Palace and Mosque / The Jameel Gallery of Islamic Art

Autor/en: Tim Stanley / Rosemary Crill, Tim Stanley (Hrsg)
Verlag: V&A Publications
Erschienen: London 2004 (Nachdruck 2006 / 2006
Seiten: 144 / 180
Ausgabe: broschiert / Leinen mit Schutzumschlag
Preis: 19.90 / 33.– engl. Pfund
ISBN: 1-85177-429-7 / 1-85177-485-8
Kommentar: Michael Buddeberg, November 2006

Besprechung:
Palace and Mosque – Islamic Art from the Middle East

The Making of the Jameel Gallery of Islamic Art at the Victoria and Albert Museum

Der Katalog mit über 120 herausragenden Objekten islamischer Kunst aus dem Victoria & Albert Museum ist schon für sich eine wichtige Publikation. Nur selten sieht man eine solche Zusammenstellung von Kunstwerken allerersten Ranges. Und auch das andere Buch über die Präsentation dieser Sammlung seit ihrer Entstehung, insbesondere aber über die Planung und über den Aufbau der brandneuen und soeben eingeweihten Jameel Gallery ist nicht nur für Designer und Museumsarchitekten, sondern für jeden Museumsfreund ein Gewinn. Zusammen aber erzählen diese beiden Bücher eine Geschichte, die, glänzend illustriert und mit allerhand Randbemerkungen versehen, wirklich spannend zu lesen und zu verfolgen ist. Und das ist diese Geschichte: Der großzügigen Unterstützung von Mohammed Abdul Latif Jameel und seiner Familie ist es zu danken, dass im Jahre 2003 mit einer radikalen Umgestaltung und Modernisierung der Islamischen Galerie im Victoria & Albert Museum in London begonnen werden konnte. Und deshalb konnte auch, erstmalig in der Geschichte des V&A, eine Auswahl aus den großartigen Sammlungen islamischer Kunst auf Reisen gehen. Diese Wanderausstellung „Palace and Mosque“ war in 2004 und 2005 in Washington, Fort Worth, Tokio und in Sheffield zu sehen. Inzwischen sind die Kostbarkeiten an ihren angestammten aber renovierten Platz zurückgekehrt und können in der neuen Jameel Gallery bewundert werden. Zu der glanzvollen Wiedereröffnung dieser Galerie für islamische Kunst im September 2006 wurde nicht nur der Katalog „Palace and Mosque“ nachgedruckt, sondern es erschien auch der schön aufgemachte Band, der die Geschichte der Sammlung im V&A, deren Präsentation im Museum und während der Stationen der zweijährigen Tournee, vor allem aber die Enstehung der neuen Jameel Gallery von der Idee über den Aufbau bis zur Fertigstellung und die damit im Zusammenhang stehenden restaurativen und konservatorischen Maßnahmen an einzelnen Objekten beschreibt. Die sich über die Jahrzehnte wandelnden Ausstellungskonzepte, die zeitgleichen aber gleichwohl vollkommen unterschiedlichen Präsentationsideen der Ausstellungsmacher von „Palace and Mosque“ und schließlich die schlicht, elegant und edel gestaltete Jameel Gallery sind ein hochinteressanter und unterhaltsamer Gang durch die Geschichte musealer Präsentation vom 19. Jahrhundert bis heute. Der Band schließt mit einem fotografischen Rundgang durch die neue Galerie, der die 400 ausgestellten Objekte im Kontext der Galeriearchitektur und mit den jeweils benachbarten Stücken zeigt. Wer dann genauer hinschauen möchte nimmt den Katalog und blättert sich kaleidoskopartig von einem Höhepunkt islamischer Kunst zum nächsten. Ob es der dominierende Minbar des Sultan Qa´ítbay aus dem Kairo des ausgehenden 15. Jahrhunderts ist, die zauberhaften Elfenbeinobjekte aus dem maurischen Spanien, das mit goldener Kalligraphie eingelegte Schwert von Schah Tahmasp, prachtvolle Lüsterkeramik oder der von einem Händler aus Chelsea erworbene und deshalb so in die Literatur eingegangene, prachtvolle „Chelsea Carpet“, es ist die höchste Qualität und der hervorragende Erhaltungszustand, die die Sammlung des V&A so bedeutend machen. Und mit dabei sind einige weltberühmte Unikate, die in der Wanderausstellung vorübergehend, und jetzt eben nur in der Jameel Gallery bewundert werden können, etwa der einzigartige fatimidische Bergkristallkrug aus dem 11. Jahrhundert, der „Luck of Edenhall“, ein wohl syrischer mit Emaillefarben und Gold verzierter Glasbecher, den Kreuzritter vielleicht schon in 13. Jahrhundert als vielbestaunte Rarität in das nördliche Brittannien gebracht haben, der fast 4 Meter hohe Kachelschmuck aus Istanbuler Keramik-Werkstätten des 18. Jahrhunderts mit Tschintamani-Muster und schließlich der Ardebil, der wegen seiner Größe, seinem perfekten Zustand und seinem eindrucksvollen persischen Floralmuster sicher berühmteste Teppich der Welt. Er bildet heute mit seinen fast 60 Quadratmetern den Mittelpunkt der Jameel Gallery, um den herum in frei stehenden oder Wandvitrinen alle andern Objekte gruppiert sind. Das bietet sich an und erscheint dem Besucher des Museums fast selbstverständlich und er macht sich keine Vorstellung, welche Schwierigkeiten und welchen Aufwand es erfordert, Objekte von der Größe des Ardebil oder der Istanbuler Kaminverkleidung überhaupt zu bewegen, zu konservieren und museal zu präsentieren. Davon wiederum erzählt das andere Buch. Beide zusammen sind ein perfektes Paar.

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