Islamic and Indian Manuscrips and Paintings in the Pierpont Morgan Library

Autor/en: Barbara Schmitz
Verlag: Vertrieb für Europa: Merrell Holberton Publishers, London
Erschienen: New York 1997
Seiten: 538
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: engl.Pfund 115.–
Kommentar: Michael Buddeberg

Besprechung:
John Pierpont Morgan machte als Bankier in der amerikanischen Gründerzeit ein immenses Vermögen durch die Finanzierung von Eisenbahnlinien, Stahlkonzernen und Elektrounternehmen. Einer amerikanischen Tradition folgend betätigte er sich als kenntnisreicher Kunstsammler und Mäzen und seiner Liebe zu schönen und seltenen Büchern ist die weltberühmte Pierpont Morgan Library in New York zu danken, bekannt vor allem durch die ausgesuchte Sammlung von Manuskripten aus Mittelalter und Renaissance. Sehr viel weniger bekannt, von der Wissenschaft bisher vernächlässigt und in großen Teilen noch niemals veröffentlicht ist der reiche Bestand orientalischer Buchmalerei und Kalligraphie, der nun erstmals in einem grandiosen wissenschaftlichen Katalog vorgestellt wurde. Die bloßen Zahlen, mehr als eintausend Miniaturen des 13. bis 19. Jahrhunderts und 200 Koranblätter vom 9. bis zum 11. Jahrhundert, sind eindrucksvoll genug, können aber den Reichtum und die Vielfalt dieser Sammlung nur ungenügend beschreiben. Der geographische Rahmen spannt sich vom Maghreb bis in das südliche Indien und der Bestand persischer, türkischer, arabischer und indischer Manuskripte aus ganz unterschiedlichen Zeiten ermöglicht ein intensives Studium orientalischer Kunst schlechthin, ihrer Entwicklung, ihrer Einflüsse und Beeinflussungen, ihrer Stilrichtungen und Techniken und nicht zuletzt der dargestellten geschichtlichen und mythischen Geschehen. Vor allem aber enthält die Sammlung einige der bedeutendsten persischen und osmanischen illuminierten Manuskripte, deren Entdekung und Studium in diesem Buch zum aufregenden Erlebnis wird. Da ist zunächst das von dem über Persien herrschenden Mongolenfürsten Ghazan Khan um 1300 in Auftrag gegebene Manuskript, in dem vor allem naturalistische und oft humorvolle Tierdarstellungen verschiedener Künstler die Entwicklung von mongolischer und seldschukische Malerei zum timuridischen Stil zeigen. Anläßlich einer Restauration Anfang dieses Jahrhunderts hinzugefügte Miniaturen und Übermalungen zeigen an diesem Manuskript, wie sich der Begriff „restaurieren“ in hundert Jahren gewandelt hat. Dieses früheste datierte Manuskript aus der mongolisch-persischen Periode, das einen neuen Naturalismus mit chinesischem Ursprung belegt, ist ein Werk besonderer Bedeutung in der Entwicklung islamischer Malerei. Weitere herausragende Manuskripte aus dem 16. Jahrhundert zeigen die Blüte safawidischer Buchkunst, zeigen Pracht und Reichtum ornamentaler und floraler Muster in Architektur und Kleidung und beim Schmuck von Palästen und Reittieren, zeigen schließlich Zeltdekorationen in Applikationstechnik, ein Dekorationsstil, den die Osmanen später übernommen haben. Überwältigend ist ein türkisches Manuskript aus dem Jahre 1582, vom osmanischen Sultan Murád III für seine Tochter Ayisha in Auftrag gegeben, ein Buch über Wunder und Dämonen, über Astrologie und Weissagung. Es enthält eine der schönsten osmanischen Buchillustrationen, eine Miniatur von Sultan Murád, kostbar gekleidet in einem luxuriös ausgestatteten Gemach, umgeben von wertvollen Möbeln, Wasserbecken und Kunstwerken, darunter eine europäische Uhr. Das Illustrationsprogramm dieses Manuskrips ist das vielfältigste, das man je in einem osmanischen Buch gefunden hat.

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