Orientalismus – Das Bild des Morgenlandes in der Malerei

Autor/en: Gérard-Georges Lemaire
Verlag: Könemann Verlag
Erschienen: Köln 2000
Seiten: 360
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: DM 49.80
ISBN: 3-89508-891-9
Kommentar: Michael Buddeberg

Besprechung:
Spätestens seit den Kreuzzügen hat der geheimnisvolle Orient die Phantasie europäischer Künstler angeregt. Ihren Höhepunkt erreichte dieses Interesse im 19. Jahrhundert, als diese Genremalerei so populär wurde, daß sie im Nachhinein einen eignen Namen erhielt: Orientalismus. Im 19. Jahrhundert liegt denn auch der Schwerpunkt des opulent illustrierten Buches. Decamps, Delacroix und Ingres, die berühmtesten Vertreter dieser Stilrichtung sind mit ihren Hauptwerken vertreten, daneben aber dutzende weiterer Maler aus England, Italien, Deutschland und vor allem Frankreich. Der Streifzug durch den Orient oder wie ihn sich diese Maler vorstellten ist ausgesprochen kurzweilig, vielseitig, interessant und gut für zahlreiche Entdeckungen. Architektur, Landschaften, prunkvolle Gewänder, Teppiche, orientalisches Gerät und immer wieder schöne Frauen bilden die Themen dieser Bilder. Am häufigsten begegnen wir der Odaliske und das wird seinen Grund darin haben, daß mit diesem ethnologisch-exotischen Hintergrund sogar das hüllenlose Bildnis von Haremssklavinnen und Tänzerinnen selbst im prüden 19. Jahrhundert geduldet war. Der eigentliche Wert des Buches liegt aber darin, daß es sich nicht auf das 19. Jahrhundert beschränkt, sondern aufzeigt, in welchem Umfang der Orient die Künstler schon vor und auch nach dem 19. Jahrhundert beschäftigt hat. Bellini, Veronese und Tintoretto waren als Venezianer dem Orient sehr nahe, aber auch Altdorfer, Rubens und Rembrandt, um nur einige zu nennen, ließen sich vom exotischen Sujet faszinieren. Aus der Zeit danach mögen die Impressionisten Renoir und Manet – beide vertreten mit Odalisken – oder Matisse, Kandinsky und Macke genannt sein. Ein wunderschöner Streifzug durch 700 Jahre europäischer Malerei und schließlich: Viel Buch für wenig Geld. (- mb -)

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