L’Inde des Princes – La donation Jean et Krishná Riboud

Autor/en: Amina Okada
Verlag: Reúnion des Musées Nationaux
Erschienen: Paris 2001
Seiten: 168
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: FFR 240.–
ISBN: 2-7118-4107-3, (Texte in französisch und englisch)
Kommentar: Michael Buddeberg, Juni 2001

Besprechung:
In dem sukzessive wiedereröffneten und völlig umstrukturierten musée national des arts asiatiques, dem berühmten Musée Guimet in Paris, ist die Galerie Jean et Krishna Riboud zweifellos ein Höhepunkt. Die bisher in diesem Museum unterrepräsentierte dekorative Kunst Indiens aus der Zeit vom 16. bis zum 19. Jahrhundert kann nun dank einer großherzigen Stiftung in exquisiten Beispielen dargestellt werden. In kaum einer anderen Region der Welt erreichte die Handwerkskunst in jener Zeit solche Höhepunkte wie auf dem indischen Subkontinent. Zu verdanken war dies dem märchenhaften Reichtum der Mogul-Kaiser und der Fürsten und Könige von Rajasthan und Deccan. Dieser Reichtum, ein Überfluß an kostbaren Rohstoffen, an edlen Steinen vor allem, und ein über Jahrhunderte nicht versiegender Bedarf der Höfe nach ständig neuen Luxusgütern ließen die besten Kunsthandwerker der Welt, aus Persien, aus der Türkei und sogar aus dem fernen Europa nach Indien strömen. Diese fremden Einflüsse sind zwar unverkennbar, doch in Verbindung mit indischen Traditionen und kunsthandwerklichen Fertigkeiten entstanden einzigartige und unverwechselbare Kunstwerke. Die Vorliebe für Blumen und florale Motive im naturalistischen Stil, beeinflußt durch botanische Werke aus dem Abendland oder kostbare Juwelen nach europäischen Renaissance-Vorbildern in der typischen indischen Kundan-Technik sind hierfür Beispiel. Der parallel zur Eröffnung der Galerie erschienene Band zeigt ein gutes Schock herausragender Objekte aus Elfenbein, Metall, Jade, Glas, Gold und – in verschwenderischer Fülle – Rubine, Smaragde und Brillianten. Ein Schwertgriff aus emailliertem Stahl, inkrustiert mit Gold und Edelsteinen in Form von Elefant und Tiger, ein Wassergefäß aus Deccan in Bidri-Technik mit einem Vierpunkt-Cintamani-Muster im Wechsel mit Wolkenbändern oder Tigerstreifen oder die kleine Opiumdose aus Bergkristall mit eingelegtem Rankenwerk aus Gold und Rubinen mögen hier neben kostbarsten Pulverhörnern, Teppichgewichten, Wasserpfeifen und keramischen Fliesen für Vielfalt und Rang der Sammlung erwähnt werden. Einen deutlichen Schwerpunkt der im Februar 2000 von Krishna Riboud dem Museum übereigneten Objekte bildet Schmuck aus dem 17. bis zum 19. Jahrhundert, Anhänger, Armbänder und Colliers, meist Geschenke von Jean Riboud an seine Frau. Krishna Riboud hat die Eröffnung der Galerie und das Erscheinen des Buches nicht mehr erlebt. Sie starb am 27. Juni 2000 im Alter von 72 Jahren. So ist das Buch auch eine Hommage an eine große Sammlerin und Mäzenin, eine Hommage an ihren Geschmack, ihren Sammlerinstinkt und ihren untrüglichen Sinn für Qualität. Krishna Riboud, geboren in die berühmte Familie Tagore in Bengalen, ist vor allem als Sammlerin von Textilien und als Gründerin der A.E.D.T.A. (Association pour l Étude et la Documentation des Textiles d`Asie) bekannt geworden. Die Publikationen der A.E.D.T.A., deren hohe drucktechnische und gestalterische Qualität – hier sind vor allem die vier erschienenen foliogroßen Mappenwerke zu erwähnen – und ihr wissenschaftlicher Anspruch, haben in der Textilliteratur Maßstäbe gesetzt. Krishna Riboud war Herz und Seele der A.E.D.T.A. So war es schmerzlich aber konsequent, daß im April dieses Jahres Krishna Ribouds Tochter, Pénélope Riboud-Duran, die Auflösung dieses eizigartigen, privaten Forschungszentrums bekannt gab. Die Sammlung von 4.500 Textilien aus Japan, Indonesien, China und vor allem aus Indien wurde geschlossen dem Musée Guimet übergeben. So bleibt zu hoffen, daß dem schönen Buch über das „Indien der Fürsten“ weitere Bände über Textilien folgen. In der Galerie Jean et Krishna Riboud im Pariser Musée Guimet ist ein Vorgeschmack darauf bereits zu sehen. (- mb -)

Print Friendly, PDF & Email