The Arts of India, Southeast Asia and the Himalayas at the Dallas Museum of Art

Autor/en: Anne R. Bromberg
Verlag: Dallas Museum of Art und Yale University Press
Erschienen: Dallas, New Haven und London, 2013
Seiten: 264
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: USD 65,00
ISBN: 978-0-300-14988-3
Kommentar: Michael Buddeberg, Mai 2013

Besprechung:
Superreiche Ölmagnaten, die mit Cowboyhut am Pool ihrer Ranch umgeben von schönen Frauen kühle Drinks konsumieren – dieses Bild ist untrennbar mit Dallas/Texas verbunden. Geprägt hat dieses Bild eine der erfolgreichsten Fernseh-Seifenopern, die in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts in hunderten von Folgen Millionen vor die Fernsehapparate lockte. Dass Dallas auch der Ort ist, an dem sich in diesem Jahr das Attentat auf den amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy zum 50sten Male jährt, ist inzwischen nur noch der älteren Generation bewusst. Tatsächlich ist Dallas in Texas, einst das Zentrum der amerikanischen Ölindustrie, heute eine moderne Millionenstadt und eine Hochburg der Computer- und Telekommunikationsindustrie. Dies und die Lage im heißen und trockenen Süden der USA hat ihr auch den aktuellen Beinamen „Silicon Prairie“ eingebracht. Dallas hat darüber hinaus eine vielfältige und anspruchsvolle Kunst- und Theaterszene, und das Dallas Museum of Art präsentiert Sammlungen, die von der Kunst der Antike, Afrikas und des alten Amerika bis zur zeitgenössischen deutschen Malerei mit Werken unter anderem von Anselm Kiefer, Sigmar Polke und Gerhard Richter reichen. Erst in jüngerer Zeit hat das Museum eine vorhandene, kleine Sammlung indischer Tempelskulpturen auf fast 500 asiatische Arbeiten ausgeweitet, darunter frühe buddhistische und hinduistische Skulpturen aus Indien, Bronzearbeiten, Thangkas und buddhistische Ritualobjekte aus den Ländern des Himalaya, Kunst aus Südostasien sowie Schmuck, Miniaturen und Kunsthandwerk aus dem Indien der Moguldynastien und der Maharajas. Dieser dank der hohen Qualität der Objekte bedeutenden und repräsentativen Sammlung ist ein schöner Katalog gewidmet, der nicht nur Kennern, Liebhabern und Sammlern der Kunst dieser Regionen empfohlen werden kann, sondern der auch besonders gut für solche Leser geeignet ist, die sich einen ersten Überblick über die Kunst und Kunstgeschichte dieser Länder verschaffen wollen. Vier Kapitel über die indische Kunst bis zum Jahre 1500, die Kunst des Mogul-Reiches, die Kunst der Himalaya-Länder und die Kunst Südostasiens geben einen knappen, lesenswerten und mit Illustrationen und Hinweisen auf Objekte der Sammlung versehenen Einblick über die jeweilige kunsthistorische und stilistische Entwicklung und über lokale Besonderheiten. Jedem Kapitel ist eine übersichtliche Karte und eine vergleichende Zeittafel mit Daten aus der Geschichte, der Religion und der Kunst beigefügt. Die knapp 150 im Katalog vorgestellten, sorgfältig beschriebenen und in Farbe oft seitengroß abgebildeten Objekte reichen von Terrakotta-Figurinen früher indischer Kulturen, einem Buddha Maitreya aus Gandhara, Architekturfragmenten von Mogul-Palästen des 18. Jahrhunderts, einer überreich mit Türkisen geschmückten Grünen Tara aus Tibet bis zu einem Ganesha (14.Jh.) aus dem für Java typischen vulkanischen Andesit. Da hier natürlich nicht alle der hochrangigen Objekte genannt werden können, sollen vier Highlights aus den vier Kapiteln die Qualität der schönen Sammlung dokumentieren: Da ist zunächst ein tanzender Shiva Nataraja aus der Chola-Dynastie, der ohne weiteres in einem Atemzug mit den berühmten Beispielen aus dem Rijksmuseum, dem Nationalmuseum in Delhi und dem Exemplar aus der Sammlung von der Heydt im Museum Rietberg genannt werden kann. Aus Gujarat, dem Land der Maharajas stammt ein über zwei Meter hoher silberner und mit reichem Figurenschmuck versehener Schrein als Beleg dafür, dass die Liebe der Mogul-Dynastie für Pracht und Luxus in der religiösen Kunst der Jain und Hindus ihre Fortsetzung fand. Aus Tibet sehen wir eine im 8. oder 9. Jahrhunderts entstandene vergoldete Bronzefigur eines stehenden Padmapani, die in Ausdruck und Körperhaltung den hohen Grad der Erleuchtung und die allen Wesen durch sie zuteil werdende Hilfe repräsentiert. Für Südostasien schließlich soll die Bronze eines vierarmigen Lokeshvara aus der Bayon-Zeit der Khmer-Kultur stehen, die nicht nur durch die hoheitsvolle Ausstrahlung, sondern vor allem durch das Wechselspiel von Vergoldung und Patina ihre hohe ästhetische Qualität bezieht. Zu verdanken ist diese bemerkenswerte Sammlung asiatischer Kunst der rührigen Kuratorin Anne Bromberg und vor allem der Generosität des Kunsthistorikers, Sammlers, Museumskurators und Mäzens David Owsley. David Owsley, nach dem auch das Museum of Art in Muncie in dem US-Staat Indiana benannt ist, ist ein Nachkomme der amerikanischen Industriellen-Dynastie Ball, die 1880 die Ball Brothers Glas Manufacturing Company gegründet hat, aus der der heutige Weltmarktführer für Blechdosen, die Ball Corporation, hervorgegangen ist. Der schöne Katalog der Sammlung asiatischer Kunst im Dallas Museum of Art ist damit auch ein Denkmal, für das bis heute lebendige amerikanische Mäzenatentum, dem fast alle Museen der USA ihre reichen Bestände zu verdanken haben. Womit sich erweist, dass auch aus profaner Konsumgüterherstellung, hier ein Originalton der Ball Corporation: „Ball provides metal packaging solutions for everything from beer and energy drinks to paint and insecticide to asparagus and sauerkraut“ hohe Kunst entstehen kann.

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