Peerless Images – Persian Painting and its Sources

Autor/en: Eleanor Sims
Verlag: Yale University Press
Erschienen: New Haven and London 2002
Seiten: 350
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: 60,– engl. Pfund
ISBN: 0-300-09038-2
Kommentar: Michael Buddeberg

Besprechung:
Die persische Malerei, insbesondere aus ihrer Blütezeit vom 14. bis zum 16. Jahrhundert, ist in der Literatur der letzten Jahrzehnte reich dokumentiert. Zahlreiche Monographien befassen sich mit kunsthistorisch abgrenzbaren Perioden, mit berühmten Sammlungen, mit herausragenden Malern, mit Manuskripten, Illustrationsfolgen zu klassischer Literatur oder mit den vielleicht schönsten Zeugnissen persischer Malerei, den Shahnama, den Büchern der Könige. Alle diese Publikationen belegen, dass die Kunstform der Malerei stets eine zentrale Rolle in der iranischen Kultur gespielt hat. Sie verbindet die Jahrhunderte, ja Jahrtausende persischer Geschichte, verbindet die vorislamische mit der islamischen Zeit und ist durch stets wiederkehrende Bildthemen trotz des Wandels von Stilen und Zeitgeist ein Element der Kontinuität. Hieraus entstand die Idee eines repräsentativen Buches über die persische Malerei, dargestellt an ihren Bildthemen. Ein solcher Zugang, losgelöst von Fragen des Stils und kunsthistorischer Kriterien, ist neu, ist verblüffend und wirft Fragen nach dem Sinn und dem Vorteil einer solchen Sichtweise auf. Dem im Klappentext und im Vorwort wiedergegebenen Anspruch, mit einem solchen Buch die Kunst und die Geschichte der iranischen Welt von prähistorischer Zeit bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts erfassen und darstellen zu können, wird das Ergebnis aber bei allem Bemühen und trotz der prachtvollen Ausstattung und der exzellenten und reichen Bildauswahl nicht gerecht und kann es auch nicht werden. Das liegt schlicht daran, dass auf erhaltenes Bildmaterial aus der Zeit vor dem 13. Jahrhundert kaum zurückgegriffen werden kann und dass auch die Einbeziehung anderer künstlerischer Techniken und Medien, wie Keramik, Stein oder Metall, weder den Zeitraum noch die Motive recht wesentlich erweitern. Der Kunstgriff, den geographischen Rahmen persischer Kunst sehr weit zu spannen, um so auch die großartigen sogdischen Wandmalereien aus Pendschikent aus dem 6. und 7. Jahrhundert n. Chr. mit einzubeziehen, überzeugt nicht. So faszinierend diese Fresken aus einer relativ kleinen aber reichen Stadt an der Seidenstraße, ca. 80 Kilometer östlich von Samarkand, auch sind, so sind sie dem persischen Kulturraum wohl kaum zuzurechnen. Die sogdische Kunst und Kultur ist durchaus eigenständig und mit den künstlerischen Traditionen des Iran sicher weniger verbunden als mit der Kunst Chinas der Tang-Zeit. Doch genug der Kritik: Die Darstellung der figürlichen Malerei Persiens geordnet nach Themen erklärt besser als jedes andere Buch über die persische Malerei den geistigen Hintergrund einer Kunstform, der über alle Zeiten stets unveränderte Überzeugungen und Grundwerte zugrunde lagen: Das Königtum und seine Legitimation, der tugendhafte Umgang mit gottähnlicher, herrschaftlicher Macht, die Verteidigung nationaler Grenzen und Überzeugungen und die Wichtigkeit religiöser Rituale und Pflichten. Schönsten Ausdruck finden diese Grundwerte in den Darstellungen von „razm u bazm“, den Darstellungen von Kampf, Jagd und Festen. Andere Themen, nicht weniger wichtig und aussagekräftig, sind bestimmte, stets wiederkehrende Figuren als gewissermaßen standardisierte Typen: Helden, Prinzen, jugendliche Liebhaber und bärtige Weise. Gleiches gilt für die Typisierung von Landschaften: Gärten mit ewigem Frühling, karge Wüstenlandschaften und bizarre Felsformationen. Die Themengruppen Tiere, realistisch oder poetisch und stets von hoher künstlerischer Qualität, christlich biblische Darstellungen und schließlich Illustrationsfolgen zu klassischer persischer Literatur, runden das Bild von der persischen Malerei. Bei nahezu allen dieser Themen liegt der deutliche Schwerpunkt der Auswahl im goldenen Zeitalter persischer Malerei, also bei Werken aus dem 14. bis zum 16. Jahrhundert. Und das ist auch gut so, denn an diesen narrativen Bildern, etwa aus dem „nazami khamsa“ von Schah Tamasp, oder den verschiedenen „shanama“, im königlichen Auftrag hergestellten Manuskripten und vielen anderen aus dieser Zeit, kann man sich an dem Detailreichtum, dem vollen Griff ins Leben jener Zeit, kaum sattsehen und sattfreuen. 250 Bilder neben einigen wenigen Keramiken und Metallarbeiten hat die Autorin für den etwa ¾ des Buches ausmachenden Thementeil ausgewählt. Der vorgeschaltete, historisch-chronologische Überblick, der die Verbindung zum konventionellen Blick auf die persische Kunst herstellt, ist mit weiteren knapp 100 Illustrationen versehen. Zwei Essays von Boris I. Marshak über die vorislamische Periode und von Ernst J. Grube über die malerischen Themen von „razm u bazm“ und eine nach sachlichen Gesichtspunkten geordnete, umfangreiche Bibliographie vervollständigen ein Buch, das gerade durch seine ungewöhnliche Konzeption einen Blick eröffnet auf Geist und Genius iranischer Menschen und ihrer Kultur. (- mb -)

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