James Tod`s Rajasthan – The Historian and his Collection

Autor/en: Giles Tillotson
Verlag: Marg Publications
Erschienen: Mumbai 2007
Seiten: 136
Ausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
Preis: US-$ 66.–
ISBN: 978-81-85026-80-0
Kommentar: Michael Buddeberg, Februar 2008

Besprechung:
Rajasthan im Nordwesten des Subkontinents gehört heute zu den touristischen Höhepunkten Indiens. Wer dort je gewesen wird die Eindrücke nie vergessen: die Pracht der Paläste mit ihrer einzigartigen Marmor-, Glas- und Blumenornamentik, Märkte mit Gerüchen von tausend Gewürzen und von Sandelholz, die sinnlich skulpturale Kraft und den warmen Sandstein der Tempelbauten, die Geschichten von Maharadschas, Göttern und uralten Kulten und die stolzen Frauen in leuchtenden Saris. Rajasthan, das „Land der Könige“ ist ein Land wie aus Tausend und einer Nacht, voller Schönheit, Zauber, Exotik und Wunder. Das war es auch schon vor zweihundert Jahren, vielleicht mehr noch als heute, doch damals war Rajasthan außerhalb Indiens kaum bekannt. Noch regierte die Moguldynastie, und die Rajputen, die Könige Rajasthans, waren noch immer die Stützen und der Schmuck des kaiserlichen Throns. Die Zeit Indiens als britische Kronkolonie war noch fern und allein die East India Company bemühte sich mit wechselndem Erfolg um kaufmännischen Profit und politischen Einfluss – auch in Rajasthan. Leutnant Colonel James Tod (1782-1835) war in den ersten beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in den Diensten der East India Company und lange Jahre als deren politischer Agent in den westlichen Rajputen-Staaten. Das allein wäre nicht weiter bemerkenswert, aber, zurück in England, schrieb Tod eines der wichtigsten historischen Werke über Indien, die Annals and Antiquities of Rajasthan (1829/32). Und damit nicht genug übergab Tod der damals soeben gegründeten Royal Asian Society seine bedeutenden und umfangreichen Sammlungen. James Tod, der mit 16 Jahren als Kadett in die Ostindische Kompagnie eingetreten war und 1822, nach 22 Jahren Kolonialdienst, Indien für immer verließ, hat das Wissen um die Geschichte, Geographie, Mineralogie, Ökologie und Numismatik Indiens ungemein bereichert. Seine Annalen haben nicht nur Historiker beschäftigt, die britische Regierung Indiens beeinflusst, sondern auch die Literatur befruchtet – Rudyard Kipling ist hier zu erwähnen – und sogar einen frühen Indien-Tourismus angeregt. Doch seine Sammlungen blieben der Öffentlichkeit bislang nahezu unbekannt und so ist es äußerst verdienstvoll, dass in der von Pradapaditya Pal herausgegebenen Schriftenreihe von Marg Publications Tods Werk im gewohnt repräsentativen Umfang umfassend gewürdigt wird. 11 Essays befassen sich mit Tods Annalen und ihrer unter Historikern nicht immer unkritisch gewürdigten political correctness, vor allem aber mit Tods Sammlungen. Herz dieser Sammlungen sind die Manuskripte, 171 an der Zahl, in Sanskrit, Prakrit, Hindi, Gujarati und weiteren lokalen Sprachen und sie decken vor allem die Themen Genealogie, Religion, Grammatik, Erzählungen und Ikonographie ab. Es ist, und so hat es auch James Tod verstanden, eine Sammlung wichtiger Quellen, und so sind nicht Seltenheit, Schönheit und Ausstattung dieser Manuskripte die Kriterien, sondern ausschließlich deren Inhalt. Gleiches gilt für die Sammlung von Malerei und Miniaturen aus Rajasthan. Tods Sammlung ist nicht die Kollektion eines Kunstliebhabers, sondern die eines Historikers, der sein Werk zu illustrieren wünscht. Wir finden Portraits, Genre-Szenen, Darstellungen aus Geschichte, Mythologie und Genealogie, allesamt Werke, wie sie damals außerhalb von Rajasthan unbekannt waren und die daher heute von großer Seltenheit und dokumentarischen Wert sind. Eine Besonderheit, Gegenstand eines eigenen Essays und zeittypisch sind Fürstenportraits hoch zu Ross. Dabei wird dem Pferd und seinem Ornat mindestens die gleiche Sorgfalt zuteil wie dem Reiter, Beleg für den Statuswert des Reittieres. Neben einer Sammlung antiker indischer Münzen, die, wie man liest, in all den Jahren erstaunlicherweise erheblich geschrumpft ist, ist die Kollektion topographischer und architektonischer Zeichnungen wohl der Höhepunkt der Todschen Sammlungen. James Tod musste als politischer Agent der East India Company viel reisen und wir können nur vermuten, dass er aufgrund seiner historischen und topographischen Neugier trotz der Beschwerlichkeit des Reisens in jener Zeit auch gerne unterwegs war. Zu seinem Tross gehörten sein Neffe Patrick Waugh und der indische Zeichner Ghasi. Die noch ganz von der Romantik geprägten Veduten des Autodidakten Waugh stehen in einem reizvollen Gegensatz zu den exakten und professionellen Architekturzeichnungen von Ghasi. Beide vermitteln ein anschauliches Bild der Landschaften, Bauten und architektonischen Details aus dem Rajasthan des frühen 19. Jahrhunderts. James Tod war das Ideal eines britischen Kolonialbeamten und so erstaunt es nicht, zu erfahren, dass noch heute eine Stadt nach ihm benannt ist, Todghar, am Highway zwischen Ajmer und Udaipur, und dass in seinem Namen vom Maharadscha von Mewar jährlich ein Preis für die Völkerverständigung verliehen wird. (Bestellung über E-Mail: margpub@tata.com)

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