Masterpieces from the Department of Islamic Art in The Metropolitan Museum of Art

Autor/en: Maryam D. Ekhtiar, Priscilla P. Soucek, Sheila R. Canby, Navina Najat Haidar (Hrsg)
Verlag: MMA und Yale University Press
Erschienen: New York, New Haven and London 2011
Seiten: XVI 432
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: 45.– englische Pfund
ISBN: 978-0-300-17585-1
Kommentar: Michael Buddeberg, Januar 2012

Besprechung:
Die jüngere Geschichte der großen Sammlungen islamischer Kunst zeichnet sich dadurch aus, dass die Galerien für die Öffentlichkeit wegen Renovierung und Neugestaltung jahrelang geschlossen blieben. Gewissermaßen zum Trost oder als bleibende Erinnerung entstanden schöne Bücher. Den Anfang machte das Victoria & Albert Museum, das seine Islamic Middle East Gallery im November 2003 schloss und im Juli 2006 als Jameel Gallery of Islamic Art wiedereröffnete. Das dazu erschienene Buch von Rosemary Crill und Tim Stanley beschreibt die Entstehung der neuen Ausstellung von der Idee über den Entwurf bis zur handwerklichen Ausführung und der parallelen Konservierung und Vorbereitung der Objekte, ein ungewöhnlicher Ansatz, eine der bedeutendsten Sammlungen islamischer Kunst vorzustellen. Als dieses Buch erschien hatte soeben die David Collection in Kopenhagen ihre Pforten wegen Umbaus geschlossen. Hier gingen die schönsten und wichtigsten Objekte der Sammlung auf Reisen und diesem Umstand verdanken wir den schönen Katalog „Cosmophilia“ zu den Ausstellungen in Boston und Chicago von Sheila Blair und Jonathan Bloom. Am gründlichsten ging das Metropolitan Museum of Art in New York zu Werke, denn hier war die islamische Abteilung gar von 2003 bis 2011 geschlossen. Zur Wiedereröffnung am 1. November 2011 entschädigt, man kann auch sagen beglückt das Museum die Freunde islamischer Kunst nun mit der Publikation von fast 300 Meisterwerken aus seiner etwa 12.000 Werke umfassenden Sammlung. Wie man dem Vorwort entnehmen kann, nutzte das Museum die Zeit zu intensiver kunsthistorischer und wissenschaftlicher Forschung und so sind die Beiträge von mehr als 25 namhaften Autoren – einführende Essays und sorgfältige Objektbeschreibungen – auf dem neuesten Stand und vermitteln eine schier unglaubliche Fülle an Information. Die Objekte selbst, das Schönste und Beste aus einer der reichsten bestehenden Sammlungen islamischer Kunst, sind über jeden Zweifel erhaben und summieren sich zu einem Kompendium der Vielfalt und Schönheit islamischen Kunstschaffens das seinesgleichen sucht. Aus den sieben, nach chronologischen und geographischen Kriterien gebildeten Kapiteln – die auch der Abfolge der neu eröffneten Galerien im Museum entsprechen – sei hier als Anregung und als Auszug aus der opulenten Fülle je eines der Objekte erwähnt. Das erste Kapitel über die frühen Kaliphate (7. bis 10. Jahrhundert) beginnt mit einem monumentalen Pergamentblatt mit dekorativer Kufi-Schrift aus der vielleicht ältesten existierenden Koranhandschrift. Das Kapitel Spanien, Nordafrika und westliches Mittelmeer beeindruckt neben Elfenbein- und Holzarbeiten mit seltenen frühen Textilfragmenten. Für die Kunst des Islam östlich seiner Ursprungsländer bis zum 14. Jahrhundert mag eine mit dem typischen Schriftdekor versehene Schale aus Nishapur mit dem gewaltigen Durchmesser von 45cm stehen. Aegypten und Syrien (10. bis 16. Jahrhundert) sollen hier durch den vielleicht schönsten Mamluken-Teppich, den berühmten Simonetti Carpet mit fast 9 Metern Länge vertreten sein, während für den Iran und Zentralasien vom 15. bis zum 19. Jahrhundert eine mit Wasserfarben auf Seide gemalte Darstellung von vier Dämonen erwähnt sei – ganz ähnlich wie aus dem berühmten Album des Topkapi-Museums -, deren Herkunft und Alter bis heute im Dunkeln liegt. Für die Kunst am Hofe der Osmanen soll neben Textilien und hinreißender Iznik-Keramik wieder ein Teppich, diesmal der kleine Gebetsteppich mit Säulen aus der Sammlung Ballard aus dem späten 16. Jahrhundert hervorgehoben werden. Das letzte Kapitel schließlich über die Kunst Südasiens vom 14. bis zum 19. Jahrhundert, ist vor allem durch das Indien der Mogulzeit geprägt, hier beispielsweise durch 4 Blätter mit Miniaturen aus einem folio-großen Album für Shah Jahan aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Die einleitenden Essays befassen sich mit der Entwicklung der Sammlung islamischer Kunst seit der Gründung des Museums im Jahre 1870 und mit der Konzeption der neuen Präsentation, die sich auch einen neuen Namen gegeben hat und nun „Galleries for the Art of the Arab Lands, Turkey, Iran, Central Asia, and Later South Asia“ heißt. Ein Foto-Essay schließlich zeigt mit Aufnahmen von 1907 bis 2011 den Wandel der Ausstellungsarchitektur während eines Jahrhunderts. „Masterpieces of the Department of Islamic Art“ ist ein großartiges Kompendium der materiellen Kultur des Islam, das unabhängig vom Besuch der neuen Galerien in Metropolitan Museum of Art in keiner Bibliothek über islamische Kunst fehlen sollte. Für das Museum für islamische Kunst in Berlin, das nun in Kürze wegen Umbau und Umzug den eingangs erwähnten Reigen geschlossener Museen fortsetzt, sollte es ein Ansporn sein, die Gemeinde der Museumsbesucher für die Zeit der Schließung ebenfalls mit einem schönen Buch zu entschädigen.

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