Orissa Revisted

Autor/en: Pratapaditya Pal
Verlag: Marg Publications
Erschienen: Mumbai 2001
Seiten: 180
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: 66.– US-$
ISBN: 81-85026-51-5
Kommentar: Michael Buddeberg

Besprechung:
Die eigenständige Kunst und Kultur des am Golf von Bengalen im Nordosten des Subkontinents gelegenen indischen Bundestaates Orissa, sind außerhalb Indiens wenig bekannt. Zu Unrecht, muß man feststellen, wenn man den von P.Pal sorgfältig editierten Band mit 11 Beiträgen vorwiegend indischer Autoren durchgeblättert, gelesen und studiert hat. Tatsächlich gehören die künstlerischen Traditionen Orissas zu den ältesten und reichsten des Subkontinents und sie sind heute noch lebendig, wie ein Essay über die zeitgenössische moderne Malerei in Orissa zeigt. Die Wurzeln dieser künstlerischen Tradition reichen bis in die archäologisch noch wenig erschlossene Frühgeschichte zurück, vor allem aber in die Zeit, als der Buddhismus das Land prägte, und das war immerhin mehr als ein Jahrtausend. Buddha selbst war der Legende nach nie dort gewesen, doch gelangte seine Lehre mit der Bekehrung des Maurya-Herrschers Atosha (269 – 232 v.Chr.) in der mythischen Schlacht von Kalinga sehr früh nach Orissa. Ausgrabungen der letzten Jahrzehnte haben dieses buddhistische Erbe Orissas erschlossen. Die Statuen von Ratnasambhava in Udayagiri oder von Vajradharma in Ratnagiri gehören zu den schönsten frühen buddhitischen Bildwerken Indiens. Der Schönheit dieser Kunstwerke stehen die berühmten hinduistischen Tempel in Bhubaneshwar, der Hauptstadt von Orissa, und von Jagannath keineswegs nach. Ihr überreicher Skulpturenschmuck zeigt die ganze Bandbreite hinduistischer Bildhauerkunst und leitet über zu einer gebietstypischen Kunstform, der ebenfalls ein Beitrag gewidmet ist: Odissi, ursprünglich Tempeltanz, Teil des hinduistischen Gottesdienstes, ist längst zu einer eigenständigen künstlerischen Ausdrucksweise geworden und ist heute ein wichtiger Bestandteil der internationalen Tanzszene. Geschichte und Technik des klassischen Odissi werden beschrieben, und durch die Gegenüberstellung von lebendigen Tanzszenen und gleichsam in der Tanzbewegung erstarrten Skulpturen gewinnen diese Leben und neue Bedeutung. Die Zusammenhänge von Tempeltanz und hinduistischer Skulptur werden dadurch deutlich. Der Band klingt aus mit Beiträgen über Kunst, Kultur und Gebräuche eingeborener Stämme, die immerhin über 20% der Bevölkerung ausmachen. Animistische Götterbilder, gestickte Textilien, ethnischer Schmuck und uralte Tanzrituale dieser urspünglichen Menschen sind wichtige Bestandteile der künstlerischen und kulturellen Tradition von Orissa. (- mb -)

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