The Temple of Devi-Kothi – Wall Paintings and Wooden Reliefs in an Himalayan Shrine

Autor/en: Eberhard Fischer, Vishwa Chander Ohri, Vijay Sharma
Verlag: Artibus Asiae Publishers
Erschienen: Zürich 2003
Seiten: 192
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: EURO 69.–
ISBN: 3-907077-07-5
Kommentar: Michael Buddeberg, Januar 2004

Besprechung:
Kaum jemand kennt den Tempel von Devi-Kothi. Es liegt zwar schon 100 Jahre zurück, dass der holländische Indologe J. Ph. Vogel als erster Europäer dieses Juwel im westlichen Himalaja entdeckte und 1909 in einer Veröffentlichung dokumentierte. Doch dann geriet dieses bemerkenswerte Beispiel hinduistischer Holzarchitektur im Himalay nahezu vollkommen in Vergessenheit. Zu abgelegen und fern aller Handels- und Touristenrouten liegt der kleine Ort Devi-Kothi in 2348 Meter Höhe am steilen Hang eines abgelegenen Tales im Distrikt Chamba der Provinz Himachal-Pradesh. Bis heute ist er nur zu Fuß zu erreichen. Wer jedoch diese Mühen auf sich nimmt, wird reichlich entschädigt, nicht nur durch die Architektur und Ausstattung des kleinen Tempels, sondern auch durch die zauberhafte Lage dieses Ortes, durch den Liebreiz und die Großartigkeit der umgebenden Berglandschaft. So nimmt es auch nicht Wunder, daß Devi-Kothi seit jeher als ein heiliger Platz angesehen und verehrt wird. Dort gefundene Steinskulpturen aus dem 10. bis 14. Jahrhundert, heute im Bhuri Singh Museum in Chamba, sind hierfür Beleg. Das war dann wohl auch der Grund, warum – wie sich aus einer Inschrift am Tempel ergibt – Raja Uhmed Singh, damaliger Herrscher über das Königreich Chamba, im Jahre 1754 diesen hölzernen Schrein weit entfernt von seiner Hauptstadt errichten ließ. Ein Vierteljahrtausend später soll nun die vorliegende Monographie, eine vollständige Dokumentation der Architektur und der Dekoration in Wort und Bild, diesem vergessenen Kleinod im Himalaja diejenige Aufmerksamkeit verschaffen, die es verdient. Die Ausstattung des kleinen Tempels mit hölzernen Reliefs und mit Wandmalereien, im 18. Jahrhundert von lokalen Handwerkern in ungewöhnlich hoher Qualität für ihren königlichen Auftraggeber geschaffen, ist einzigartig in den Provinzen Himachal Pradesh und Jammu. Die bemerkenswerten Holzreliefs an der vorderen Wand des kleinen, wenig mehr als 3 Meter im Quadrat messenden Schreins werden deutlich übertroffen von den geschnitzten Deckenpaneelen der um das Heiligtum herumführenden Galerie. Jedes dieser quadratischen Elemente enthält ein kleines, von einem Stern umgebenes Motiv in der Mitte und 4 rechteckige Kartuschen mit figürlichen Darstellungen. Jedes einzelne dieser Paneele, jedes einzelne Motiv ist eine ästhetische Überraschung und Freude. Die Vielfalt an Darstellungen – kein Motiv wiederholt sich – die ungewöhnlichen Details, nie zuvor gesehene Kompositionen und die hohe Qualität in der Ausführung machen diese Schnitzwerke zu einem einzigartigen Beispiel einer hochstehenden lokalen Kunsttradition aus dem 18. Jahrhundert. Die vollständige Wiedergabe aller einzelnen Darstellungen lassen einen bunten Reigen entstehen von Göttern und Dakinis, von Krishna und Garuda, von Yogis und Sadhus, von Hirten und Jägern, von Engeln, Dämonen und Nagas und von der ganzen Tierwelt des Himalaja bis hin zu anmutigen Mädchenfiguren und Tänzerinnen. In ihrer künstlerischen Qualität stehen die Wandmalereien an den seitlichen und an der hinteren Außenwand des Schreins den Reliefs in nichts nach. Die drei Wände sind über und über mit narrativer Malerei bedeckt, mit einer wohl ausgewogenen Komposition einzelner ineinander übergehender Szenen, Episoden aus den früheren Leben von Krishna, vor allem aber die Heldentaten der Göttin Devi, wie sie, auf einem Tiger reitend, anmutig ihre Feinde und Dutzende grimmiger Dämonen besiegt und wie ihr schließlich von den Göttern Brahma, Vishnu, Shiva, Indra und Narada Huldigung zuteil wird. Homogenität und Qualität von Schnitz- und Malarbeit lassen die gleiche künstlerische Hand vermuten und in der Tat weisen Inschriften zwei Handwerker mit den Namen Gurdev und Jhanda als die Schreiner und Maler des Devi-Kothi Tempels aus. Die Autoren haben ihr Buch Gurdev and Jhanda gewidmet. Ihr erstes Anliegen, dieses Juwel im Himalaja bekannt zu machen ist mit diesem schönen Buch sicher gelungen. Das weitere, nicht weniger wichtige Anliegen der Autoren, mit dieser Publikation die Regierung von Himachal Pradesh von der Notwendigkeit konservatorischer Maßnahmen zu überzeugen, wird hoffentlich ebenfalls gelingen.

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