After the Great Mughals – Painting in Delhi and the Regional Courts in the 18th and 19th Centuries

Autor/en: Barbara Schmitz
Verlag: Marg Publications
Erschienen: Mumbai 2002
Seiten: 176
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: US-$ 66
ISBN: 81-85026-56-4
Kommentar: Michael Buddeberg, Juli 2002

Besprechung:
In der von Pratapaditya Pal, dem wohl bekanntesten indischen Kunsthistoriker, bei Marg Publica­tions herausgegebenen Schriftenreihe zu vielfältigen Themen asiatischer Kunst ist ein hochin­teressanter Band zu einem bisher kaum behandelten Themenkreis erschienen. Während die Miniatur­malerei unter den großen Mogul-Kaisern Akbar, Jahangir, Schah Jahan und Aurangzeb eingehend erforscht und vielfach publiziert ist, genießt die Fortsetzung dieser Tradition im 18. und 19. Jahrhundert eine eher dürftige Aufmerksamkeit. Verständlich vielleicht, aber, wie sich zeigt, zu Unrecht. Sicherlich repräsentiert die Miniaturmalerei am Hofe der großen Kaiser und unter deren Protektion und Sammelleidenschaft einen künstlerischen Höhepunkt, der kaum je nocheinmal erreicht und niemals und nirgendwo übertroffen worden ist. Dennoch ist die indische Malerei unter der Regierung von Bahadur Schah I von 1707 bis zum Untergang des Mogulreiches unter Bahadur Schah Zafar im Jahre 1858 durch die Verarbeitung und Integration vielfältiger Einflüsse, durch die Herausbildung unterschiedlicher Malschulen und nicht zuletzt durch einige herausragende Künstler­persönlichkeiten bemerkenswert. Die Zeit und deren Malerei ist geprägt durch das Nachlassen der Zentralgewalt am Kaiserhof in Delhi, zunehmenden kriegerischen Auseinandersetzungen mit persischen und afghanischen Armeen und einem Erstarken der Fürstenhöfe, vor allem im östlichen Indien. Künstler der höfischen Werkstätten in Delhi verließen die mehr und mehr unsicher werdende Stadt zugunsten der Sicherheit neuer Kapitalen wie Lucknow oder Faizabad in Avadh oder Murshidabad in Bengalen. Es enstanden lokale Maltraditionen mit ausgesprochen individuellen Eigen­heiten. Über den zunehmenden Einfluß der Ostindischen Kompagnie und europäische Auftraggeber indischer Künstler fanden nicht nur europäische Sujets, sondern auch Prinzipien europäischer Land­schaftsdarstellung Eingang in die indische Miniaturmalerei. Der Sammelband vereint neun Beiträge von indischen und westlichen Autoren, die verschiedene Aspekte aus der Zeit von 1707 bis 1858 behandeln. Bedeutende Künstler wie Chitarman, der malende Chronist von Muhammad Schah (1719-1748), oder Imam Bakhsh aus Lahore (um 1825-1840) werden vorgestellt, ebenso wie die relevanten Bestände indischer wie westlicher Museen oder erhaltene Sammlungen von Reprä­sentanten der Ostinischen Kompagnie im sogenannten “ Company Style“. Ein abschließender Beitrag ist schließlich der interessanten Frage gewidmet, ob bestimmte Blätter, die den Stil der kaiserlichen Epoche imitieren oder kopieren aus unserer heutigen Sicht als Fälschung oder nur als „spätmogulisch“ zu bezeichnen sind. Die Parallele, die vor etwa einhundert Jahren zahllose Kopien europäischer Meisterwerke in amerikanische Sammlungen gelangen ließ, ist verblüffend. Ein interessantes und wichtiges Buch.

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