Jewels of the Nizams

Autor/en: Usha R Bala Krishnan
Verlag: Government of India – India Book House, Vertrieb durch Antique Collectors Club, GB-Woodbridge
Erschienen: New Delhi und Mumbai 2001
Seiten: 240
Ausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
Preis: 50,– engl. Pfund
ISBN: 81-7508-306-9
Kommentar: Michael Buddeberg, Januar 2004

Besprechung:
Im August 1947 erwarb Indien die Unabhängigkeit. Nicht ganz allerdings, denn Staat und Fürstentum Hayderabad blieben zunächst bestehen und wurden erst nach einer militärischen Aktion im September 1948 in die Indische Union eingegliedert. Dieses Datum steht auch für das Ende der Dynastie der Asaf Jah, die seit 1724 die Geschicke des Fürstentum Hayderabad bestimmt hatte. Mir Osman Ali Khan, der VII. Asaf Jah und Nizam von Hayderabad, behielt zwar zunächst einen halboffiziellen Status, doch mit der zunehmenden Demokratisierung Indiens, der Abschaffung staatlicher Apanagen, der Einführung von Vermögens- und Besitzsteuern und schließlich der Abschaffung aller Titel war das Schicksal der Nizams von Hayderabad endgültig besiegelt. Mit Osman Ali Khan wurde 1967 ein Mythos, eine Legende, zu Grabe getragen. 1911, als er nach dem Tode seines Vaters, des Mir Mahboob Ali Khan, die Herrschaft über das Fürstentum Hayderabad übernahm, galt er als reichster Mann der Welt. Es war ein Reichtum, der jede Vorstellung übertraf, der nie in Zahlen ausgedrückt worden ist, ein Reichtum, der seine Faszination nicht aus Bankkonten und Depots, auch nicht aus den Ländereien und Palästen herleitete, sondern aus dem unermesslichen Schatz an Gold und Edelsteinen, an Schmuck und Juwelen. So war es dann eine Sensation als 1972 bekannt wurde, dass die Erben der Nizams von Hayderabad ihre Juwelen dem Indischen Staat zum Kauf anboten. Es sollte 23 Jahre dauern bis der Vorhang hinter dem größten Juwelenhandel aller Zeiten schließlich fiel. Es waren 23 Jahre, die die Welt des Schmuckes und der Juwelen in Atem hielt. Die Verhandlungen mit dem Staat zogen sich hin, scheiterten, begannen von neuem. Spekulanten traten auf den Plan, Geschäftemacher und Patrioten, die großen Aktionshäuser bezogen Position ebenso wie Juwelenhändler und Sammler in der ganzen Welt. Schließlich hatten sich die Gerichte mit dem Verkauf und der Bewertung des Schatzes zu befassen. Das Ende des Deals ist ein echter Krimi: Nur Stunden vor Ablauf der gerichtlich gesetzten Frist, die den Erben den freien Verkauf auch an ausländische Interessenten ermöglicht hätte, erfolgte die Übergabe, Geld gegen Juwelen. Doch fast wäre alles noch gescheitert, weil der Finanzminister fällige Steuern einzubehalten hatte. Am Ende war der indische Staat etwa 500 Millionen Dollar ärmer, jedoch eine in ihrem historischen Wert unschätzbare und unwiederbringliche Sammlung war für die Öffentlichkeit gerettet. In einem Punkt allerdings sind sich die Experten einig: Die über 300 exquisiten Juwelen, Turbanschmuck, Halsketten, Armbänder, Ringe, Knöpfe, Uhrketten und anderes mehr, dazu ungefasste Smaragde und der berühmte Imperial-Diamant mit 184.5 Karat, sind nur ein winziger Bruchteil der einstigen Juwelen der Nizams. Doch schon dieser kleine Teil genügt für ein ganz außergewöhnliches Buch. Der vom indischen Staat herausgegebene, schön gestaltete Band stellt nicht nur die erworbenen Juwelen vor, erzählt nicht nur die Geschichte der Dynastie der Asaf Jah und ihrer Juwelen, sondern vermittelt mit dem vorzüglichen Text und alten Fotografien die herausragende Bedeutung, die Juwelen in der indischen Geschichte gespielt haben, am Hofe der Mogul-Kaiser, aber auch in den Fürstentümern der Maharadschas, Nizams und Nawabs. Die Juwelen der Nizam, die vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert datieren, zeigen, dass es in Indien auch außerhalb der Werkstätten der Mogul eine lebendige und hochstehende Schmucktradition gegeben hat, in Rajasthan, in Lucknow und natürlich in dem reichen Deccan, wo sich die historischen Diamantminen von Golconda befanden, aus denen bis zum 19. Jahrhundert die feinsten und größten Diamanten geborgen wurden. Die Smaragde des Schatzes stammen aus den berühmten Minen von Muzo in Columbien und die Rubine und Spinelle aus Burma, die Perlen aus Basra und Indien. Der Schmuck ist wahrhaft atemberaubend und nüchterne Zahlen geben nur unvollkommen wieder, was hier ausgebreitet wird: 25.000 Diamanten mit mehr als 12.000 Karat, 2000 Smaragde mit über 10.000 Karat, ungezählte Perlen mit geschätzten 40.000 chow, all das überreich und mit erlesenem Geschmack gefasst in Gold, oft rückseitig verziert mit feinster Emaillearbeit. Faszinierend wie ihr Schmuck ist die Geschichte vom Aufstieg, von der Macht und dem Reichtum und schließlich vom Untergang der Nizams. Details wie etwa der Garderobensaal im Palast des Mahboob Ali Khan, des sechsten Nizam, 40 Meter lang, zweistöckig, angeblich hat Mahboob Ali Khan kein Gewand, keinen Anzug zweimal getragen, entführen in eine fremde, märchenhafte, gar nicht so lang zurückliegende, doch endgültig untergegangene Welt. Die Geschichte der Nizams ist beispielhaft für die Geschichte vieler Fürstenfamilien in Indien, für die Probleme der Integration in eine neue Zeit, ein modernes Leben, in das sie nicht geboren und für das sie nicht erzogen worden sind, mit einem Beruf, für den eine moderne Demokratie keine Verwendung hat, mit Palästen und Dienerschaft, die Unsummen Geldes verschlingen. Sie lebten und überlebten vom Verkauf von Kunstwerken und Familienschätzen, vor allem von ihren Juwelen. So wurde Indien, bis zum 19. Jahrhundert die Juwelenschatzkammer der Welt, im 20.Jahrhundert zum Jagdrevier westlicher Juweliere. Cartier, Bulgari, Van Cleef & Arpel, allesamt einst Lieferanten der Maharadschas, wurden zu Aufkäufern dieser indischen Schätze, die auseinander genommen und umgearbeitet wurden für die Reichen der westlichen Welt. Es ist der Voraussicht und Klugheit des letzten Nizam zu danken, dass er Anfang der 50iger Jahre ein solches Ende voraussah und einen Teil der Juwelen in Familienstiftungen einbrachte, aus denen sie nun geschlossen als ein einzigartiger Schatz und eine Erinnerung an eine große Vergangenheit in den Besitz des indischen Volkes übergingen.

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