendiger Bericht aus der Praxis der Feldforschung wie er vollständiger und interessanter nicht sein kann. Spannend beschreibt Vinding seine Schwierigkeiten, in dieser archaischen Gesellschaft Fuß zu fassen, die Sprache zu lernen und Vertrauen, später auch Freunde zu gewinnen. Sein Bericht über das Leben der Thakali, ihre Gebräuche und Feste, ihre Mythen und Überzeugungen ist authentisch von der ersten bis zur letzten Seite. Und wir erfahren Details sowohl über den Lebens­raum der Thakali, Fauna und Flora des Thak Khola Tales, wie über ihre Herkunft und Geschichte. Die Thakali sind wohl mongolisch-zentralasiatischen Ursprungs und sprechen eine tibeto-burmesische Sprache. Spätestens seit der zweiten buddhistischen Bekehrung Tibets, etwa um die Zeit der ersten Jahrtausendwende gelangten die Thakali unter starken tibetischen Einfluß, der Kultur und Religion dieses kleinen Volkes von ca. 15000 Seelen prägte. Die Nähe zu Tibet blieb über die Jahr­hunderte bestimmend, war doch das Tal des Kali Gandaki eine der Haupt-Handelsrouten zwischen Tibet und Nepal. Die Zugehörigkeit zu Nepal seit 1786, der Rückgang des Salz- und Wollhandels seit der chinesischen Besetzung Tibets und das Näherrücken der modernen Welt durch Verkehr und Tourismus sind die Faktoren, die die Gegenwart und die Zukunft der Thakali bestimmen. Das Buch schließt mit einer Untersuchung der heutigen Identität der Thakali und ihrer Zukunft in der multi­ethnischen Gesellschaft Nepals. Ein wichtiger und lesenswerter Beitrag zur Ethnographie der Himalayaregion.

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