Bengal – Sites and Sights

Autor/en: Pratapaditya Pal, Enamul Haque (Hrsg)
Verlag: Marg Publications
Erschienen: Mumbai 2003
Seiten: 152
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: US-$ –.–
ISBN: 81-85026-59-9
Kommentar: Michael Buddeberg

Besprechung:
Der rührige indische Verlag Marg Publications hat es sich zur Aufgabe gemacht, in einer von dem bekannten Indologen P.Pal herausgegebenen Schriftenreihe Sammelbände mit illustrierten wissenschaftlichen Beiträgen zu ausgewählten regionalen Kulturen des indischen Subkontinents zu veröffentlichen. Nach den Bänden über Kutch (2000) und Orissa (2001) liegt nun als dritter Band dieser Reihe ein Buch über das kulturelle Erbe von Bengalen vor. Der historische Begriff Bengalen bedarf einer Erklärung. Das Bengalen von heute ist eine Provinz im Nordosten Indiens. Bengalen im eigentlichen oder historischen Sinne umfaßt aber auch den sich östlich anschließenden, selbständigen Staat Bangladesch, errichtet im Jahre 1947 als der östliche Teil Pakistans, das Resultat einer recht willkürlich erscheinenden religiös, ethnisch und politisch motivierten Staatentrennung. Nach dem Willen der Politiker leben Hindus heute im indischen Bundesstaat Bengalen und Moslems im Staat Bangladesh. Doch beide sprechen dieselbe Sprache, haben dieselbe Geschichte und eine identische materielle Kultur. Sie leben in einer einheitlichen Landschaft, in der nur wenige Meter über dem Meeresspiegel liegenden Schwemmlandebene des unteren Ganges und des Brahmaputra. In dem Buch über das kulturelle Erbe von Bengalen sind die heute getrennten Landesteile einer einst einheitlichen Region wieder vereint. Die neun Essays über bedeutende archäologische Stätten aber auch über lebendige Städte mit bemerkenswerter multikultureller Vergangenheit stammen aus der Feder von wissenschaftlichen Autoren beider Landesteile. Der Begriff „multikulturell“ kann auch als Leitthema dieses Bandes gelten, denn das Spektrum des dargestellten kulturellen Erbes reicht von den frühen, vorbuddhistischen Gesellschaften des Subkontinents über die buddhistisch und dann seit dem Mittelalter hinduistisch geprägten Kulturen bis zu den zunächst von Portugiesen und später von Briten beeinflußten kolonialen Epochen Bengalens. Archäologische Funde, vor allem aber Baudenkmäler, gleich ob Ruinen oder heute noch intakte Gebäude wie Moscheen oder Paläste haben eine Besonderheit und Gemeinsamkeit: Passend zur Landschaft, zu der sie gehören und in die sie eingebettet sind, ist ihr Material der in dieser Schwemmlandebene vorkommende Ton. Figuren, Idole und Gefäße sind aus Terrakotta, die Bauten aus gebrannten Ziegeln und ihr dekorativer figürlicher oder floraler Schmuck, ist aus Ton modelliert. Bengalen hat damit im Kontext der kulturellen Entwicklung des Subkontinents eine durchaus eigenständige und bemerkenswerte Bedeutung. Über die Stilentwicklung von der prähistorischen bis zur kolonialen Zeit hinweg ist hier vor allem die Dekoration von Bauwerken durch figürliche oder ornamentale Terrakotta-Reliefs bemerkenswert. Anonyme Künstler schufen in diesem Medium Kunstwerke, die den Bronzen, Steinbildwerken oder Wandmalereien anderer Teile Indiens gleichberechtigt zur Seite stehen. Die Tempel von Bishnupur, die Terrakotten von Mangalkot oder die Ruinen von Paharpur sind hierfür herausragende Beispiele. Neun der wichtigsten Plätze des alten Bangalen werden in Wort und Bild eingehend beschrieben, erläutert und gezeigt. Es sind Orte, die, wie etwa Bishnupur oder Hooghly durchaus touristisch erschlossen sind, aber auch Plätze, wie Mainamati im Osten von Bangladesh, die als militärisches Sperrgebiet nur mit besonderer Genehmigung besucht werden dürfen. Der Zweck des Buches, einen repräsentativen Überblick über die materielle Kultur Bengalens zu vermitteln, wird durch die Auswahl von repräsentativen Plätzen und deren sachkundige Beschreibung in Wort und Bild durch die besten zur Verfügung stehenden Kenner der Materie ideal erreicht. Bengal – Sites and Sights ist ein weiterer wichtiger und rundum gelungener Band der Serie von Studien über die Besonderheiten regionaler Kulturen des indischen Subkontinents. (- mb -)

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